Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Die Wettervorhersage versprach uns ein wenig Wind – und zwar so viel, dass wir eigentlich damit hätten segeln können. Aber in der Realität war es dann doch eher eine Flaute mit einzelnen leichten Windstrichen. Die bisher zweitlängste Etappe wollen wir heute bewältigen aber die Aussicht auf Dauerbeschallung ist nicht wirklich prickelnd. Aber jetzt sind wir einmal unterwegs, dann geht es auch weiter. So fahren wir den direkten Weg in Richtung Roscoff in der Bretagne. Dies ist der einzige Hafen, der nicht komplett trocken fällt und ohne Probleme von uns angelaufen werden kann.
Es gibt nur wenige Highlights unterwegs. Der Atlantik ist hier am Ausgang des englischen Kanals nicht mehr zu verleugnen. Eine ausgeprägte, lange Dünung hebt und senkt unser Boot. Manche Wellen sind bis zu 3m hoch aber dadurch, dass die Spanne zwischen den Wellenbergen mit ca 50m sehr groß ist, fallen diese 3m nicht so sehr ins Gewicht. Ein paar mittelgroße Thunfische jagen um unser Boot herum nach Beute und irgendwo im Nirgendwo sehen wir plötzlich auf breiter Front weiß aufschäumendes Wasser. Ich denke zuerst an ein Riff, das wir auf der Karte nicht identifiziert haben könnten. Aber ein Blick verrät, dass es hier über 70m tief ist. Dann wird uns klar, dass Delphine einen Schwarm Fische eingekreist haben und jetzt die Beute unter sich aufteilen. Ein unglaubliches Schauspiel ist das. Es spielt sich alles knapp unter der Wasseroberfläche ab und leider bekommen wir nur hier und da eine Rückenflosse zu Gesicht…
Das war sehr spannend aber ich möchte nicht wissen, was sich dort für Dramen abgespielt haben…
Irgendwann am Nachmittag kommt eine leichte Brise auf und immerhin können wir etwa 2 Stunden segeln. Aber danach fangen die weißen Lappen an zu schlagen und es bleibt nichts anderes übrig, als den Motor wieder zu starten.
Am Ende des Tages sind es 75sm und davon haben wir 68 unter Maschinenkraft zurück gelegt. Das ist eigentlich nicht mein Anspruch. Schon morgen werden wir das wieder gut machen. Der Wind soll aus nördlicher Richtung kommen und auch zum Segeln geeignet sein…
Als wir uns der Bretagne nähern, ist die Küste gespickt von Felsen und in den Bereichen, wo mehrere aus dem Wasser ragen, hat auch der ein oder andere Leuchtturm sein zu Hause gefunden und nach wie vor seine Daseinsberechtigung.
Wie erwartet benötigen wir ca 14 Stunden und kommen erst nach Sonnenuntergang im Hafen an. D.h. zum krönenden Abschluss gibt es noch eine Nachtansteuerung. Allerdings ist die nicht so anspruchsvoll wie gedacht und um 22:30 liegen wir fest vertäut im Yachthafen. Und schon eine halbe Stunde später Regnet es in Strömen und ein kräftiges Gewitter lässt uns zusammenzucken…
Toller Bericht! Weiterhin gute Fahrt…
Moin Thomas,
Vom“Vesselfinder“ gibt’s seit 10 Stunden kein Signal von euch, aber „Marine Traffic“ hat euch glücklicherweise auf den Schirm.
Und jetzt sieht’s so aus als ob ihr doch nach Port de Lampaul abbiegt, die nächste Spät- und Nachtschicht. Ich hab‘ schon gedacht ihr macht die Biscaya ohne Vorwarnung für mich, die „gemeine Landratte“.
Dann macht mal gut fest und erholt euch von dem langen Tag,
á bientôt et bonne nuit!