Ich rufe zum wiederholten mal ein Uber zu mir und bin sehr davon angetan, wie problemlos und kundenfreundlich das vonstatten geht. Und die Fahrt zum Terminal am Luis Munioz Airport kostet gerade einmal 5 Dollar. Die Sicherheitsvorkehrungen sind eher rudimentär hier. Ich komme aus dem Abflugbereich auf der oberen Ebene über einen Aufzug zur Ankunftsebene eine Etage tiefer und lande im Bereich der Gepäckbänder. Der Flieger von Meli und Torsten ist überpünktlich und ich freue mich über unser Wiedersehen. Ein wenig erstaunt mich die hohe Zahl an Gepäckstücken, die die beiden mit sich führen. Aber das wird schon alles seinen Platz auf dem Boot finden. Jetzt versuchen wir es mit einem weiteren Uber und zum ersten mal klappt es nicht mit dem Abholen. Wir sind dummerweise in der Abflugebene aber die Stände für Taxen und Uber sind naturgemäß bei der Ankunft angesiedelt. Ein zweiter Versuch führt schlie0lich doch zum Ziel und wir sind froh, endlich in dem Micro-Apartment anzukommen. Meli und Torsten haben eine 25 stündige Anreise hinter sich und in Deutschland ist es jetzt schon fast 6 Uhr morgens. Sie sind zum umfallen Müde. Trotz der Enge schlafen wir gut und versuchen am Morgen ein Frühstück zu ergattern. Am Ende landen wir bei Mc Donalds weil es sonst in der Nähe keine andere Station gibt, wo wir breakfast bekommen. Und dann gibt es schon wieder ein kleines Ärgernis. Der Driver, der uns heute zum Regenwald fahren wollte schickt uns am frühen Morgen eine Whatsapp und teilt uns mit, dass er leider doch nicht zur Verfügung steht. Wieder versuche ich eine alternative zu finden. Ich hatte für diesen Fall im Vorfeld den netten Uberfahrer aus Mexico gefragt, ob er evtl. zur Verfügung steht und uns in den Regenwald bringen könnte. Er antwortet spontan und sagt zu, dass er uns um halb 10 aufgabelt. Und das Gepäck passt tatsächlich auch noch komplett in seinen Wagen.
Am Morgen hatte ich überlegt, ob wir nicht sinnvollerweise das Gepäck schon zu Stacie und Jim bringen sollten. Also frage ich dort nach und Stacie antwortet schnell, dass das kein Problem ist. Wir fahren los, holen unterwegs noch etwas beim Bäcker und dann gibt es ein freudiges Wiedersehen bei meinen puertorikanischen Freunden. Wir sind beschämt von ihrer unfassbaren Gastfreundschaft. Wenig später geht es weiter in Richtung El Yunke National Forest. Es geht steil den Berg hinauf und irgendwo im Nirgendwo gibt es eine Straßensperre. Hier beginnt der Nationalpark und wir bekommen zu hören, dass entweder eine geführte Tour gebucht sein muss oder man mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sein muss. Ein Uber ist nicht zugelassen. Ich fühle mich wie im falschen Film. Habe mich genauso wie Meli und Torsten auf eine schöne Wanderung gefreut. Aber das scheint hier nicht so einfach zu haben zu sein. Wir müssen uns mit einer Tour unterhalb des Nationalparks zufrieden geben. Die ist nur 20 Minuten lang und führt zu einem Fluß mit der Möglichkeit, ein kühles Bad zu nehmen. Als unser Fahrer uns absetzt, stellen wir fest, dass es hier oben überhaupt kein Signal von einem Mobilfunkanbieter gibt. Somit ist die Chance, von einem Uber aufgefischt zu werden relativ gering. Aber darüber wollen wir uns später Gedanken machen.
Am Zugang zum Pfad, der uns hinunter zum Fluss bringen soll, bleiben wir vor einer Schautafel stehen und eine junge Familie aus Florida gesellt sich zu uns. Alice schnappt ein paar Wortfetzen auf und stellt fest, dass wir deutsch sprechen. Sie selbst kommt aus Hamburg, wohnt aber mit Ihrem Mann Cedric – einem Franzosen aus Lyon – und ihren beiden Kindern in Tampa. Sie sind zu einem Oster-Kurzurlaub eingeflogen und wir kommen auf Anhieb ins Gespräch. Auch hier eröffnet sich uns wieder eine spannende Geschichte. Auch mit der 13-jährigen Tochter Louise und dem 9-jährigen Sohn Ayden kommen wir schnell ins Gespräch. So wird es ein schöner und entspannter Nachmittag und wir sind froh, dass wir uns bei den hohen Temperaturen ein wenig abkühlen können. Auch die Drohne kommt zum Einsatz und ich mache ein paar schöne Shots von der Umgebung.
