Die Nacht ist außergewöhnlich ruhig und alle finden in ihrer wachfreien Zeit genug Schlaf. Der Wind weht jetzt sehr konstant aus West und die Wellen sind moderat. Die Sichel des langsam zunehmenden Mondes geht gegen Mitternacht im Westen unter und der Sternenhimmel ist frei von Lichteinflüssen der Menschen. Schon faszinierend, wieviel Sterne auf diese Weise zu sehen sind. Dass wir uns langsam nach Norden bewegen hat zur Folge, dass die Nächte jetzt kürzer werden. Es bleibt länger dämmerig und wird früher hell. Das ist ganz gut, nicht zu lange Zeit in der Dunkelheit fahren zu müssen. In der Nacht, während meiner Wache habe ich zum ersten Mal wieder Grib-Daten per Funkgerät angefordert. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hat es geklappt und wir sind mit neuen Wetterdaten versorgt. Dazu ist Torsten wieder so lieb und begleitet mich per mail und Inreach. Er versorgt mich zusätzlich zu den Wetterdaten die ich empfangen kann noch mit weiteren Informationen. Und er stellt den Blog wieder ins Netz. Danke Dir Torsten, dass Du das für mich machst!
Morgens sitzen wir gegen 9 Uhr Bordzeit – das ist zwei Stunden später als in Deutschland – im Cockpit und frühstücken gemeinsam. Die Bordsprache schwankt noch ein wenig aber es pendelt sich langsam im englischen ein. So werden wir auch sprachlich fit bleiben. Es ist ein schöner, sonniger Tag heute und der Wind ist kräftiger, als ich zu hoffen gewagt hatte. Es bläst mit etwa 4 bis 5 Bft. aus West und beschert uns konstant über 6 Knoten Fahrt. Nachdem das Etmal gestern Abend bei 120sm gelegen hat, erreichen wir heute mit 134 Seemeilen ein wirklich gutes Ergebnis. Immer noch versuchen wir so schnell wie möglich weit nach Norden zu kommen, bevor es dann langsam in Richtung Bretagne gehen kann. Die Vorhersagen sind schwer zu deuten aber wir werden auf jeden Fall auch kräftigere Windstriche bekommen.
Kurzzeitig habe ich darüber nachgedacht, La Coruna im Nordwesten von Spanien anzufahren und dort einen breiten Starkwindgürtel, der in die Biskaya hineindrückt abzuwarten. Aber das Wettergeschehen hat sich scheinbar schon wieder ein wenig verändert. Unser erstes Ziel soll nun Roscoff in der Nordbretagne sein. Dort werden wir hoffentlich ein wenig Luft schnappen können und uns einen Tag ausruhen. Aber bis dahin ist es noch eine Woche und die müssen wir konzentriert angehen.
Zum ersten Mal bringen wir die Angel aus. Cam ist ganz heiß darauf zu fischen. Aber es beißt keiner an. Stattdessen begleiten uns ein paar Delphinschulen. Immer nur für kurze Zeit. Aber es tut gut zu sehen, dass es noch anderes Leben auf diesem Planeten gibt. Bisher sind wir auch erst 2 Schiffen begegnet, ansonsten sind wir alleine auf weiter Flur. Petoya macht ihre Sache unter Segeln in gewohnter Manier sehr gut. Nur gegen Abend werden die Wellen etwas ungemütlicher. Ich hoffe, dass ich trotzdem Schlaf finden werde. Morgen soll es dann langsam weniger Wind geben und wir müssen darauf hoffen, gut durch den Flautengürtel zu kommen. Vielleicht ist ja auch ein Bad auf 4000m Wassertiefe möglich, mit anschließender Süßwasserdusche.
Kulinarisch kommen wir auch auf unsere Kosten. Morgens Müsli ist klar aber am Mittag gibt es Bollos die mit Salat, Gurke, Tomate, Zwiebel und Paprika gefüllt werden, statt Butter ein wenig Majo und schon ist der vegetarische Hamburger perfekt. Am Abend dann Reis mit einer Gemüsepfanne. Wir werden nicht verhungern.
So geht es in die dritte Nacht. Weniger als 1000sm bis Roscoff.
Hallo Thomas,
ist natürlich schade, daß Du umdisponieren mußt, aber Vernunft hat Vorrang. Finden wir toll, daß die Crew gut funktioniert. Da Du als Segellehrer sowieso gut bist, wird Cam am Ende der Reise eine große Entwicklung gemacht haben. Gut für Alle. Wünschen weiterhin guten Wind. Der Jockel wird schon halten.