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Auf dem Weg zum Waschsalon

Gestern stand ein junges Paar mit einem Baby an der Pier. Nina (34) kommt aus Massachusetts und Nat (37) aus Australien. Sie sind seit 15 Jahren zusammen und haben einen klaren Lebensplan. Sie haben sich vorgenommen, die Welt zu erkunden. Dafür sind sie 9 Jahre in Las Vegas gewesen um dort zu arbeiten und so viel es geht, zu sparen. Sie arbeitete tagsüber an einer Poolbar und Abends als Barkeeper und er als Gruppier in einem der angesagtesten Casinos. Und als in den USA die Bankenkrise kam und die Immobilienpreise in den Keller gingen, kauften sie kurzerhand 3 Häuser und finanzierten sich durch die Vermietung ihr Leben. Seit 2017 sind sie nun auf eigenem Kiel unterwegs auf einer 42-Fuß Stahlyacht. 

Sie fragen mich, ob ich mit in ein Netzwerk kommen möchte, das sie hier am Ankerplatz aufmachen wollen. Sie wollen wegen ihres 10-Monate jungen Kindes noch eine Weile bleiben und dann im Juni über den Atlantik segeln. Dann soll es wieder über den Teich nach Brasilien und weiter an der südamerikanischen Küste bis zur Antarktis gehen. 

Als ich am nächsten Morgen meine Wäsche waschen möchte, kommt mir Nat in seinem Bananaboot entgegen. Er hat zwei Segelgäste dabei die dringend zur Fähre müssen. Leider ist sein Außenborder defekt und er muss paddeln. Ich komme ihm zur Hilfe und schleppe ihn. Aus Dankbarkeit werde ich für den Abend zum Diner eingeladen. Mir kommt das sehr entgegen weil ich am nächsten Morgen nach Puerto Rico möchte, um Stacie und Jim einen Besuch abzustatten. Da kann Nat dann ein Auge auf mein Boot werfen. Er will das auf meine Nachfrage hin gerne machen. 

Wenn ich auf dieser Reise etwas als sehr positiv wahr genommen habe, dann ist es dass ich immer wieder Kontakte geknüpft habe. Menschen, denen ich helfen konnte oder die mir geholfen haben. Es kann schon fast kein Zufall sein, dass das so ist. In der Vergangenheit habe ich häufig gehört und gelesen, dass es anderen Langfahrtseglern genauso ergeht. Es trägt mit dazu bei, dass ich motiviert bin, die Reise weiter zu machen. Ich werde ein wenig aufgefangen. 

Eine ausgediente Zählerarmatur neben dem Waschsalon
Den Tipp, dass es hier - ganz versteckt - ein paar Waschmaschinen und Trockner gibt, hatte mir der Barkeeper der Dinghy-Dock-Bar gegen. Für nur 2 Dollar habe ich auf meiner Reise bisher nirgendwo waschen können.

Als nächstes möchte ich gerne den Impeller auswechseln. Er hat seit der Abfahrt aus den Niederlanden – im August letzten Jahres – ununterbrochen Seewasser durch den Motor fließen lassen. In dieser Zeit hat Petoya Too mehr als 1200 Seemeilen zurück gelegt. Es scheint also an der Zeit zu sein, ihn auszuwechseln. Zum ersten mal wechsle ich ihn selber aus. In meinem Fundus habe ich 2 Ersatzexemplare und wähle den etwas älteren der beiden aus. 

Der Impeller sitzt hinter der Abdeckung rechts im Bild, wo die 6 Schrauben sich befinden
Diese müssen vorsichtig gelöst werden und das im System befindliche Wasser tritt aus.
Zumindest die Dichtung war defekt, der alte Impeller sieht eigentlich noch sehr gut aus.
Vorsichtig muss ich ihn jetzt heraus hebeln
Der neue wird mit einem Gleitmittel eingesetzt und sitzt ziemlich ´spack´
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Die Dichtung steht ein wenig über aber das ist nicht relevant

Der Motor wird gestartet und das Kühlwasser tritt tatsächlich an der richtigen Stelle aus. Weitere kleine Baustellen müssen noch erledigt werden, bevor ich morgen zum Festland übersetze. 

Auch hier gibt es in gewisser Weise einen ´Alltag´. Bin gespannt, wie meine Gastgeber wohnen und leben…

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Melanie Zimmermann

    Lieber Thomas,

    wir sind sehr froh, dass Du von den lieben Seglern aufgefangen wirst. Wir denken, die „Segler“ sind ein sehr angenehmes Volk. Sie sind viel mit dem Meer verbunden, kommen dort auf dem Wasser gut zur Ruhe, müssen aber auch alleine Lösungen finden, wie Du es so oft beschrieben hast. Deshalb findest Du dort Menschen, die Gleichgesinnte sind.

    Jedenfalls gibt es durch Menschen, wie Nina und Matt, immer wieder interessante Storys für uns zu Hause. Deshalb freuen wir uns schon bald wieder von Dir zu hören, welche interessanten Dinge Dir auf dem Festland Besuch passieren werden. 😊

    Viele Grüße

    Torsten und Melanie

  2. Barbar und Peter

    Lieber Thomas, zu Deinen Kontakten von denen Du zu recht so schwärmst: Nichts ist so wichtig wie die guten sozialen Beziehungen. In einer seit 1938 laufenden Studie der Harvard Unviversity über mehrere Generationen hinweg kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, daß nicht zuvorderst materielle Dinge wie Geld oder Erfolg automatisch zu mehr Zufriedenheit führen (können ein Teil davon sein) sondern eben besonders die guten sozialen Beziehungen. Es ist schön, daß Du das so auch auf Deiner Reise so erlebst.
    Liebe Grüße
    Barbara u. Peter

  3. Axel W.

    Hallo Herr Clemens, sich gegenseitig helfen zu können ist heutzutage eine leider nicht mehr so häufig gelebte Kultur. Ich wünsche Ihnen weiterhin viele schöne positive Erlebnisse und lassen Sie von sich hören.

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