Pünktlich zum Ende meiner Wache geht der Wind aus.
Hat er uns bis hierhin einen guten Speed beschert, fangen jetzt alle Segel an zu flappen. Das nervt furchtbar und es geht aufs Material. Ich nehme das Großsegel weg und wir fahren nur noch unter Genua mit etwa 2 Knoten, dann lege ich mich noch für zwei Stunden hin. Die Wellen werden weniger aber die harten Schläge bleiben uns erhalten. Wie eine Ente in der Wanne tanzt Petoya Too auf dem riesigen Ozean. In der Ente zu leben bereitet nicht dauerhaft Spaß.
Am frühen Morgen versuchen wir unser Glück mit dem Motor. Ich lasse ihn auf kleiner Flamme laufen und quasi im Standgas fahren wir trotzdem etwa 4,5 Knoten. Das wären hochgerechnet in 24 Stunden immer noch über 100 Seemeilen. Das Azorenhoch macht seinem Namen langsam alle Ehre. Es breitet sich blöderweise genau über uns aus und verhindert ein schnelles Fortkommen unter Segeln. Dazu gibt es übrigens eine uralte Geschichte. Das Hoch über den Azoren gehört unter anderem zum Passatwindsystem. Über dem Äquator steigt wegen der starken Sonneneinstrahlung viel warme Luft auf in Richtung Himmel. Irgendwann geht es für die Luftmassen nicht mehr weiter nach oben und sie müssen zur Seite, also zum Beispiel in Richtung Nordpol ausweichen. Doch etwa im Bereich der Azoren ist mit der Wanderung des Großteiles dieser Luft die Reise zu ende und sie fällt – nun deutlich abgekühlt – wieder herunter. So entsteht das Azorenhoch und das bleibt oft wochenlang an der gleichen Stelle und hat den – für Segler – unangenehmen Nachteil, dass man mit Wind von oben nicht segeln kann. Es ist eine Flautenzone, die unterschiedlich breit sein kann.
Da wir am Donnerstag ja erst spät weg gekommen sind von Sao Miguel und etwa 6 Stunden verloren haben, sind wir nun leider zum Teil von der Flaute betroffen. Es muss weiter nach Norden gehen, damit wir diese Flaute überwinden und danach dann in die Westwinddrift kommen. Also drückt mir bitte zweimal die Daumen. Einmal für den Motor, dass er weiterhin durchhält und dann für das schnelle Überwinden der Flaute.
An Bord hat sich schon einiges gut eingespielt. Cam ist mit Anleitung in vielen Bereichen einsetzbar und für heute haben wir uns vorgenommen, auf dem Boot ein paar Arbeiten zu verrichten. Er putzt das Bad und später fangen wir an, den Flugrost von den Edelstahlteilen auf dem Schiff zu befreien. Das ist eine Arbeit, die wir morgen auch noch weiterführen können. Er macht mit großer Freude diese Arbeiten und wird auch immer lockerer. Es macht echt Spaß mit ihm und ich bin froh, dass ich mich auch nach Absprache mit Andrea, dazu entschlossen habe, dieses Wagnis einzugehen. Andrea ist aufgrund ihrer langjährigen Segelerfahrung, die sie gemeinsam mit ihrem Mann erworben hat, natürlich Co-Skipperin und stellt die ein oder andere Frage zu Kurs, Wetter, Segelstellung und Navigation. Zurzeit ist sie dabei den Sportseeschifferschein zu machen und hat auch ein paar Sheets für Radarplotting mitgebracht. Das sind einfache Blätter mit ein paar Strickmusterlinien drauf, mit deren Hilfe und natürlich der Unterstützung des Bordradars kann man dann feststellen, welche Kurse die Objekte, die auf dem Radarschirm zu sehen sind vermutlich fahren können. Wir müssen nur noch darauf warten, dass ein paar mehr Schiffe auftauchen und es sich lohnt, das Gerät einzuschalten.
So vergeht der Tag in flauem Wind ganz gut und am späten Nachmittag kommt eine leichte Brise auf, die uns animiert, den Blister zu setzen. Doch das Tempo ist bescheiden. Mit nur etwa 3 Knoten geht es voran.
Von Torsten habe ich die Info und auch Bestätigung dessen, was die empfangenen Wetterdaten angeht, dass ich zunächst bis auf fast 44° nördlicher Breite fahren muss um wieder segelbaren Wind zu haben. Also ist der Entschluss da, auch in der anbrechenden Nacht den Motor wieder zur Hilfe zu nehmen. Ich bitte inständig darum, dass er brav durchhält. Zumindest verbraucht er bei der Leerlauffahrt nicht sonderlich viel Sprit.
Nun hoffen wir auf den morgigen Tag und darauf, dass der Wind zurück kommt.
Ich drücke beide Daumen für Beides
Meine beiden Daumen zu Gaby’s beiden Daumen dazu!
Huch, da sind wir ja schon im Quadrat… wenn jetzt noch ein paar Leser mitmachen sollte es zu schaffen sein…
alles für die CREW – von Petoya TOO, (und jetzt nochmal alle zusammen):
alles für die CREW – von Petoya TOO
Gut, ich glaube, wir Leser müssen uns noch besser koordinieren, damit wir gemeinsam mehr Wind erzeugen können.
Ähem, und aus Schierem Eigennutz: wo genau kommt der Cam denn her und bietet die Familie eventuell auch Unterkünfte an?
Also meine Daumen sind auch dabei, obwohl eine Flaute kann auch entspannend sein.
Hatte Columbus, James Cook,Magelan und viele anderen auch. Scherz beiseíte, aus dem Sessel hier in Deutschland läst uns die Crew gottseidank nicht alleine. Ich kann gut nachvollziehen, dass man weiter kommen möchte. Die Masnahme vom Käpten Thomas den Flugrost zu putzen ist sinnvoll gegen eine Meuterei bei Flaute auf dem Schiff.
Ich drücke nochmals die Daumen und andere Finger für die Fünkionalität des Motors bis zum Heimathafen damit Bruder Markus mal danach schauen kann. ich glaube er steht schon mit Werkzeug an der Pier.
Nochmal Daumen für Wind und Maschiene.
Grüße aus Brandenburg von Roswitha und Dieter an die Crew.
Gerade gesehen Dienstag 01:38 Uhr, 5,3kn Richtung NO. müsste doch wieder wieder Wind sein.
Gute Fahrt ihr Drei..