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Der Schaffner fragte uns nach unserem Reiseziel, als wir in Gruiten in die Bahn stiegen. Unsere Antwort: In die Karibik.

Die Reise geht weiter

Mein Bruder und ich sind auf dem Weg nach Martinique. Um 4:50 Uhr klingelt der Wecker und wir schlürfen noch schnell eine Tasse Kaffee. Kurze Zeit später stehen wir im eisigen Wind in Gruiten am Bahnsteig. Das mit der Kälte muss mal ein Ende haben. Sowohl die S-Bahn, als auch der Thalys, der uns nach Paris – Gare du Nord – bringen soll, sind pünktlich. Nun hoffen wir, dass es in diesem Stil weiter geht und wir den Flieger in Orly auch erwischen. 

Die Auszeit von der Auszeit hat mir gut getan. Ich habe es genossen, Freunde und Verwandte zu treffen, brauchte Zeit, mich nach der langen Atlantiketappe ein wenig zu sammeln und den Fokus wieder nach vorne zu lenken. Das erste, was ich gemacht habe, als ich zu Hause angekommen bin, war: Backen. Es waren nur noch zwei Tage bis Weihnachten. Ein Haselnusskranz und Plätzchen waren das mindeste, was ich machen konnte, damit ich für die diversen Feiern auch etwas hatte, das ich mitbringen konnte.

Der erste Besuch galt meinen Kolleginnen und Kollegen im Amt 62. Das war ein freudiges Wiedersehen. Aber es gab auch die Frage, warum ich denn aus der schönen und warmen Karibik ins Aprilwetter nach Deutschland zurückgekehrt bin. Ein paar Gründe habe ich genannt aber es ging auch darum, dass ich die Tour weiter plane. Bisher endete die Planung in Martinique und spätestens jetzt musste ich mir Gedanken machen, wie es weiter geht. Dafür hatte ich zu Hause viel Muße und am Ende auch eine ganz passable Planung.

Aber zunächst galt es für mich, meine Sozialkontakte zu pflegen. Weihnachten bei Martina und Matthias in Heisberg…

Von meiner Tochter habe ich den Waterrower bekommen, der mich in die Lage versetzt die - leider sehr schnell wieder aufgefüllten - Fettpolster am Bauch einigermaßen im Zaum halten.

Am Tag danach bei der Familie meines Sohnes und zu Silvester bei Torsten und Anja. Der Torsten, der so fleißig meinen Blog weiter geführt hat und dem ich dafür sehr dankbar bin.

Meine Schwester hat mich animiert eine Wanderung zu machen. Vor meiner Haustür um mir zu zeigen, in welch schöner Umgebung ich eigentlich lebe. Ich habe ihr dann unterwegs immer wieder davon berichtet, wo die einzelnen Vermessungs- und Grenzpunkte liegen und dass ich in der Vergangenheit gar nicht bemerkt habe, dass es um mich herun auch Landschaft gibt 🙂

11 km gewandert und Spaß gehabt
Wilson ist jetzt auch an Bord. Wenn ich mal keinen zum Reden habe...

Es gab sogar ein Weihnachtsgeschenk für mich von meinem Bruder: Wilson. Für die einsamen Stunden an Bord habe ich jetzt einen Gesellen, der mir zuhört, alles über sich ergehen lässt, keine Widerrede gibt. Also fast wie die „Hyva“ (die Windsteueranlage), die ohne Murren gesteuert hat, als es am ungemütlichsten war. Mal sehen, was Wilson so alles erleben wird (es gibt einen Film mit Tom Hanks „Cast away“, da kommt Wilson vor…).

Dann statte ich zusammen mit Torsten der „boot“ noch einen Besuch ab. Insgeheim hatte ich ja darauf gehofft, von der „Yacht“ eingeladen zu werden und einen Vortrag halten zu dürfen aber ein vierter Platz bei der ARC ist scheinbar nicht der Rede wert. Da haben sie eben die einmalige Chance verpasst 🙂 Vielleicht mache ich stattdessen im Herbst eine kleine Vortragsreihe über die Atlantikrunde…

Dieses Konglomerat werde ich vermutlich bald in etwas mehr Farbe in der Karibik antreffen
Ist das Kunst oder kann das weg?
Deckel können sogar noch dekorativ sein
Eine kurze Wanderung durch Haan
Am nächsten Tag dann Schneefall.

Wie geht es weiter?

Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass ich auf Lanzarote zwei Schotten kennengelernt hatte, die in der Vergangenheit schon Yachtüberführungen gemacht hatten. Wir waren uns einig, dass ich mich bei ihnen melde, wenn der Atlantik überquert ist und ich feststellen sollte, dass ich das Boot nicht selber wieder zurückführen möchte.

Aus den Anmerkungen, die ich in der Vergangenheit im Blog niedergeschrieben hatte, habt ihr vielleicht schon raus hören können, dass ich eine gewisse Distanz zu den langen Offshore-Strecken gewonnen habe. Für mich waren diese 23 Tage und 16 Stunden zu viel, als dass ich großen Spaß daran hätte, noch einmal eine Strecke von 2600sm zurück zu legen. So habe ich den Entschluss gefasst, die beiden Schotten zu kontaktieren. Inzwischen sind wir uns einig geworden, dass sie die Überführung von Puerto Rico aus machen werden. Die Strecke über Bermuda zu den Azoren ist – zumindest in der Vergangenheit – nicht von steten Winden begleitet gewesen. Es gibt dort oft Flauten und die ersten Tiefdruckgebiete des Nordatlantiks warten darauf, dass die Yachten langsam in ihre Fänge geraten. All das klingt nicht nach entspanntem Segeln. Und das ist bei der ARC eindeutig zu kurz gekommen.

