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Auf dem Rückweg nach Lanzarote habe ich einen Aufenthalt von fast 7 Stunden in Madrid - hier Terminal 4

Am Montag Morgen geht es wieder zurück auf die andere Insel, nachdem mir die Rettungsinsel doch zu ungemütlich erschien. Es ist ein seltsames Gefühl, dahin „zurück“ zu reisen, wohin andere für 2 Wochen in den Urlaub fahren und zu Hause nur zu einem Kurzbesuch zu sein.  Ich habe mich sehr darüber gefreut, ´alte´ und bekannte Gesichter wiederzusehen.

Mit „Iberia“ geht es von Düsseldorf aus nach Madrid. Mit dieser Stadt hatte ich mich vorher noch nie befasst. Ich weiß nur, das es Spaniens Hauptstadt ist, eine Millionenstadt in der Mitte Spaniens. Dass es dort einen hochverschuldeten Fußballverein gibt und ein weltbekanntes Museum „Prado“. Da der Flughafen gut an die City angebunden ist, fahre ich mit der Bahn ins Zentrum und versuche mich ein wenig „schlau“ zu machen, was man denn in der Kürze der Zeit dort alles besichtigen kann. Den Gedanken, eine Sightseeing-Tour mit dem Bus zu machen verwerfe ich. Ich versuche ausfindig zu machen, wie es in die Altstadt geht und erkunde einen Teil davon per Pedes. 

...ach ja, in der Hauptstadt gibt es natürlich für alle möglichen Bereiche entsprechende Ministerien. Hier das Landwirtschaftsministerium. Understatement geht anders...
Das Museum muss noch auf mich warten, dafür ist die Zeit zu knapp
Ein paar wunderschöne alte Häuser gibt es in Madrid.
Riesige Plätze findet man hier auch. Da ist der Name Programm: Plaza Mayor
Jack Sparrow wurde diese Piratenkneipe gewidmet
Eine alte Uhrmacher-Werkstatt für die meisten Marken

Zurück auf Lanzarote

Das Schiff muss noch ein wenig vorbereitet werden auf den Landgang, den es ab Mittwoch erfahren soll. Und dann ist es soweit. Nach knapp 3 Wochen wird das Boot erstmals wieder bewegt. Um 9 Uhr lege ich ab und fahre das kurze Stück hinüber zum sogenannten Travellift. Das ist ein Kran, der es relativ einfach ermöglicht, ein Schiff aus dem Wasser zu heben. Allerdings gilt das für Petoya Too nur eingeschränkt. Das Problem ist, dass das Boot ein Langkieler ist. Am hinteren Ende des Kiels ist eine kleine Lücke, damit der Propeller noch wirken kann und noch weiter nach achtern (hinten) kommt dann das Ruderblatt. Es braucht mehrere Versuche, den sehr breiten Bergegurt knapp hinter das Ende des Kiels zu platzieren. 

Das Boot hängt in den Gurten - nach mehreren Fehlversuchen
Hier ist gut zu erkennen, wo das Problem liegt. Der Gurt darf nicht zu weit hinten sein, weil er sonst die Motorwelle beschädigen würde. Aber ein Stück weiter nach rechts ist (noch im Wasser) das Ende des Kiels. Sehr gut erkennbar sind auch zigtausende Pocken und Muscheln, die sich auf dem Unterwasserschiff festgesetzt haben.
Auch der Propeller ist schon mit Bewuchs überzogen
Da muss nun mit Hochdruck gearbeitet werden, damit es nicht noch schwieriger wird, den Bewuchs vom Boot zu entfernen. Aber so richtig gelingt das selbst mit dem harten Wasserstrahl nicht.
Hilfreich ist ein breiter Spachtel bzw. Schaber, den mir die Thalassa-Crew ausleiht. Damit geht es zum Glück dann ganz gut mit dem Entfernen der Muscheln.
Der Werftchef hat alles im Griff und ist total hilfsbereit
...er gibt mir zur "Behandlung" des Propellers eine Flasche mit unbekanntem Inhalt, erklärt mir, was ich tun soll und innerhalb weniger Minuten sieht der Propeller fast wieder aus, wie neu.
Ich bin schwer beeindruckt und will glaube ich gar nicht genau wissen, was das für ein Wundermittel ist.
Das hier ist die sogenannte Logge. Ein kleines Schaufelrad, das vom fließenden Wasser angeströmt wird und sich dadurch dreht. Dabei ist ein "Abfallprodukt" die Anzeige der Bootsgeschwindigkeit durchs Wasser. Auch hier muss noch die ein oder andere Pocke abgeknibbelt werden.

