Montag, 08.05.2023
Ein weiterer Tag voller Arbeit. Schon in aller Frühe fahre ich mit dem Uber zum Yachthafen. Franzi und Lars haben es gut. Sie können liegen bleiben und richtig Urlaub machen.
Heute müssen wir den Liegeplatz im Hafen verlassen und wieder vor Anker gehen. Paul und Crew machen neue Einkäufe. Es bereitet Schwierigkeiten, all das Wasser zu verstauen, 40 Gallonen – wer hat sich dieses seltsame Maß ausgedacht – größere Gebinde sind nicht zu bekommen.
Dank Torsten, der aus der Heimat zugeschaltet ist, gelingt es Ian und mir, sein Laptop mit dem Funkgerät zu verknüpfen. Wir schaffen es, eine mail zu versenden und Grib-Daten für die Wetterkarte abzuholen. Das erleichtert mich sehr und kann den Fokus auf andere Dinge lenken.
Ich gehe ins Marina-Office und bekomme eine Rechnung über 320 Dollar für vier Nächte präsentiert. Es braucht eine Weile, bis ich den Damen klar machen kann, dass ich nur 3 Nächte bezahlen möchte, weil ich eben auch nur diese Zeit in der Box genutzt habe. Das macht dann zwar immer noch 250 Dollar mit Taxes und Wasser aber es hört sich einfach nach nicht ganz soviel an. Dann verlassen wir die Marina und gehen unweit davon entfernt wieder auf 9m Wassertiefe vor Anker. Paul macht sich erstmals auch in Fahrt mit dem Boot vertraut und lernt direkt mit dem Bugstrahlruder und der Ankerwinde umzugehen.
Time to go to the Customs and Immigration-Office. Wir setzen mit dem Dinghy über zum Dock und nehmen ein Uber für etwa 2km. In der Mittagshitze mag keiner mehr als nötig der Sonne ausgesetzt sein. Der uns zugeteilte Officer ist sehr entspannt und erledigt den Papierkram für uns. In weniger als einer Stunde ist es vollbracht. Paul, Ian und David sind abgemeldet und müssen jetzt innerhalb von 48 Stunden das Land verlassen.
Wir verabschieden uns für heute – so hab ich zumindest gedacht – und wollen später noch goodbye sagen. Paul bringt mich rüber zur „Renewal“, der Hunter 49 von Jim und Stacie. Sie sind zusammen mit Marlene extra von Fajardo nach San Juan gesegelt, um mich zu verabschieden. Das fühlt sich nach wahrer Freundschaft an. Jim und Paul kommen kurz ins Gespräch, bevor er zu seinen Jungs auf die Petoya Too zurück fährt. Morgen wollen sie in See stechen und es bedarf noch weiterer Vorbereitungen.
Derweil fahren meine amerikanischen Freunde mit mir zu einem Strand jenseits einer verfallenen Brücke. Zwar dürfen wir hier eigentlich nicht mit dem Dinghy fahren aber es findet sich niemand, der das Verbot durchsetzen möchte.
Jim lässt es sich nicht nehmen und lädt mich zum Abschied in ein mexikanisches Restaurant im Convention-Center ein. Darüber freue ich mich riesig. Allerdings bekomme ich einen kleinen Dämpfer, als mich die Nachricht von der Petoya Too Crew erreicht, dass die 12v-Steckdose nicht mehr funktioniert. Paul überlegt, die Abfahrt auf Mittwoch zu verschieben. Das gefällt mir allerdings nicht so gut und ich will nach dem Essen nachsehen, ob ich das Problem noch beheben kann.
Jim fährt mich noch einmal rüber zur Petoya Too, nachdem wir vom Essen zurück sind. Paul hat derweil versucht, den Stecker auszubauen. Allerdings geht meine Methode, einfach nur zwei Schrauben, die das komplette Elektropaneel fixieren, zu lösen. Damit kann ich hinter die Kulissen schauen und stelle schnell fest, dass lediglich eine Sicherung rausgeflogen ist. Es sind immerhin 10 Ampere und ich frage mich, was die da für einen Stromfresser angehängt haben. Aber das ist jetzt zweitrangig. Ich habe Ersatz und die Stromquelle funktioniert wieder wie gewohnt. Dann stellt Paul die – für mich erlösende – Frage, ob die Crew willens ist, nun doch wie geplant schon am morgigen Dienstag los zu segeln. Und alle antworten einhellig „YES“
Mir fällt ein Stein vom Herzen. Es ist mir sehr viel lieber, dass Petoya Too abgelegt hat, bevor ich das Land verlasse. Und so soll es nun auch geschehen. Wir holen das Dinghy an Deck und befreien es vom Schleim der sich in den vergangenen Wochen an ihm festgesetzt hat, lassen die Luft ab und verstauen es unter Deck auf der Koje im Heck. Nun heißt es „farewell“ zu sagen. Die Crew ist guter Dinge und ich bin zuversichtlich, dass sie die beiden Etappen von San Juan über Bermuda bis nach Sao Miguel auf den Azoren gut bewältigen werden.
Auf Wiedersehen Paul, Ian und David auf den Azoren!!!
Ich weiß, dass das Boot in guten Händen ist und freue mich, dass die drei so großen Spaß am Segeln haben. Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass es die richtige Entscheidung ist, das Boot hier abzugeben und nicht noch einmal eine Strecke von 3000 Seemeilen über den offenen Ozean zu fahren. Ich werde nicht dabei sein, wenn sie den Anker lichten und wegfahren. Ich freue mich darauf, im Apartment einfach endlich ausschlafen zu können morgen früh.
Franzi und Lars haben sich zum Abschluss noch einmal mit Leonie und Thilo verabredet. Sie sind im gleichen Center, in dem ich eben schon mit Stacie, Jim und Marlene war. Ein Absacker ist genau das, was ich jetzt brauche.
Hallo Thomas, nun ist es vorbei und deine Petoja Too unterwegs Richtung Nordost. Ist es nicht traurig zuzusehen wie dein Boot den Hafen verläßt?
Zumindest ergeht es mir so !!!
Deine Berichte über die Tour haben wir mit Spannung verfolgt. Jeden Morgen als erstes nachgeschaut ob es einen Neuen gibt. Vielen Dank dafür. Wir wünschen dir eine gute Heimreise und der Crew eine problemlose Überfahrt nach Europa. Vielleicht kannst du uns weiter berichten wie es den Dreien und mit der Petoja Too weiter geht.
Liebe Grüße aus dem auch hier frühlingshaftem Brandenburg von Roswitha und Dieter.
Hallo Thomas, irgendwie ist es ja jetzt, wo Du nicht mehr auf dem Boot bist, doch ein wenig komisch. Schließlich waren Petoja und Du eine Einheit. Ich hoffe, Du kommst mit der Trennung klar. Aber oft ist ja auch die Vorfreude auf ein Wiedersehen besonders schön. Wie im sonstigen Leben. Wir drücken den Schotten die Daumen für eine schöne, orcafreie Überfahrt.