Markus und mir geht es leidlich gut. Vor allem freut es mich für ihn, dass seine Kopfschmerzen weg sind. Wir hören uns zwar beide an, als würden wir durch die Nase sprechen aber wir fühlen uns nicht mehr so matschig.
Mit einem Ingwer-Heißgetränk starten wir in den Tag, lassen uns das Frühstück schmecken und bereiten alles fürs Ablegen vor. Beibootmotor hochklappen, Schleppleine anbringen, Windfahne anbringen, Kuchenbude abmontieren und verstauen, Motor starten, Leine von der Boje lösen und ab geht die Fahrt in den Norden Dominicas.
Im Lee der Insel (das ist die, dem Wind abgewandte Seite), ist der Luftzug deutlich geringer als auf der Atlantikseite. Und was das Segeln ganz erträglich gestaltet ist, dass sich so landnah, wie wir unterwegs sind, keine hohe Welle aufbauen kann. Das Boot liegt ziemlich ruhig im Wasser. Trotzdem lasse ich die verkleinerte Segelfläche im Großsegel und setzt die Genua. Damit lässt es sich für die nächsten 10sm ganz gut leben. Markus geht derweil unter Deck, um sich weiter zu schonen und zu erholen. Für mich ist das ganze auch nicht sehr anstrengend. Ich lasse die Windfahne steuern und versuche mich vor der Sonne zu schützen.
Bevor wir in Roseau die Leinen losgeworfen hatten, mussten wir mit Marcus noch kurz Kontakt aufnehmen. Da wir eine Nacht länger an der Boje lagen, waren noch Liegegebühren nachzuzahlen. Er hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm, stellte aber für uns noch den Kontakt zu Titus her, der an unserem heutigen Zielort den gleichen Part inne hat, wir er in Roseau. Und das wird sich als Glücksgriff erweisen.
Zwei Schiffe der Starklipper-Flotte liegen in der Prince Rupert Bay vor Anker. Die schauen wir uns im Vorbeifahren etwas genauer an. Wann hat man schon die Gelegenheit, so nah an einem Vollschiff vorbei zu fahren.
Mayday über Funk
Von den Schiffen ein wenig abgelenkt, überhöre ich einen Mayday-Ruf. Als dieser wiederholt wird, wundere ich mich zunächst. Da ich nur mein Handfunkgerät hier oben im Cockpit habe, kann dieser Ruf nicht aus großer Entfernung abgesetzt worden sein. Als wir zwischen den beiden Klippern unseren Weg in Richtung Liegeplätze weiter verfolgen, sehen wir mehrere Motorboote mit hohem Tempo auf eine reglos auf dem Wasser treibende Person zu rasen.
Markus und ich schauen uns verdutzt an, was passiert hier gerade? Der Mann, der da auf dem Rücken liegend im Wasser treibt – hat er sich eben kurz bewegt? – zieht unsere Blicke auf sich. Schnell ist er von drei Motorbooten umringt. Irgendjemand greift unter seinen Hinterkopf und zieht ihn etwas höher. Wir hören wildes Geschrei von einem Mann – vermutlich ein Arzt – der auf dem Katamaran nahe der treibenden Person steht. Er wird von Titus abgeholt und ebenfalls zu dem Mann gebracht, der eben noch im Wasser trieb. Wir halten uns aus der Situation raus, da es offenkundig genügend viele Leute gibt, die sich gerade kümmern. Mein erster Gedanke ist, dass der Mensch nicht mehr lebte aber irgendetwas war seltsam an der Situation. Unterbewusst hatte ich doch vernommen, dass er seinen Kopf bewegt hatte. Nach einer viertel Stunde sitzt die vermeintliche ´Wasserleiche´ in einem der Motorboote und wird zu einem Katamaran gebracht, der etwa 100m entfernt liegt. Es scheint also alles in Ordnung zu sein.
Von Titus werden wir darüber aufgeklärt, was sich dort eben für ein Drama abgespielt hat. In offensichtlich selbstmörderischer Absicht – nach einem Streit an Bord – hatte sich der Mann ins Wasser gestürzt und wollte sich in von der Strömung in die Karibik hinaus treiben lassen. Wollen wir hoffen, dass der Streit beigelegt werden konnte.