Donnerstag, zweiter Tag auf dem Trockenen

Am Abend hatte ich noch mit schwerem Gerät (Schleifhexe und Dremel) die „Wunde“ an der Backbordseite endlich in Angriff genommen. Ich mag nicht so gerne in dichtem Staub aus feinsten Glasfasern arbeiten, deswegen habe ich die Arbeit auch ein wenig hinausgezögert. Aber jetzt gibt es keine Ausrede  mehr. Bei einem Katamaran, der mir vom Namen her wohlbekannt ist frage ich die Besatzung – Antje und Ingo – nach Werkzeug, das sie mir bereitwillig zur Verfügung stellen. Danke dafür! 

Ich komme mit den beiden ins Gespräch. Der „Kat“ gehörte einmal der Segellegende Bobby Schenk, der eigentlich jedem Segler ein Begriff sein muss. Er ist Autor unzähliger Bücher über Navigation und hat mir die Astronavigation schmackhaft gemacht. Er hat die Welt umrundet und mit den Berichten über diverse Reisen sein Geld verdient. Den Richterposten hat er glaube ich irgendwann an den Nagel gehängt. Er hatte das Schiff vor 20 Jahren nach eigenen Vorstellungen bauen lassen und vor etwa 12 Jahren dann verkauft. Danach war das Boot für vier Jahre im Besitz eines Eigners, der in diesem Frühjahr unter tragischen Umständen auf La Gomera ums Leben gekommen ist. Allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Segeln.

Die "Thalassa" ist der ehemalige Katamaran von Bobby Schenk
Ich bin gespannt, wie es da drunter aussieht
Wie befürchtet hat sich der Schaden nicht von selber in Luft aufgelöst und ist sogar größer, als ich ihn in Erinnerung hatte
Ich bereite die Schadenstelle soweit vor, dass sie mit Glasfasermatten und Polyesterharz wieder repariert werden kann. In der Mitte ist der Metallpin zu erkennen, der das GFK nach außen gedrückt hat

Den Schaden an der Relingstütze habe ich in rechteckiger Form geflext und von der Stütze nach außen angeschäftet. Und dann kommt zum meinem Glück ein Fachmann, der an der Thalassa zu tun hatte vorbei und hilft mir. Am Ende bleibt mir nichts anderes, als ein paar Fotos zu machen, was mich nicht so sehr stört 🙂

Vorsorglich hatte ich in Cherbourg Material gekauft, was nun aber gar nicht zum Einsatz kommt
Hier sind die Stücke aus Glasfasermatten, die ich passend zurecht geschnitten habe. Ein paar davon finden schließlich doch Verwendung
Der Fachmann am Werk
Zum Abschluss kommt noch eine Lage verdickter Polyesterharzmischung zum Einsatz. Nächste Woche will er noch die abschließende Lage Gelcoat auftragen, damit kein Wasser mehr eindringen kann und es farblich besser zur umgebenden weißen Bootshaut passt.
Nachdem der Muschelbewuchs entfernt worden ist, wird jetzt die alte Antifoulingschicht angeschliffen und loses Material mit einem Besen herunter gefegt.
Auch der Propeller wird noch einmal etwas nachgearbeitet
Das neue Antifouling ist aufgetragen. Nur der Klebestreifen an der Oberkante muss noch abgezogen werden. Jetzt sollte das Unterwasserschiff für die nächsten Monate bestens vorbereitet sein.
In den vorderen Schrank baue ich noch ein paar Regalbretter ein, damit etwas mehr Stauraum für Kleidung entsteht. Dafür muss ich zunächst eine Form aus Pappe basteln. Es gibt nicht einen einzigen rechten Winkel. Umso erstaunlicher, dass beide Bretter auf Anhieb hinein passen. Das kann kaum etwas mit meinem früher ausgeübten Beruf zu tun haben 🙂
Am Morgen gibt es ein Müsli und einen Kaffee, bevor - allerdings erst am Nachmittag - das Boot wieder in sein Element gesetzt wird
Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst 🙂
Der Chef persönlich fährt den riesigen Travellift millimetergenau zum Schiff
Die Gurte werden eingehängt und platziert...
...und dann geht es für Petoya Too wieder ins Wasser

