Ohne Scheu und wie selbstverständlich hoppst plötzlich ein Hund auf mein Boot. Er schreitet aufs Vorschiff, schaut sich um und findet es scheinbar sehr gemütlich, auf dem Teak-Deck Platz zu nehmen. Meine Bitten, er möge doch das Schiff wieder verlassen und sich auf das richtige Boot begeben, ignoriert er vollends. Im Gegenteil, er macht es sich auf der Backbordseite gemütlich und legt sich hin. Ein Passant identifiziert ihn als den Bordhund des Nachbarbootes. Aber da scheint es ihm viel zu ungemütlich zu sein. Sein Herrchen arbeitet in den letzten Tagen mit lautem Getöse am Schiff und hämmert unter anderem die montierten Beschläge herunter. All das sorgt nun dafür, dass ich den vierbeinigen Gast bei mir habe. Wir veranstalten eine Art Katz und Maus Spiel. Wenn ich ihn an der Steuerbordseite herunter komplementiere, dann geht er zum Heck und springt wieder drauf und so geht es eine ganze Weile. Bis mir der Passant hilft und den Hund zu seinem Herrchen begleitet.
Ich selbst mache heute – ausnahmsweise – mal Frühsport und gehe eine Runde joggen. Das tut ganz gut und schreit auch nach Wiederholung. Und dann muss ich mich ein wenig stärken, weil ich Antje und Ingo versprochen habe, ihnen zu helfen. Ihr Katamaran soll zu Wasser gelassen werden und das wird zu einem großen Ereignis…
Noch vor der Mittagspause der Werftarbeiter soll die 14,34m lange und 7,33m breite Yacht wieder schwimmen. Dafür werden eine Menge Hände benötigt, die dabei helfen sollen, das ganze Unterfangen ohne Schaden über die Bühne zu bringen. Neben Antje, Ingo, Robert und mir, sind nahezu alle Werftarbeiter anwesend – inklusive Bürokräfte – um Schwimmnudeln zwischen Rumpf und Kaimauer zu halten, damit die Außenhaut nicht beschädigt wird.
Es geht nicht ohne Hektik und wildem Gestikulieren über die Bühne. Auch der wirklich erfahrene Chef der Werft ist heute angespannt und lässt sein südländisches Temperament „aufblitzen“. Es ist absolute Millimeterarbeit, den Travellift so zu manövrieren, dass die Yacht nicht beschädigt wird. Als das dann geschafft ist, müssen die Gurte, die den 11 Tonnen schweren „Kat“ anheben sollen auch an der richtigen Stelle platziert werden. Es gibt vorne und hinten am Schiff nur einen kleinen Bereich, der seitens des Konstrukteurs so verstärkt ist, dass man dieses Ungetüm anheben kann, ohne es strukturell zu beschädigen.
Am Ende schwimmt die „Thalassa“ wieder in ihrem Element. Aber es ist absolut nachvollziehbar, dass das Eignerpaar Blut und Wasser geschwitzt hat, bis es soweit ist und sie endlich die Motoren starten können um die erste kleine Runde auf dem Atlantik zu drehen.
Ich bin gespannt, wie die Reise der Beiden weiter gehen wird. Sie wollen sich viel Zeit lassen und wohl erst im nächsten Jahr die Region hier wieder verlassen. Unter www.welt-ahoi.de kann man den Blog der Beiden verfolgen.
