Nur noch zwei Segeletappen bis San Juan. Wir verlassen am nächsten Morgen gegen 9 die unruhige Bucht und schon kurz nachdem der Anker oben ist, können wir – nur mit der Genua – segeln. Das wird ein gemütlicher Tag. Mit knapp 4 Knoten dümpeln wir dahin und sind tiefenentspannt. Allerdings gibt es zur Zeit auch gar keine andere Chance, die Hitze zu ertragen. Wir suchen uns an Bord irgendeinen Schattenplatz und haben teilweise die kleinen Lüfter eingeschaltet, damit zumindest der Schweiß, der uns von der Stirn und den Armen herunter perlt, trocknen kann. Heute sind es fast 34° und weil wir vor dem Wind segeln, ist dieser für uns an Bord kaum zu spüren.
Am frühen Nachmittag kommt die kleine Insel Icacos in Sicht. Relativ ungeschützt gegen den Wind und die Wellen aus Südost gibt es einen Ankerplatz, der sehr frequentiert ist. Ausflugsboote, große Katamarane mit 50 Leuten darauf, Motorboote liegen im türkisen Wasser vor Anker und der sehr schöne Strand ist voller Leben und bunter Schirme. Ein schöner Platz zum Abschluss unserer Tour über die Spanish Virgin Islands. Wir setzen mit dem Dinghy über an Land und machen einen Spaziergang. Ich denke bei mir, dass das doch der perfekte Ort und die perfekte Zeit wäre, seinem Partner/ seiner Partnerin das „Ja“-Wort zu geben oder zumindest nachzufragen, ob eine Hochzeit infrage kommen könnte. Aber sowenig meine Freunde bei der vorhergehenden Tour unter der Palme auf Palominos stehend auf meine Bemerkungen zu diesem Thema reagiert haben, so wenig reagieren auch die jetzigen darauf. Ja, ich weiß. Ich bin manchmal unmöglich. Aber vielleicht ist es ja auch der entscheidende Schubser, den ich gebe 🙂 Ich glaube ich sollte mit den kleinen Scharmützeln aufhören. Bitte seht es mir nach.
Zum schnorcheln reicht die Zeit nicht mehr. In der Ferne sehen wir die Yacht unserer amerikanischen Freunde. Die „Hunter 49“ ist am Vorsegel erkennbar. Wie bei der Fotosession schlägt es ein wenig. Ich hoffe, dass Jim das Problem damit gelöst bekommt. Sie ankern dicht hinter uns und haben ihre Tochter Marlene und einen Freund der Familie – ebenfalls Jim – mitgebracht. Die Begrüßung ist wieder sehr herzlich. Jetzt lernen sie auch Franzi und Lars noch kennen. Zwar haben wir nur etwa 2 Stunden Zeit – weil es dann schon fast dunkel ist – aber wie immer finden wir direkt in nette Gespräche hinein. Und da es heute zum wiederholten Male sehr heiß ist, bekommen wir Eiskalte Getränke und Wassereis mit tropischen Früchten spendiert. Jim und Stacie wollen zum Abschluss meiner Tour sogar noch nach San Juan kommen und mich am Vorabend meines Abfluges noch einmal sehen. Ich bin tief beeindruckt davon und freue mich, dass wir uns noch ein letztes Mal sehen werden, zumindest, was meine Reise hier betrifft.
Im Licht der untergehenden Sonne verlassen uns die Bowers wieder. Sie müssen sich beeilen, im letzten Tageslicht wieder zurück am Ankerplatz zu sein.
Jim, Stacie und Marlene, ich wünsche Euch Maseltov. Danke, dass Ihr da seid!
Mittwoch, 03.05.2023
Schon um kurz nach 6 bin ich aus den Federn und habe das Glück, einen schönen Sonnenaufgang mitzuerleben. Wir wollen unbedingt noch – vor der längsten Etappe unseres Törns – am Riff schnorcheln gehen. Nicht umsonst sind dafür Mooringbojen ausgelegt worden, an denen auch gestern permanent Boote festgemacht haben und sich Massen an Menschen ins Wasser ergossen haben. Um kurz nach 8 machen wir an einer Boje fest und sehen zum ersten Mal in der Karibik ein völlig intaktes Riff. Viele Fische sind sofort in der Nähe von Petoya Too und knabbern die kleinen Tierchen ab, die sich offensichtlich immer auf´s neue an mein Boot heften. Die Fische hätte ich gerne häufiger in der Nähe gehabt, sie hätten mir die Reinigungsarbeiten ersparen können.
Jim hatte gestern Abend eine Haarsträubende Geschichte erzählt. Einer seiner Freunde hat vor einiger Zeit das Unterwasserschiff der „Renewal“ reinigen wollen und dann sei ein – den Menschen freundlich gesonnener – „Manati“ (Seekuh) neugierig auf seinen Freund zu geschwommen und und hat ihn freundlich umarmt. Er hat das Zusammentreffen überlebt. Aber die Vorstellung, dass wir solch einer Seekuh (ausgewachsen mehr als 3 Meter lang) begegnen, lässt uns mit noch mehr Respekt ins Wasser gehen.