Indian River Tour
Um Punkt 15 Uhr kommt das gelbe Wassertaxi von Titus vorgefahren, um uns abzuholen. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet. Am Ende nehmen 9 Leute von verschiedenen Yachten an der Tour teil. Dass Markus und ich während der Tour draußen im Freien Maske tragen, scheint niemand weiter zu stören.
Die Tour ist grandios. Nigel und Titus machen ihre Sache wirklich gut und wer immer irgendwann nach Portsmouth kommen sollte, der muss dringend diese 3-stündige Ausfahrt machen.
Ich lasse einfach mal die Bilder sprechen, die wir unterwegs schießen konnten.
Hier im Flusslauf wurden ein paar Szenen aus dem Film „Fluch der Karibik“ gedreht und wir fühlen uns auch zum Teil, als wären wir mitten in einem Film. Alles um mich herum kommt mir ein wenig surreal vor.
Danke Titus und Nigel für diese schöne Tour und die vielen kleinen Anekdoten, mit denen ihr uns gefüttert habt. Die 65 EC-Dollar (etwa 25.-€) haben sich absolut gelohnt.
Morgen werden wir Dominica schon wieder verlassen und weiter nach Norden fahren. Es gibt südlich von Guadeloupe ein paar kleinere Inseln, die zu besuchen es sich lohnen soll. Ich bin gespannt, vielleicht seid ihr es ja auch…
Wir sind erleichtert, dass es euch wieder besser geht. Nach dem ich die Fotos erst mal nur auf dem Handy gesehen habe musste ich sofort meinen PC anschmeissen um mehr Details zu erkennen.
Tolle Bilder, vor allem der abfliegen Eisvogel und die freundlichen Gesichter der Menschen die ihr begegnet.
Wir freuen uns auf die nächsten Berichte.
Liebe Grüße von Roswitha und Dieter
Hallo Thomas,
super, das Ihr allmählich wieder richtig auf die Füße kommt. Corona ist bald vorbei. Granatenbilder.
Wie wär’s mit ner Karriere als Photograph? Lagerfeld hat da eine Lücke hinterlassen.Weiter so. Verfolgen Euch auf Schritt und Tritt.
… natürlich bin ich auch gespannt wie es weitergeht! Schön, dass es Ihnen beiden wieder besser geht. Weiterhin viele schöne Erlebnisse.
Moin Thomas,
ich hoffe, ich bin nicht zu voreilig und verteile an Dich und Markus mal den berühmten grünen Haken für eine überstandene Corona Infektion. Jungs, seht zu, dass ihr schnell wieder in die Spur kommt, jetzt ist doch mal Karibik-Urlaub angesagt und nicht meilenfressen über den Atlantik…
Hast Du mal nachgemessen, wie lang die geflochtenen Zöpfe Deiner Tourguidein auf Domenica waren? Wow, die waren ja wohl ca. einen Meter lang… da haben die Mädels in der Karibik aber mal richtig was zu tun… beeindruckend!
Wie auch wieder so viele tolle Bilder von Euch, es macht einfach riesigen Spaß, die Berichte und Fotos zu schauen und ein wenig live dabei zu sein. Danke dafür!!
Das Einzige, was mir heute gefehlt hat, war mein REGENBOGEN Foto…
Vielleicht geht’s mir ja auch alleine so, aber, falls noch andere Leser des Blogs auch der Meinung sind:
Ich will mein tägliches REGENBOGEN Foto!
Ich will mein tägliches REGENBOGEN Foto!
Und jetzt mal im Kanon: Ich will mein tägliches REGENBOGEN Foto!
Tada: ich glaube, unsere Bedürfnisse sind ‚rübergekommen, oder?
Enjoy, and have fun1
Über Euren Gesundheitszustand freue ich mich sehr. Der Ingwer Tee kann es einfach 🤣
Vielen Dank, für die beeindruckenden Bilder von heute. In Natura muss es ein Traum gewesen sein.
Viel Spaß noch und weiterhin beste Genesung 😎☀️