Neue ToDo-Liste
Ich selbst habe mich auch wieder daran gemacht, die anstehenden Aufgaben in eine Liste zu packen. Es gibt immer etwas zu tun, auch wenn die eine oder andere Aufgabe eher unliebsam ist. Nach den vielen staubtrockenen Tagen hier – im wahrsten Sinne des Wortes – in denen sich eine dicke Schicht Saharasand auf und in das Schiff gelegt hat, muss ich endlich ran und das Boot mal richtig schrubben. Leider ist der Spezialist für die Arbeiten am Rumpf nicht wieder aufgetaucht und ich muss mich selber daran machen, die abschließende Schicht Gelcoat aufzutragen. Dann muss ich noch Vorrichtungen basteln, damit die Crewmitglieder nicht während des wohlverdienten Schlafes aus den Kojen rollen. Das sind dann sogenannte „Leesegel“. Außerdem muss ich noch Besorgungen tätigen um einem – in diesen Regionen – immer möglichen Befall von Schädlingen vorzubeugen. Hier sind in erster Linie die gemeinen Schaben – im spanischen recht verniedlichend „Cucarachas“ genannt – zu erwähnen. Hatten wir auf Madeira bereits erste große Exemplare gesehen, so sind mir seit einigen Tagen auch hier auf Lanzarote schon mehrere dieser unliebsamen Krabbeltiere begegnet. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man sich diese Insekten einfangen kann. Oft sind es die klitzekleinen Eier, die sich unter die Schuhsohlen heften und darauf warten, auf´s Boot transportiert zu werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass sie fliegend an Bord gelangen. Oder in Kartons, in denen sie vorher ihre Eier abgelegt hatten. Jedenfalls habe ich im Baumarkt jetzt ein paar Fallen besorgt, damit ich einen möglichen Befall im Keim ersticken kann.
Eine weitere Möglichkeit, wie die Viecher an Bord kommen können, sind die Festmacher-Leinen. Dort können sie eigentlich nur mit irgendwelchen Stoppern aufgehalten werden. Ich überlege mir, ein paar kleine Wasserflaschen so zu präparieren, dass sie es zumindest nicht so einfach haben.
In den letzten Tagen hatte ich relativ viele Kontakte zu anderen Seglern. So war ich an einem Abend mit 3 Schotten in einer englischen Bar (von da stammt auch das Foto mit der Kakerlake) und durfte mich den ganzen Abend auf englisch verständigen. Gestern Abend war ich mit dem Einhandsegler – Yoshi – und einem Unternehmerpaar aus Norddeutschland – Petra und Jochen – in der Hafenbar. Die beiden sind heute zurück nach Deutschland geflogen und kommen irgendwann im November wieder. So gibt es relativ viele neue Kontakte, wobei keiner von denen, die ich jetzt kennen gelernt habe, die ARC mit segeln wird.
Ich habe mir mal wieder ein Auto gemietet und werde morgen nochmal den Nationalpark ansehen und auch das Haus von Manrique. Und dann sind es noch 7 Tage, bevor ich die Insel verlassen werde, um nach Gran Canaria zu segeln.
Der Countdown läuft…
Sonntag, 18:00h, WDR Fernsehen: TIERE SUCHEN EIN ZUHAUSE
Heute starten wir direkt mit einer live-Schaltung zu unserem Korrespondenten nach Lanzarote: „Hallo Thomas! Was ist Dein Notfall der Woche?“
„Ich hatte hier eine selbstbewusste, kuschelige Fellnase. Glücklicherweise konnte ich sie direkt weitervermitteln. Da sie auch weder Haus- noch Wohnungstauglich ist, wäre die Vermittlung in Deutschland wohl eher schwierig geworden. Ein echter Bootshund eben.
Aber, ich hätte hier noch ca. 70 bis 80 Gramm Kakerlaken, diese possierlichen, kleinen Tierchen, in gute Hände abzugeben?“
„Ahhh, sorry, Thomas, das Tierheim Hilden hat abgewunken, der Waran ( https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/besitzer-waran-mettmann-gesucht-100.html) ist auch schon an einen Zoo weitervermittelt worden.“
„Danke Dir, Thomas, für Deinen Bericht! Bis zum nächsten mal“… Knistern… kruscheln… Ende der live-Schaltung…
Sooooooo, und dann gibt’s in Deinem Bericht noch den drögen Satz: „So war ich an einem Abend mit 3 Schotten in einer englischen Bar (von da stammt auch das Foto mit der Kakerlake) und durfte mich den ganzen Abend auf englisch verständigen.“
More information, please….. mit 3(!) Schotten,….. in einer englischen Bar.(!!).. und da war eine Kakerlake das „highlight“?
Nee, is‘ klar… wird schon stimmen.. ???
klasse: entweder…oder