Nach dem schönen Segeln unter Spinnaker gestern bis in den frühen Abend sind wir soweit Richtung Süden gekommen, dass wir auch wieder in die Nähe anderer Schiffe sind. Für die Nacht wird die Segelgarderobe wieder verändert und wir sind konservativ unterwegs. Wollen uns und das Schiff nicht unnötig in Gefahr bringen. Und wenn Müdigkeit, Wind und Dunkelheit gepaart mit Huddel zusammen kommen, dann kann es schnell zu Murphys Law kommen. Der Sonnenuntergang ist wunderschön. Es ist kaum möglich, ihn zu beschreiben. So viele Farben, das tiefblaue Meer mit kleinen Katzenköpfen (so nennt man die Schaumkrönchen auf den Wellenbergen, die Passatwolken, die von der Sonne in unterschiedliche Rot, Orange und Blautöne gefärbt werden). Das hat schon etwas romantisches (Fotos hierzu werden nachgereicht). Da fehlt jetzt noch ein Gläschen Wein und jemand, den man in den Arm nehmen kann…
Ich hatte die Frage gestellt bekommen, wie denn so das Wetter in den Breiten hier unten ist. In den bisherigen Tagen hatten wir immer viel Sonnenschein. Die Temperaturen liegen bei passablen 28°, Wassertemperatur ca 23°. Die Luftfeuchtigkeit hält sich noch in Grenzen. Kleine weiße Passatwolken ziehen über den ganzen Himmel. Der Wind weht recht stet aus östlicher Richtung. In diesem Jahr sieht es nach langer Zeit mal so aus, als gäbe es wirklich eine gute Passatwind-Lage. Nur die sogenannten Roßbreiten sind in ihrer Lage etwas tückisch. Das sind Schwachwindzonen die zwischen 15° und etwa 23° nördlicher Breite schwanken und in denen Flaute herrscht. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir nicht den direkten Weg in Richtung Saint Lucia nehmen können. Die meisten anderen Boot, die an dieser Regatta teilnehmen sind deutlich länger als unseres. Das bedeutet nichts anderes, dass sie eben auch schneller unterwegs sind. Also macht Euch keine Sorgen, was den Tracker betrifft. Unsere Zeit kommt noch 🙂
In der Nacht schlafe ich nicht so gut. Die Wellen sind wieder sehr konfus. Aber die Nachtwachen sind trotzdem sehr entspannt. Der Sternenhimmel ist famos. Auch ohne den Mond kann man das komplette Meer überblicken. Nur wenn eine dickere Wolke über uns hinweg zieht, dann wird es schon mal stockduster. Anfangs haben wir in der Nacht noch die Öljacke an (so nennt man den Segelanzug, der normalerweise bei schwerem Wetter getragen wird). Dazu dann eine wärmende Decke über den Beinen. Die Nachttemperaturen gehen herunter auf nur noch 22° und im Zusammenspiel mit dem Wind ist es gefühlt so kalt, wie bei Euch zu Hause 🙂 Jetzt, wo wir auf 21° nördlicher Breite sind, wird es aber auch nachts langsam so warm, dass wir irgendwann im T-Shirt hier sitzen werden.
Am Morgen des 6. Tages wollen wir noch vor dem Frühstück den Spi wieder setzen. Aber das ist diesmal keine so gute Idee. Der Wind ist stärker als vorher gesagt und das Frühstück fällt entsprechend unruhig aus. Die Kräfte, die auf dem Rigg (das ist alles das, was zum Segeln notwendig ist und den Mast in einer stabilen, aufrechten Lage hält) lasten, sind enorm und die Gefahr, dass etwas kaputt geht, ist groß. Also alles wieder retour. Trotzdem sind wir in den vergangenen 24h wieder gut vorwärts gekommen. 154 Seemeilen stehen zu Buche. Das ist bisher der zweit beste Wert. In der Nacht hatten wir drei Boote überholt, die noch vor 2 Tagen weit vor uns lagen. Das vermittelt uns zumindest subjektiv das Gefühl, dass wir nun besser ins Spiel kommen.
Ein Highlight heute ist: Es ist Badetag. Chris und Guido unterwerfen sich zum ersten Mal auf dieser Tour der Salzwasserdusche durch die Pütz (das ist übrigens kein kölscher Begriff und steht für Eimer). Nicht dass sie sich nicht vorher einer Körperpflege gewidmet haben (es gibt Waschlappen an Bord), sondern dass man es sich vorher zunächst nicht so gut vorstellen kann, dass das sehr erfrischend ist. Und ein ganz besonderes Erlebnis obendrein. Man zieht sich zum „Baden“ einen Lifebelt an, eine Art Geschirr, wie man es einem Pferd über den Kopf zieht. Daran hängen zwei Leinen, mit denen man sich am Boot einpicken kann. Das soll das unfreiwillige Überbordgehen verhindern. Dann geht es ab nach hinten auf die „Badeplattform“. Dort befindet sich eine unbequeme Stufe – die für unsere Hintern zu schmal ist (oder diese selbst sind zu breit) – sodann gleitet die Pütz in das tiefblaue Atlantikwasser und so bewaffnet ergießt dann der Inhalt der Pütz über den Körper. Bei der ersten Pütz ist es noch ein unbekanntes Gefühl, was kurzzeitig Töne erzeugt, die man von Menschen vernimmt, die in einer Achterbahn sitzen. Sogleich stellt sich aber ein wohliges Gefühl ein und die nächste 5 Pützen ergießen sich in schneller Abfolge. Der Rest dürfte jedem aus dem Alltag bekannt sein. Ganz zum Schluss gibt es zur Belohnung für jeden ca. 3 bis 4 Liter Wasser aus dem großen Tank, mit denen das Salz von der Haut gespült wird. Die beiden sind völlig begeistert ob des unerwarteten Badevergnügens.
Jetzt haben wir den Kurs ziemlich genau auf Saint Lucia abgesetzt und müssen nur darauf hoffen, dass der Wind durchsteht für die nächsten 13 Tage..
Super, Thomas, das sind gute Nachrichten. Da möchte ich eigentlich mal für 1-2 Tage (nur Tage) dabei sein. Weiterhin alles Gute für Dich und die übrige Crew. Deine Mama
Sehr schoen, zu hoeren, dass es laeuft bei Euch. Weiter so, wir bleiben am Ball und Mast- und Schotbruch
Hallo Thomas,
Ich trinke gerade einen Wein und lese dabei deinen Blog. Hier beginnt gerade die stressige Zeit mit Schiet Wetter und vor Weihnachten. Glaube mir, ich wüsste wo ich jetzt viel lieber wäre.
Ich wünsche euch eine tolle Zeit, ihr liegt ganz prima im Rennen.
Lg Andrea
Die Berichte sind klasse. Immer wieder sehr spannend. Das reinste Abenteuer und wir sind froh, das verfolgen zu können. Weiterhin gute performance , auch in der Kombüse.