Wir überlegen, wie wir jetzt nach Fajardo zu einem Supermarkt und danach zu unserer Gastgeberfamilie gelangen. Es gibt definitiv kein Netz im Nationalpark. Wir fragen Cederic und Alice ob sie uns nicht ein Stück mitnehmen können, damit wir die Chance haben wieder ins Internet zu kommen, um einen Uber zu bestellen. Die Beiden sagen sofort, dass wir es zumindest versuchen können. Sie sind mit einem Kleinwagen unterwegs, der etwa die Größe eines Polos hat. Cedric schlägt vor, dass Alice und Louise auf dem Beifahrersitzt Platz nehmen und Aden mit uns dreien auf der Rücksitzbank. Und tatsächlich bekommen wir es hin und fahren hinunter in den nächstgelegenen Ort.
Die junge Familie fährt weiter zum Flughafen und wir trinken erstmal einen Eiskaffee, bevor uns der Uber-Fahrer zum Supermarkt bringt. Wir brauchen Wasser, Obst und Gemüse. So schwer beladen wie wir sind versuche ich einen weiteren Uber zu animieren. Die Fahrt zur Familie Brouwers kostet nur 5 Dollar aber es findet sich keiner, der für so wenig Geld zu uns kommt. So storniere ich den Auftrag als Meli einen Mann anspricht, der offensichtlich Fahrer eines Großraumtaxis ist. Da er ohnehin zur Fähre nach Culebra möchte, nimmt er uns für 10 Dollar mit und setzt uns an der Zufahrt zu Stacie und Jim ab.
Die beiden freuen sich riesig, uns zu sehen und nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben, gehen wir hoch zu ihnen. Wir sind zum Diner eingeladen und werden begrüßt, wie alte Freunde. Das ehrt uns sehr. Stacie und ihre Tochter Marlen haben etwas leckeres gezaubert. Danach machen wir es uns auf der Couch bequem und unterhalten uns über die Weltpolitik und haben Lösungen, die aber sicher nicht bei den Entscheidern ankommen werden. Wir fühlen uns wohl. Es gibt auch noch etwas zu feiern. Marlen ist in ihrem Abschlussjahrgang unter den besten 10 Prozent der Schüler und bekommt von ihren Eltern eine Aufmerksamkeit. Und dann erfahren wir, dass Marlen unglaublich kreativ ist und schon seit ein paar Jahren Schmuck herstellt und über eine Webseite verkauft. Sie gibt uns einen Einblick in die Schmucktruhen und wir kaufen ihr auf Anhieb ein paar sehr schöne und mit Liebe gefertigte Stücke ab.
Danke Euch, Stacie, Jim und Marlen! Das war ein wunderschöner Abend!
Lieber Thomas,
Du sitzt zwar gerade auf der Sitzbank auf dem Schiff, aber ich schreibe es dennoch in den Kommentar. Dieser Blogeintrag ist sehr gelungen und lustig. Zum Glück sind wir am Ende nicht von der Polizei erwischt worden, die neben dem Auto stand, in dem wir zu siebt saßen.
Abgesehen davon sollten die LeserInnen wissen, welcher Aufwand hinter diesen Einträgen besteht. Thomas macht seinen Job wirklich gut, um die zu Hause gebliebenen zu verwöhnen.
Danke dafür 😊😎
Wir danken Dir sehr, dieses Abenteuer mit Dir erleben zu dürfen 😊😊
Melli und Torsten
Lieber Thomas, das war mal wieder ein lustiger und toller Bericht. Einfach umwerfend, wie Ihr Euch zu siebt in das Auto gequetscht habt, und die Polizei hat alle Augen zugedrückt. Dann die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundschaft überall…großartig! Du hast ja jetzt Freunde aus aller Welt! Wenn die Dich zu Hause alle besuchen wollen, musst Du ein ganzes Hotel anmieten. Von den wunderschönen Fotos vom Rande des Regenwaldes will ich gar nicht schwärmen, das musst Du alles in einem Büchlein zusammenfassen, sodass auch all die vielen Mitwirkenden was davon haben. Noch eine schöne Reise mit vielen wunderbaren Eindrücken wünschen Dir M. und J.
Lieber Thomas, Deine Reisebeschreibungen sind wirklich eines Buches wert. Und es ist herrlich zu sehen, wie die Dinge manchmal zusammenkommen indem man nette Menschen kennenlernt. Wir können uns den Ausführungen zu Deinem Blog nur anschließen. Wir schauen jeden Tag nach und freuen uns, wenn etwas neues zu berichten gibt. Und Deine Bilder seit Beginn Deiner absolut klasse. Weiterhin viel Glück und neue Freunde/Freude.
Spannend, wie so oft. Schade mit der Wanderung. Beim nächsten Mal.