Die Mitarbeiter auf der Werft waren alle jederzeit ansprechbar und wirklich hilfsbereit. So konnte ich mir auch diverse Werkzeuge ausleihen und bei Fragen gab es immer wieder gute Tipps. Natürlich hat das alles auch ein wenig Geld gekostet. Den Travellift fand ich relativ teuer (316.-€ für rein und raus) aber die Arbeitsstunden und das eingesetzte Material lagen preislich voll im Rahmen. Insgesamt hat die Aktion exakt 900.-€ gekostet. Was tut man nicht alles, um das Boot in einen guten Zustand zu versetzen. Aber die Pocken hätten das Schiff schon arg abgebremst 🙂

Ausblick: Jetzt habe ich noch genau 2 Wochen Zeit, bis es rüber nach Gran Canaria geht. Ich hatte daran gedacht, vielleicht doch mal nach Fuerteventura zu segeln und dort ein oder zwei Nachte zu verbringen, mir vielleicht ein Auto zu leihen und die Insel zu erkunden. Das ist aber noch nicht zu Ende gedacht. Ansonsten werde ich auf dieser Insel hier noch eine Bustour durch den Nationalpark Timanfaya machen und vielleicht – bei schönem Wetter – auch mal einen Strandtag einlegen 🙂 

Ich freue mich, wenn ihr weiterhin einen Blick in den Blog werft…

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Barbara/Peter

    Hallo Thomas, wirklich toll dokumentiert. Macht immer wieder Freude.Ich wußte nicht, daß Du in Deutschland warst. Sei froh, wir hätten zum drink zwangsrekrutiert. Und iß nicht soviel Müsli- das macht schlank. Siehe den Schatten Deiner selbst. Willst Du denn so wie der aussehen? Freuen uns auf den nächsten Bericht.

  2. Marianne Kargol

    Lieber Thomas, das war ja mal wieder spannend und auch ein wenig beängstigend, wenn man den Schaden am Schiff sieht. Viel Glück bei der Fahrt nach Gran Canaria, hast Du da auch eine Crew? Deine Mama

  3. Entweder... Oder

    Da ich ja so gerne grüne Haken verteile, gibt’s heute auch wieder einen und zwar für Petoya Too: Einmal waschen, schneiden, legen, bitte, und anschließend noch Maniküre und Pediküre!
    Da werden sich aber einige andere Jachten im Hafen jetzt umdrehen, ’nen langen Hals machen und sich fragen: „Wo kommt dieses hübsche Mädchen auf einmal her? Die hat bestimmt was besonderes vor, die ist doch viel zu schick für Europa, die will doch sicherlich über den Atlantik fahren?“
    Und Petoya Too liegt lächelnd im Wasser und denkt sich nur schulterzuckend: Wer kann, der kann halt…

  4. Axel W.

    Das waren ja mal arbeitsreiche Tage. Aber chic ist chic und Sie wollen ja nicht als Letzter in der Karibik ankommen. Weiterhin viel Erfolg!

  5. Gaby Klasen

    Da hast du dein Schiffchen aber ordentlich flott gemacht. Spannende Tage lagen da hinter dir. Uli Westermann hat dich in Neuss gesehen und davon auf Bernds Klassentreffen berichtet.
    Wir sehen dich ja bald live. Weiter so.

  6. Frank Weber

    Hallo Thomas, Du hattest es mir zwar mal bei einer Rollnacht erzählt aber ich hatte es jetzt gar nicht auf dem Schirm, dass Du schon unterwegs bist. Ich habe alle Blog-Einträge nachgelesen, bin schwer beeindruckt und finde es toll, dass Du uns quasi mitnimmst! Ich habe ja keine Ahnung vom Segeln aber kann mir schon vorstellen wie aufregend das sein muss.
    Ganz begeistert bin ich von Deinen Fotos und bin sehr gespannt wie es bald weitergeht!
    Wünsche alles Gute dazu, lieben Gruß
    Frank

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