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Sagenhafte Streetart gibt es in Glasgow und wir sind auch von dieser Stadt schnell in ihren Bann gezogen.

Die Zugfahrt nach Glasgow dauert etwa 50 Minuten und führt uns ins Zentrum der ehemaligen Industrie- und Werftenstadt. Zunächst müssen wir uns an die neue Umgebung gewöhnen. Es sieht auf den ersten Blick etwas unordentlicher aus. Aber je länger wir in der Stadt sind, desto wohler fühlen wir uns. Doch der Reihe nach…

Als wir am Bahnhof ankommen und unsere Gepäckstücke mühsam hinter uns her ziehen, entdeckt Sonja, die zur Zeit Kunstgeschichte in Düsseldorf studiert, eine Professorin, die laut dem Time-Magazin zu den 100 einflussreichsten Frauen der Welt zählt, im Vorbeigehen. Sonja hat sie nie persönlich kennen gelernt aber im Studium schon oft zitiert, wenn es um Vorträge und Hausarbeiten ging. Sie spricht die Dame an und fragt sie, ob sie Bénédicte Savoy sei. Und ja, sie ist es. Was für ein toller Moment für Sonja und was für ein unglaublicher Zufall, dass sie ausgerechnet hier eine für sie so wichtige Person trifft.

Am Hotel angekommen, können wir für mich noch einen Platz dazu buchen und das Zimmer beziehen, viel früher als gedacht. Das eröffnet uns die Möglichkeit, schon heute einen Streifzug durch die Umgebung zu unternehmen. 

Die Wanderung führt uns in den nahe gelegenen Glasgow Green Park. Der McLennan Arch, ein kleiner Triumphbogen und der Peoples Palace mit dem riesigen und reich verzierten Glashaus sind imposante Bauwerke in diesem weitläufigen Areal.

Über den River Clyde führen einige schöne Brückenbauwerke.

Die Tour wird ausgeweitet. Wir haben noch genug Energie und wollen zur Kathedrale, die erstmalig im 12. Jahrhundert Erwähnung fand und zum oberhalb gelegenen Friedhof, von dem aus man einen schönen Blick über die Stadt Glasgow hat. Um 17:01 erreichen wir das Portal und werden leider nicht mehr hinein gelassen. Last entry = 17:00. Sehr schade, da bleibt mir nur der Blick über die Schulter des Wächters.

Langsam tun die Füße weh und es wird Zeit, etwas zu essen. Es geht zurück zum Hotel. In der Nähe finden wir ein indisches Restaurant, das Essen ist gut und bezahlbar. So lassen wir den Tag entspannt ausklingen.

Dienstag, 18.07.2023

Heute besuchen wir eine Synagoge in Glasgow. Sonja hatte die Idee dazu und ich bin gespannt, was uns erwartet. Der Weg dorthin führt uns zunächst in den Untergrund. Ja, Glasgow hat eine U-Bahn und die sieht recht antiquiert aus. Und als sie gebaut wurde, müssen die Menschen noch deutlich kleiner gewesen sein.

Die U-Bahn ist vermutlich für Hobbits gebaut worden.

Nun stehen wir vor der Eingangstür der Synagoge. Sie ist mit einer Mauer und Zäunen eingefasst. Eine freundliche Dame öffnet die Tür und führt uns in einen Gemeinschaftsraum. Dort wartet schon ihr Mann und gemeinsam erklären uns die beiden, wie es hier in Glasgow zum Aufbau einer jüdischen Gemeinde kam. 

Ausgangspunkt war die industrielle Revoluion. Damals kamen viele Menschen aus Ost- und Südosteuropa hierher. Ursprünglich wollten sie nach Amerika auswandern aber einige sind in Großbritannien geblieben. Die Gemeinde wuchs schnell. Vor und während des zweiten Weltkrieges kamen sogenannte Kindertransporte und vor den Nazis Fliehende. Die Kinder wurden von ihren Eltern nach England geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen.  Dort wurden viele dann zu Weisen. 

Synagoge in Glasgow
Wir entdecken viele Details, die uns von dem Ehepaar sehr anschaulich erklärt werden.
Das "ewige Licht" schwebt über dem Altar.
Sehr bedrückend die Geschichte zu den Kindertransporten
Die Synagoge hat eine lange und ereignisreiche Geschichte hinter sich.

Tief beeindruckt verlassen wir diesen Ort und stellen uns die Frage, warum werden immer wieder Menschen verfolgt und angegangen, die niemandem etwas zu Leid getan haben, warum müssen Synagogen oder Moscheen geschützt werden, wie ein Hochsicherheitstrakt? Warum sind viele Menschen nicht offen für Toleranz. Wir haben keine Antworten darauf, schütteln nur immer wieder den Kopf und versuchen, das gerade Erlebte zu verarbeiten.

Miss Cranston & Mr. Mackintosh

Sarah hatte die Idee ein Museum im Stadtzentrum zu besuchen, das auf den ersten Blick gar nicht so aussieht, als sei es ein Museum. Es ist eigentlich eine Mischung aus mehreren Komponenten. 

Etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Tee in England eingeführt und schnell zum Nationalgetränk. So entstanden im Laufe der Zeit auch Teehäuser in denen das Getränk auch dem gemeinen Volk zugänglich gemacht wurde. Die Idee dazu und auch das Geld hatte in Glasgow die Hotelerbin Catherine Cranston. Und die wiederum hat einen Architekten und Künstler für ihre Teehäuser gefunden, der seiner Zeit weit voraus war. Er hatte seinen ganz eigenen Jugendstil und konnte seinen Ideen dank seiner Auftraggeberin freien Lauf lassen. Wir streifen durch das kleine Museum und sind begeistert von all den Dingen, die Mackintosh kreiert hat. Die moderne und für damalige Zeiten revolutionäre Architektur verbunden mit künstlerischen Details, Bildern, wunderschönen Türen, Gemälden und Möbeln. Ein Multitalent!

Danach genehmigen wir uns im angeschlossenen Original Teehaus eine Kanne mit exzellentem Tee und dazu noch eine formidable Linsensuppe und dann einen Classic scone with jam & clotted ceam. Das war der erste den ich gegessen habe und gleich der beste, den ich je gegessen haben werde.

Wenn man der Tafel Glauben schenken darf, gab es in Glasgow das erste Teahouse von Großbritannien
Das Teehaus im Jugendstil
Scones sind yummy

Morgen geht die Tour weiter. Wir haben einen kleinen Lieferwagen und fahren damit in die Highlands – zum Campen. Wir sind sehr gespannt auf die neuen Eindrücke und Landschaften. 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Gaby Klasen

    Schöne Entdeckungen macht ihr.

  2. Entweder_Oder

    Glasgow… wird so unterschätzt, oder? Und hat soviel Herz, Echtheit und Gradlinigkeit… and I just love the Glaswenigan accent, dieser Singsang, immer wird alles „komisch“ betont, geht aber irgendwie immer ‚rauf und ‚runter, wie in einem Lied… irgendwann kann man es verstehen.
    Solltet ihr über die Stadt Falkirk fahren, kann ich die „Kelpies“ empfehlen, möglichst bei Sonnenschein,
    https://www.thehelix.co.uk/
    und auch das „Falkirk Wheel“ https://www.scottishcanals.co.uk/falkirk-wheel-3/
    Hoffe auf einen Bericht der beiden nationai Getränke: 1a: Whiskey und 1b: IrnBru
    https://www.agbarr.co.uk/our-brands/barr-soft-drinks/irn-bru/
    No visit to Scotland is completed without a taste of these two, take my word!
    Enjoy your time in Scotland!

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