Wir wollen am Vormittag nochmal durch den hübschen Ort gehen und dann auch noch zum Fort Napoleon hinauf stiefeln. Das haben wir uns als kleine Belastungsprobe ausgedacht, um festzustellen, ob wir vielleicht auch schon wieder größere Touren unternehmen können. Heute ist es sehr regnerisch und auch der Wind will nicht locker lassen. Die vergangene Nacht war wenig besser, als die davor. Markus und ich sind vollkommen gerädert und deswegen auch etwas träge heute. Der Erholungseffekt der vergangenen Nacht hält sich deutlich in Grenzen. Nun also geht es auf einer asphaltierten Straße mit 16 Prozent Steigung den Berg hinauf. Natürlich hat sich Napoleon seine Festung auf den höchsten Punkt der Insel setzen lassen – zu unserem Leidwesen. Wenn die Sonne heraus kommt und die Feuchtigkeit auf dem Boden verdunsten lässt, fühlt es sich fast an, wie in der Sauna nach einem Aufguss. Zum Glück habe ich uns Wasser eingepackt. Der Weg ist beschwerlich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach einer Infektion so schnell abbauen würde. Aber am Ende schaffen wir es nach ganz oben und haben einen tollen Ausblick auf die umliegenden Inseln mit ihren schönen Buchten. Das Farbenspiel ist grandios und die Kontraste immer wieder ein Augenschmaus. Vom tiefen Blau des Atlantiks ändert sich die Farbe in Küstennähe auf ein saftiges Grün und in Teilen auf Türkis. Dazu die vielen bunten Häuser des Dorfes, das Grün der Palmen und Sträucher und die schneeweißen Wolken, die sich aber zum Horizont hin verdichten. Dort sieht es verdächtig nach einem der vielen Squalls aus, für die die Karibik eben auch bekannt ist.
Am Eingang zum Fort begrüßt uns ein Franzose mit ein paar deutschen Worten und macht uns darauf aufmerksam, dass wir – wenn wir wollen – ein paar Igunanas (Leguane) sehen können, wenn wir oben durch den botanischen Teil gehen würden. Darauf bin ich gespannt. Wir hatten zwar auf Dominica schon welche gesehen, aber vielleicht kommen wir hier ja noch näher dran an diese Urzeittiere.
Wir machen uns auf den Weg nach Guadeloupe. Es sind nur ca. 25sm bis zum Yachthafen. Allerdings werden wir kaum auf direktem Weg hinfahren können. Der Wind steht nicht günstig und weht für meinen Geschmack etwas zu stark. Wir packen das Beiboot auf´s Vordeck und legen um halb ein von der Boje ab. Eigentlich wollte ich zwar schon um 12 Uhr los aber einer dieser kräftigen Schauer hat das verhindert. Wir lassen das Großsegel im zweiten Reff und damit sehr stark verkleinert. Zunächst versuche ich unter Motor noch ein wenig gegenüber Nordosten gut zu machen aber das ist bei den Wellen überhaupt nicht angenehm. Eben hatte ich auf dem Regenradar gesehen, dass wir heute auch auf dem Wasser wieder einem Squall begegnen werden. Das braucht keiner! Mit ebenfalls verkleinertem Vorsegel können wir nur in Nordrichtung segeln. Wir brauchen aber Nord-Nord-Ost. Und aus Osten sehen wir diese schwarze Wolkenwand langsam und unaufhörlich auf uns zukommen.
Wir bergen das Großsegel und fahren unter Motor bei unangenehm hohem Wellengang und prasselndem Regen gegen den Wind. Das Boot stampft wie wild. Ein Rodeoritt ist nichts dagegen. Der einzige Vorteil, den ein solcher Squall hat ist, dass der sintflutartige Regen die Wellen in kurzer Zeit so flach drückt, dass es scheint, als sei die See plötzlich beruhigt. Nachteil ist, dass ich in ca. einer Minute klitsch nass bin. So kämpfen wir uns durch diese 20 Minuten andauernde Hölle und können danach sogar noch richtig gut und schnell segeln. Wie erhofft sind wir gegen kurz vor 5 am Nachmittag vor dem Hafen in Pointe a Pitre auf Guadeloupe. Der Dockmaster kennt den Bootsnamen und weist uns wenig später schon eine Box zu. Zum Glück fädelt er die Leine für uns durch die Mooringtonne. Wir müssen nur noch rückwärts in die Box einfahren. Das klappt hervorragend und plötzlich liegen wir still. Nichts bewegt sich. Das lässt auf eine endlich einmal ruhige Nacht hoffen. Endlich schlafen. Das fehlte uns in den vergangenen Tagen.
Ausgeschlafen und trotzdem noch müde
Ein paar Erledigungen und organisatorische Dinge sind zu machen. Zur Capitanerie, Liegegebühr bezahlen, zur Autovermietung und für drei Tage einen Wagen leihen, zur Segelmacherin, nachfragen, ob sie die Baumplane reparieren kann. Danach ein paar Reparaturen. Ich muss die Sicherung für die Selbststeueranlage ersetzen. Markus hatte vor ein paar Tagen festgestellt, dass sich an einer Kabelverbindung ein paar Litzen gelöst haben und für einen Kurzschluss sorgten. Und tatsächlich funktioniert die Anlage jetzt wieder. Ich hoffe auch im richtigen Betrieb und nicht nur hier im Hafen.
Am frühen Nachmittag zieht es Markus und mich in die unbekannte Stadt. Wir sind sehr gespannt, was uns hier erwartet. Der erste Eindruck ist, dass auch hier – wie auf Dominica – sehr viele Gebäude verfallen sind. Es hat zwar alles irgendwie einen eigenen Charme aber ob es am Ende den Einheimischen auch gefällt, ist die Frage. Auf dem Weg in die City kommen wir am Barbershop vorbei und jetzt gilt es. Markus liegt mir schon seit Tagen in den Ohren, er müsse endlich zum Frisör. Et voila…
Es folgen ein paar Einblicke in eine Stadt, in der es vor ´Lebens´künstlern scheinbar nur so wimmelt. Und auch hier gibt es ohne Ende Kontraste in allen Facetten.
Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende. Ab morgen sind wir mobil und wollen Guadeloupe erkunden. Es gibt hier ein paar Spots, die wir unbedingt sehen wollen. Seid gespannt, was uns hier erwarten wird. Wir sind es auf jeden Fall…
Hallo ihr Zwei, eure Erlebnisse bringen uns die Karibik näher. Es sind beeindruckend schöne Fotos und Berichte. Ja, eine sehr farbenfrohe Ecke der Welt. Hier in Europa ist es zur Zeit nicht erfreulich die Nachrichten zu lesen. Wir wünschen euch noch eine schöne Zeit.
Liebe Grüße von Roswitha und Dieter