So habe ich jetzt mit dem 06.Mai einen Fixpunkt, an dem Petoya Too in Puerto Rico sein muss. Dann übernimmt Paul das Zepter und bringt sie nach Horta auf der Insel Faial (Azoren). Dort werde ich ab dem 19. Juni weiter machen und Richtung Irland und Schottland fahren. Weiter geht es durch den Kaledonischen Kanal – vorbei an Loch Ness – und über die Nordsee wieder in die Niederlande.

Es galt aber noch die Zeit bis Mai mit Leben zu füllen. Mit meinem Bruder bin ich ab Mittwoch unterwegs nach Guadeloupe. Von dort aus fliegt er zurück und ich segle weiter bis zur Insel St. Martin/Sint Maarten. Dort steigen um den 10. März herum Lilo und Karlheinz zu, um mit mir die Britisch Virgin Islands (BVI´s) zu erkunden. Anfang April kommen dann Meli und Torsten auf Puerto Rico dazu und wir machen Inselhopping – ebenfalls auf den BVI´s. Zu guter Letzt fahren Lars und Franzi wieder mit. Auch mit den beiden will ich mich in der Nähe von Puerto Rico aufhalten. Evtl. geht es auch mal in die Dominikanische Republik, die viele nur unter ´DomRep´ kennen.

Das ist soweit der Plan und ich bin gespannt, wie nah die Wirklichkeit am Ende dran sein wird. Es gibt auch schon eine erste Hürde. Da Puerto Rico vollkommen den amerikanischen Einflüssen unterliegt, muss man für diese Insel ein sogenanntes ESTA-Formular ausfüllen, wenn man mit dem Flugzeug oder dem Schiff anreist. Wobei das mit dem Schiff relativ ist. Nach ausgiebiger Recherche ergibt sich ein Unterschied zwischen einem Kreuzfahrtschiff/Fähre und einer Segelyacht/Motoryacht. Mit ersterem würde ebenfalls ein ESTA-Formular reichen aber mit einer Yacht muss man ein sogenanntes B2-Visum haben. Das wiederum bekommt man hier in Deutschland z.B. im amerikanischen Konsulat in Frankfurt. Ein Termin ist zur Zeit in 52 Tagen zu haben und dann muss man auch anwesend sein. Das ist gar nicht machbar und so habe ich in der Segelgruppe, die Joshi – der Einhandsegler, den ich auf Lanzarote kennengelernt habe – eingerichtet hat, die Frage gestellt, ob schon jemand der gleichen Problematik begegnet ist. Und tatsächlich meldet sich Sabine. Sie ist mit ihrem Mann auf einer Bavaria 36 im Januar  ganz unbedarft von den BVI´s zu den Amerikanischen Virgin Islands gesegelt. Dort wurden sie unter Androhung einer Strafzahlung von 580 US-Dollar wieder zurück geschickt. Dann kam Plan B zum Zuge. Sie fuhren mit einer Fähre von Tortola (Britisch) nach St. John (Amerikanisch). Dort gibt es in der Nähe des Fährterminals eine Einwanderungsbehörde, die in die Pässe der Neuankömmlinge einen Sichtvermerk in Form eines Stempels drücken. Dieser gibt die Erlaubnis zu einer 90-tägigen Ein- und Ausreise. Mit diesem Stempel in der Tasche ging es zurück nach Tortola und dann mit dem Segelboot wieder zu dem Officer, der ihnen am Vortag noch eine Menge Geld abknöpfen wollte. Diesmal begrüßte er die beiden und beglückwünschte sie zu ihrem Stempel.

Man könnte das für einen Slapstick halten aber genauso ist es geschehen und ich denke, dass das auch der Weg ist, den ich beschreiten werde.

Seid dabei um zu erfahren, wie es weiter geht und wenn ihr Ideen und Anmerkungen habt, dann hinterlasst bitte gerne einen Kommentar für mich.

Markus und ich kurz vor der Abreise

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Axel W.

    Guten Morgen liebes Segelteam, das hört sich doch nach einem guten und schönen Plan an! Endlich geht es für uns Mitlesende weiter. Ich freue mich schon auf interessante und spannende Berichte.
    Weiterhin alles Gute und erstmal gutes Ankommen auf einem hoffentlich wohlbehaltenem Boot.
    Mögen die Winde in der nächsten Zeit wohlgesonnen sein.
    Gruß
    Axel W.

  2. Karl-Heinz

    Lieber Thomas, herzlichen Glückwunsch zu dem geilen Plan. Bisher war da bei mir eher die Sorge, wie das wohl weitergeht mit dir – so gefällt mir die Fortsetzung sehr. Ich sage mal: beneidenswert! Alles Gute für dich, für das Schiff und euch allen ein paar tolle Monate als Lohn für gehabte Strapatzen!

    Liebe Grüße

  3. Hans Dieter Clemens

    Endlich geht es weiter. Wir wünschen euch eine schöne Zeit und wie üblich immer eine handbreit Wasser unterm Kiel. Wir sind weiter auf deine spannenden Berichte neugierig. Liebe Grüße von Roswitha und Dieter

  4. Gaby Klasen

    Ich freue mich für euch und bin sicher, dass ihr das wuppt. Schön, dass ich jetzt morgen beim Frühstück wieder Spannendes zu lesen habe und du mich in eine andere Welt entrückst. Euch beiden eine schöne Reise, Sonne, Wind und Lachen. Liebe Grüße Eure Schwester

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