Ich nehme am Nachmittag die Fähre von Culebra nach Ceiba. Die ist so schön günstig, da lohnt sich das Segeln beinahe gar nicht 🙂
Stacie und Jim hatten mich gefragt, ob wir uns nicht in Puerto Rico treffen wollen und ich finde das eine gute Idee. Sie wohnen in Fajardo an der Ostküste des Inselstaates in einem Haus am Hang mit tollem Blick auf das karibische Meer.
Pünktlich steht Jim am Fährterminal und ruft mit englischem Akzent meinen Namen. erst beim dritten Mal, als er versucht ihn auf deutsch zu rufen reagiere ich. Ich freue mich, ihn wieder zu sehen und er erzählt mir, dass er heute noch nach San Juan muss, um dort am Flughafen ein befreundetes Paar aus Michigan abzuholen. Er bringt mich zu seinem Haus und fährt sofort weiter. Stacie und Marlen begrüßen mich herzlich und auch sie freuen sich, mich wieder zu sehen. Nicht nur, dass sie mich zum Essen einladen, nein ich darf hier auch übernachten. Das Haus in dem sie leben, liegt auf dem Gelände einer alten Militärbasis und die Zufahrt zu dem Wohngebiet, in das die Basis umgewandelt wurde, ist nur durch ein Schmiedeeisernes Tor möglich. Als Missionare haben sie sich auf die Fahnen geschrieben, auch von weit her angereiste Missionare bei sich zu beherbergen. So haben sie eine ganze Etage im Souterrain ausgebaut. Es gibt zwei Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer, Bad und in die Wand eingelassene Kojen, in denen die Kinder in ihrer Jugend geschlafen haben. Alles ist liebevoll mit Holz vertäfelt und von Jim eigenhändig angefertigt worden.
Zum Glück habe ich eine Flasche Rosé dabei und kann zumindest eine Kleinigkeit zurück geben. Wieder freue ich mich, nicht alleine zu sein. Und ich bin gezwungen, einen ganzen Abend englisch zu sprechen. Es macht Spaß, in verschiedenen Sprachen kommunizieren zu müssen und ein wenig auch zu können. Ich hätte nur in der Schule mal etwas besser aufpassen sollen, als es um Fremdsprachen ging. Mir fehlen eine ganze Menge Vokabeln, um richtig mithalten zu können.
Am frühen Abend trifft Jim mit den Gästen Maybrit und Todd ein. Sie sind mal eben 5000km geflogen, um für vier Tage einen Wochenendbesuch zu machen. Amerikaner haben bekanntlich nicht wirklich viele Urlaubstage und müssen damit deutlich besser haushalten, als wir Europäer. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die USA das einzige Industrieland, in dem es keinen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub gibt. Die meisten Amerikaner kommen nicht über 10 Urlaubstage hinaus. Mir scheint, dass ich besser nicht damit hausieren gehe sollte, wieviel Urlaub wir so pro Jahr nehmen können.
Jim zeigt mir noch seinen ganzen Stolz. Im Vorgarten hat er ein selbstgebautes kleines Boot, das er in den kommenden Tagen zu Wasser lassen möchte. Ein vollkommen über proportionierter Außenbordmotor hängt da am Heck aber auch hier ist erkennbar, dass Jim großes handwerkliches Geschick besitzt.
Es wird ein sehr schöner, geselliger Abend mit vielen netten Geschichten und am Ende auch der Erkenntnis, dass für Jim und Stacie ein Verkauf der Segelyacht ins Haus steht. Sie haben zum Teil ebenso Haarsträubende Situationen erlebt, in der Karibik und wollen in Zukunft etwas bodenständiger sein. Damit geht es den Beiden – was den Verkauf des Bootes betrifft – so ähnlich, wie mir. Alles hat seine Zeit. Und ich denke ernsthaft darüber nach, Petoya Too zu verkaufen. Auch das gebe ich an diesem Abend zum Besten. Er will diese Information allerdings erst weitergeben an andere Segelfreunde, wenn sein Schiff verkauft ist. Zu diesem Thema werde ich sicher in der nächsten Zeit noch etwas sagen aber grundsätzlich steht mein Entschluss fest.
Danke für diesen tollen Abend, Jim, Stacie, Marlen und den Freunden aus Nordamerika.
Bald beginnt die Regenzeit
Victor – der Taxifahrer – hatte mir schon davon berichtet, dass auf Puerto Rico jeden Morgen gegen 7 Uhr mit Regen zu rechnen ist und dass es nachmittags dann besser wird. Auch in der Literatur zu dieser Region habe ich gelesen, dass es gegen April/Mai häufiger zu Regengüssen kommen soll. Das ganze mündet dann ab Juni/Juli wieder in die Hurrikane-Saison. Diese dauert immer bis Mitte November an. Es ist für die Menschen in der Karibik immer auch ein Lotteriespiel. Es gibt nur noch wenige Jahre, in denen es keine oder nicht so starke Stürme gibt. Stacie hatte mir berichtet, dass sie 2017 als die Hurrikane Maria und Irma hier gewütet haben, zu Hause waren. Innerhalb von 14 Tagen zogen sie auf unterschiedlichen Bahnen und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Vor allem „Maria“ wütete über der Insel mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 km/h. Für uns ist das unvorstellbar.
Das Haus von Jim und Stacie ist komplett aus Beton gebaut, ebenso das Dach. Und zur Vorsorge wurden rechtzeitig die Fenster mit schweren OSB-Platten geschützt. Ein großes Problem bei einem solchen Hurrikane stellen auch die unvorstellbaren Wassermassen dar, die sich auf den Boden ergießen. Wenn der Sturm selber also keine Schäden verursacht hat, darf man sich nicht zu früh freuen. So mussten auch hier im Haus über Stunden die eindringenden Wassermassen wieder nach außen befördert werden. Am Ende ist alles gut gegangen aber die Ängste, die hier ausgestanden wurden sind kaum vorstellbar.
Nun habe ich einen Tag erwischt, an dem der Aufenthalt außerhalb des Bootes nicht anzuraten war. Es gibt zwar keinen Sturm aber der Regen beginnt am Vormittag und hört nur vereinzelt kurz auf, um dann stärker zurück zu kommen. Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen nicht so arg wird. Aber zum Glück ist es ja warmer Regen und der wäscht auch das viele Salzwasser vom Schiff.
Ein kleiner Nachtrag noch zur Flamenco Beach. Diese ist in verschiedenen Rankings eine der 10 schönsten Buchten bzw. Strände der Welt. Sabine hat mir drei Fotos zur Verfügung gestellt und die beweisen, dass die Algenplage im Januar noch nicht so groß war, wie ich sie hier erlebt habe.