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Der Supermarkt auf Culebra - hier muss noch Maske getragen werden wenn man hinein möchte

Auf dem Rückweg von meinem Trip nach Puerto Rico bestelle ich mir ein Uber-Fahrzeug, das auch einigermaßen zeitig ankommt. Allerdings möchte ich gerne die Fähre noch erreichen, die um 3:30 (ist es a.m. oder p.m.?) abfährt. An die Zeitangaben kann ich mich nur schwer gewöhnen. Leider gibt es immer nur bestimmte Kontingente an Tickets die online gebucht werden können und so muss ich auch noch an den Schalter. Und das mit den Schaltern ist so eine Sache, die ich in der Karibik nun zur Genüge kennengelernt habe. Da geht es eher gemütlich zu. 

Der wirklich nette Fahrer will mich schnell nach Ceiba zum Fährterminal bringen. Leider überschreitet er dabei ein wenig die auch hier geltenden Tempolimits. Wir hatten uns kurz bevor die Polizei hinter ihm steht noch darüber unterhalten, wie schnell man hier fahren darf, wer das überprüft und was es wohl kostet. Er antwortet mir, dass er normalerweise erkennt, wenn ein ziviler Polizeiwagen in der Nähe ist. Aber er hat es kaum ausgesprochen, da kommt von hinten das markante Blaulicht mit der Sirene, die es sonst doch nur im Film zu hören gibt. Schon jetzt ist der Fahrer – dessen Namen ich hier nicht nennen möchte – sehr zerknirscht. Und wenige Minuten später bekommt er das Ticket. Für eine Übertretung von 23 Meilen müssen 330 Dollar berappt werden. Selbstredent  kommen wir natürlich so am Terminal an dass zwar die Fähre noch an der Pier liegt aber mir am Schalter beschieden wird, dass eine viertel Stunde vor der Abfahrt keine Tickets mehr verkauft werden. Wir haben jetzt aber nur noch 10 Minuten bis zur Abfahrt. Wie es aussieht, lasse ich weiterhin nicht viel von den Dingen aus, die schief laufen können. Der Fahrer hatte zwar mehrfach gesagt, dass er selber Schuld sei. Aber irgendwie bin ich es auch. Ich hätte ihn ja nicht dazu animieren müssen, etwas Tempo zu machen. Ich gebe ihm deutlich mehr für die Fahrt, als ich eigentlich hätte bezahlen müssen. Und ich überlege mir, ihn auch für die nächsten Fahrten zu fragen. So kann er zumindest das verlorene Geld wieder zum Teil einfahren.

Ich bin immer noch erstaunt, dass eine so lange Fahrt (Ceiba nach Culebra dauert ca. 50min) für „Senioren“ wie mich für 1 Dollar zu haben ist. Und man bekommt für sein Geld einiges an Geschaukel geboten. Da der Wind meist aus östlichen Richtungen weht und auch die Wellen oft relativ hoch sind, ist eine Fahrt mit dem ziemlich betagten Katamaran ein Abenteuer für sich. Immer wieder knallen die Rümpfe mit großer Wucht in die Wellen hinein. Das alles bei einer Geschwindigkeit jenseits der 20 Knoten. Das ist auf dem Wasser schon ziemlich viel. Wer sein Geld nicht auf der Kirmes für ein Fahrgeschäft ausgeben will sollte stattdessen hier einen Dollar investieren.

Ich muss dringend mal ein paar Vorräte auffüllen. Bisher habe ich mich ein wenig gescheut, weil es auch hier nicht wirklich günstig ist, einzukaufen. Die Tür zum Supermarkt ist verriegelt und ein Türsteher achtet peinlich genau darauf, dass jeder sich die Finger wäscht und eine Maske anzieht, bevor er den Laden betritt. Wobei das äußere Erscheinungsbild irgendwie nicht darauf hindeutet, dass es hier überhaupt etwas zu holen gibt.

Zurück an der Dinghy-Pier treffe ich auf einen jungen Mann der offensichtlich zu einem der Motorboote gehört. Ich frage ihn, ob es eine Möglichkeit gibt, Wasser zu tanken. Allerdings kann ich mit Petoya Too nirgends anlanden. Dafür ist es zu flach. Er sagt, ich solle seinen Onkel fragen. Der lebt in dem türkisen Haus und nachdem sein Neffe mit ihm gesprochen hat, winkt er mich zu sich. Ich könne Wasser haben. Er hat einen Außenanschluss am Haus. Und er will dafür auch nichts haben. Ich nehme das Angebot dankend an. und mache mich daran, mit den 10-Liter-Kanistern, die Chris schon im Frühjahr 2022 an Bord gebracht hatte, zwischen dem Boot und dem Wasserkran zu pendeln.

Schon bei der Zweiten Fahrt habe ich zusätzlich noch die beiden "Pützen" (Eimer) dabei. Eine saubere Mülltüte (die sind zum Glück Wasserdicht) und schon kann ich pro Tour etwa 45 Liter transportieren.

Es ist zwar ein wenig mühselig aber dafür ist der Tank danach wieder gut gefüllt und ich kann morgen auch endlich mal wieder duschen. 

Nur langsam entleert sich der Inhalt in den Tank.

