Die Strömung setzt schon seit 3 Stunden in Richtung Westen aber wir machen uns erst um halb 11 auf zum nächsten Schlag, weil wir von gestern noch ziemlich gerädert waren. Die Windrichtungsangaben für heute variieren zwischen NE 3-4 (lt. Hafenmeister) und NNW 2-3 (lt. Windfinder). Am Ende sollte der Windfinder Recht behalten. Wir haben wenig Wind und kommen von vorneherein langsamer vorwärts, als erhofft. Aber wir wollen unbedingt heute segeln, nachdem wir gestern ja fast nur mit Hilfe des Motors gefahren sind.
Es wird schnell klar, dass wir heute abermals bis tief in die Nacht brauchen werden, um die nächste Schlafstätte zu finden. Schon bald kommt die Strömung gegen unseren Fahrweg und wir schaffen teilweise weniger als 2kn Fahrt – ein Fußgänger sollte es mit Leichtigkeit auf dieses Tempo bringen…
Irgendwann kommt ein hoher Turm in Sicht. Detlef fragt, was das für ein Gebäude ist. Ich antworte: „Das ist der Eiffelturm, wir sind schließlich in Frankreich“ – Damit geben wir uns naturgemäß dann beide nicht zufrieden und finden heraus, dass das der höchste Leuchtturm Europas ist – Ile Vierge (82,5m)
Es dauert ewig lange, bis die Strömung wieder in unsere Richtung dreht. Kurzfristig erreichen wir die Geschwindigkeit, die ich gerne den ganzen Tag schon gefahren wäre. Dafür lässt der Wind dann wenig später noch weiter nach.
Zwischendurch trage ich mich mit dem Gedanken, abzudrehen und nach L´Aberwrach zu segeln. Aber das liegt schon ein wenig achteraus und zurück möchte ich bei dem bisschen Wind auch nicht.
Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen und die Insel Ouessant rückt langsam aber sicher in unseren Fokus. In der Passage zwischen Insel und Festland dann plötzlich Delphine. Das ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, diese Meeressäuger zu sehen. Eine Gruppe von 5 oder 6 Delphinen schwimmt eine Zeit lang parallel zum Boot. Man kann ihren feinen hohen Ton wahrnehmen.
Langsam wird es dunkel, Wir schalten die Positionsleuchten an und fahren in kräftigem Strom südlich der Insel entlang. Hier im Windschatten bergen wir das Vorsegel und müssen uns sehr konzentrieren, in der richtigen ´Spur´ zu bleiben. Stromschnellen und kräftige Wirbel lassen – trotz flauem Wind – unser Boot wie eine Ente in der Badewanne kreisen. Es ist stockduster als wir das rot markierte Schifffahrtszeichen – das bei uns im Ijsselmeer eine Tonne wäre, hier aber ein ausgewachsener Leuchtturm ist – passieren. Dann wird es richtig haarig. Die Strömung, die nördlich um die Insel herum läuft, trifft auf jene, die südlich verläuft. Ein fieses Wellenbild ergibt das in der Summe. Kurz, steil und eklig. Wir fahren unter Motor ´vierkant´ gegen die Welle und die Gischt spritz über das ganze Boot bis ins Cockpit. Ich will nicht wissen, was hier los ist, wenn es mal Windig ist…
Wenig später fahren wir in die vollkommen unbeleuchtete Bucht und tasten uns mit großer Vorsicht bis zu den Mooringbojen vor. Wir finden eine passende und sind froh, endlich fest zu liegen. Der Manöverschluck ist mehr als verdient…
spannend … man fiebert mit!