Um viertel nach 9 machen wir uns auf den Weg. Heute sind es etwa 37 Seemeilen und bei einer vermuteten Geschwindigkeit von 5 Knoten werden wir etwa 7 Stunden benötigen. Anfangs geht es mit Motorunterstützung etwa eine Stunde lang nach Nordwesten, damit wir später einen besseren Winkel zum Wind haben. Dabei nimmt die Wassertiefe schnell zu und schon bald ist die Flüssigkeit unter uns mehr als 500 Meter dick. Zeit, die Angel wieder klar zu machen. Doch wieder bleibt dem nicht gefangenen Fisch der „Coup de grace“ erspart. Er kann – ohne es zu ahnen – noch lange Zeit weiter leben. Dann ist es soweit. Wir setzen nach langer Zeit den Blister und der zieht uns mit ordentlichem Tempo in Richtung des Endpunktes meiner Reise in der Karibik. Später nehmen Wind und Welle aber so sehr zu, dass Petoya Too beginnt zu „geigen“
In der Ferne kommt nach 4 Stunden Fahrt der Tower und wenig später die Silhouette von San Juan in Sicht. Wir sind schneller voran gekommen als gedacht und sehen bald die bunten Häuser von La Perla, einem Stadtteil von San Juan. Dann sehen wir schon die beiden großen Forts, die es nicht nur auf den französischen und ehemals englischen Inseln gibt. Kurz danach biegen wir in das breite Fahrwasser ein, das in die großen Hafenanlagen und den Kern San Juans führt. Zwei überdimensionierte Kreuzfahrtschiffe liegen an den Piers. Dann geht es nach Osten in ein großes Hafenbecken, an dessen Ende unser Ankerplatz liegt. Doch kurz bevor der Anker fällt, gibt es für mich ein Highlight dieser Reise.
Das dunkelblau gestrichene Boot von Leonie und Thilo liegt ebenfalls hier vor Anker. Es ist die Crew der „bluehorizon“ (www.bluehorizonsailing.de). Mein Chef hatte mich vor etwa 3 Jahren auf die Idee gebracht, auf deren Instagram-Account und vor allem auf youtube deren Videos zu schauen. Die unbekümmerte Art, wie die (ehemals drei) jungen Leute an die Reise ihres Lebens herangingen und immer noch gehen, hat mich fasziniert. Sie kommen sehr authentisch und sympathisch rüber und es macht Spaß, zu sehen, was sie alles erleben und mit welchen Schwierigkeiten sie fertig werden.
Insgeheim hatte ich schon länger darauf gehofft, dass ich ihnen in der Karibik vielleicht begegnen werde. Aber da ich gar nicht wusste, wie deren Pläne aussehen und sie sich Anfang diesen Jahres noch in der südlichen Karibik aufgehalten haben, konnte ich nicht davon ausgehen, dass aus dem Wunsch, Leonie und Thilo zu treffen, Wirklichkeit werden könnte. Erst als sie sich und ihr Boot über Martinique weiter nach Norden bewegt haben und sie offenkundig noch weiter in die Richtung unterwegs waren, in der ich mich schon mit Petoya Too befand, habe ich genauer verfolgt, welchen Weg sie nehmen. Vor Zwei Wochen haben sie mich dann „überholt“ und waren plötzlich in San Juan. Mit Thilo konnte ich in dieser Phase über Instagram Kontakt aufnehmen und er ist auf meine Anfrage auch eingegangen.
Nun ist es doch noch so gekommen und ich hoffe, dass wir uns auch persönlich begegnen werden.
Heute Abend also treffen wir uns. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf das Treffen.
Hallo Thomas,
die Flaggen am Capitol sind natürlich nicht auf Halbmast, weil dort renoviert wird, sondern auschließlich aus dem Grund, weil Deine Reise bald vorbei ist. Da kommt auch in der Karibik ein ganz klein wenig Wehmut auf.
Lieber Thomas,
ich muss mich Barbara und Peter anschließen. Ich würde die Flaggen auch gerne auf Halbmast setzen. 😉
Heute war ich beim Lesen des Blogs wehmütig. Ich freue mich für Dich,weil Du endlich mal wieder nach Hause kommst, aber was sollen wir hier abends ohne Deinen Blog machen? 😭🤣
Vor allem Deine klitzekleinen Anspielungen z.B.zum Thema Heiratsantrag sind herrlich. 🤣
Es ist aber wirklich großartig, dass Du die Blue Horizon entdeckt hast und Ihr Euch endlich treffen könnt. Glückwunsch dazu 🎂😊🎂
Ich, bzw. wir wünschen Dir noch einen großartigen letzten Karibik Tag und danach einen angenehmen Flug nach HAUSE 😎😊😎