Am Abend gehe ich mit Nat, Nina, den Eltern von ihr und ihrem Baby in der Dinghy-Dock-Bar essen. Das Ambiente ist unschlagbar. Mit dem Blick auf die weite Bucht und untergehender Sonne, direkt am Wasser sitzend zu dinieren. Da könnte man glatt meinen: Man gönnt sich ja sonst nichts 🙂 

Ankerwinde

Als ich vor einigen Tagen bei Nat und Nina war, hatte mir Nat erzählt, dass die beiden an ihrer Yacht alles selber erledigen. Sie haben sie auch von Grund auf überholt und kennen jeden Winkel auswendig. Dabei hat Nat ein spezielles Augenmerk auf die funktionierende Elektrik gelegt. Und genau das ist mir im Gedächtnis geblieben. So frage ich ihn, ob er mit mir zusammen einen Blick auf die Ankerwinde werfen könne. Er willigt ein und wir vereinbaren, dass er am nächsten Tag vorbei schauen wird. 

Gesagt, getan. Gegen Mittag rauscht er mit seinem Banana-Boot heran und wir checken gemeinsam alle möglichen Anschlüsse und Kabelverbindungen. Er kommt zu dem Schluss, dass es das Schaltrelais sein müsse, was die Probleme verursacht. Ich hatte das vor ein paar Jahren einmal erneuert und ebenfalls von einem Elektrofachmann installieren lassen. Und es hat auch alles lange Zeit gut funktioniert, wobei ich in den niederländischen Gefilden eher selten geankert habe. 

Ruckzuck sieht das Schiff wieder aus wie eine Werkstatt.
Nat kniet im Vorschiff und prüft das Relais. Am Ende baut er es komplett aus, öffnet es und prüft es auf Funktionalität. Und ja, das Relais funktioniert einwandfrei. So kann es nur noch an den Anschlüssen liegen, die an dem kleinen schwarzen Kasten angebracht sind.
...der traut sich was 🙂

Es stellt sich dabei unter anderem heraus, dass das Gehäuse einer Sicherung defekt ist. Wir tauschen es aus und Nat holt von seinem Boot noch ein paar Kabel und Klemmen. Dann bastelt er alles wieder zusammen und ich starte den Motor, betätige den Hauptschalter für die Ankerwinde und was soll ich sagen…

ES FUNKTIONIERT

Nat, Du bist spitze, vielen Dank für Deine tolle Arbeit. 

Jetzt muss ich nur noch das Schloss, mit dem ich das Dinghy per Kette immer wieder irgendwo diebstahlsicher anbinde, dazu bewegen sich zu öffnen. Gestern Abend, als ich von der Bar zurück zum Schiff wollte, habe ich nach 10 Minuten den Versuch aufgegeben, es zu öffnen. Zum Glück habe ich es ausnahmsweise nicht um einen Holzbalken an der Bar gewickelt, sondern nur den Außenbordmotor damit eingewickelt. Das bedeutete aber, dass ich diesen nicht benutzen konnte, um zum Boot zurück zu fahren. Also musste ich paddeln. Auch heute ist es mir noch nicht gelungen, das Schloss zu öffnen. Eventuell muss ich da mit schwerem Werkzeug ran. Und wer ist so gut ausgestattet, dass er alles Werkzeug dabei hat, was man sich nur vorstellen kann? Nathaniel !!!

Also dann versuchen wir es morgen erneut. Bis Montag muss eine Lösung her. Denn dann kommen Meli und Torsten um mit mir eine Runde in der Karibik zu drehen. Doch dazu später mehr…

Den Rest des Tages habe ich genutzt, um mich wieder einmal um das Unterwasserschiff zu kümmern. Mittlerweile ist kräftiger Bewuchs festzustellen. Muscheln, Algen und was sonst noch alles am Antifouling hängen bleiben kann. Bei dem Geschaukel in der Bucht ist das gar nicht so einfach. Zum einen gibt es Schwell und zum anderen fahren permanent Wassermotorräder und Motorboote mit teilweise atemberaubender Geschwindigkeit an mir vorbei. Dann erledige ich noch ein paar Näharbeiten an dem Nackenkissen, das mir meine Liebste geschenkt hatte. Es hatten sich ein paar Fäden gelöst und auch für solche Dinge habe ich jetzt mal Zeit.

Ein kleiner Ausblick für die kommenden Tage: Am Ostermontag werde ich wieder eine Fähre nach Ceiba nehmen. Diesmal habe ich die Tickets schon gekauft. Auch die für die Rückfahrt. Dann fahre ich nach San Juan und werde das AirBNB von Victor (der andere Uber-Fahrer) in Beschlag nehmen, bevor ich am späten Abend meine beiden Gäste am Flughafen abhole. Für den folgenden Tag haben wir uns eine Tour durch den Regenwald vorgenommen und am Abend sind wir dann wieder bei Stacie und Jim untergebracht. Und wo ich das alles hier so niederschreibe, stelle ich fest, dass ich meinen neuen Freunden viel verdanke…

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Barbara u. Peter

    Mensch Thomas,
    klasse, wenn man solche Leute wie Nat kennt. Das baut auf. Sehr schön, wie Du das Kopfkissen ausgebessert hast. Da gibt es keine Luft mehr nach oben.

    1. Nathaniel

      Happy to help! We hope so much to share an anchorage with you again!

  2. Axel W.

    Wiedermal ein spannender Bericht mit interessanten Einblicken in das Blauwassersegler-Leben. Weiterhin eine schöne schöne Zeit – nun mit neuen Mitseglern!

  3. Annette

    a.m. …. p.m. was zu erst, und was am späten Abend?!
    abgesehen davon, dass es klar ist, was zuerst und was zuletzt kommt, ist es ein bisschen wie mit dem abnehmenden und zunehmenden Mond…
    schön, dass das Kissen eine kleine Lebenszeit Verlängerung bekommen hat. schön, dass die Ankerwinde endlich wieder am Start ist. die neuen Freunde sind super.
    Umarmung und weiter genießen, alle Abenteuer, die da kommen.

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