Wir können die komplette Nacht noch segeln und was soll ich sagen: Auch Schwachwind-Segeln auf dem Atlantik kann ein wenig Spaß machen. Aus den uns vorgegebenen 4 bis 8 kn Wind holen wir auf dem vom Vollmond beleuchteten großen Teich bis zu 5,5kn „Speed“ heraus. Dabei gewinnen wir eine relativ lange Wegstrecke in Richtung Süden – was ja genau der Plan ist. Da wir aber jetzt komplett selber ans Steuer müssen, teilen wir die Wachen anders auf. Dabei gerät das eine oder andere ins Ungleichgewicht. Nachdem ich selbst zwei Stunden gesteuert habe, kommt Guido wie vereinbart. Und er hat so einen Spaß, dass er geschlagene 4 Stunden oben steht.
Als ich wieder an der Reihe bin, will ich die elektrische Selbststeueranlage einschalten, doch nach ein paar Minuten fällt sie leider aus. Es scheint ein Kurzschluss vorzuliegen. So ein Mist. Jetzt müssen wir auch bei Flaute unter Motor selber steuern.
Am Vormittag ist es dann soweit. Der Wind schläft völlig ein. Die Segel schlagen in der immer noch hohen Dünung wild hin und her, erschüttern permanent das komplette Rigg. Es ist furchtbar. Vorsegel weg, Groß fest zurren und Motor an. Mit schonenden 1500 Umdrehungen lassen wir uns jetzt schieben. Das bringt etwa 5kn Fahrt und spart viel Diesel.
Von der Nacht geschlaucht lege ich mich hin und verfalle in wirre Träume. Erst gegen 15(UTC) bin ich wieder unter den lebenden.
Eine surreale Welt erwartet mich hier draußen. Kein Windhauch, keine Kräuselung auf dem Wasser, nur die immer noch hohe Dünung aus dem Norden bringt Bewegung ins Boot. Diese Dünung erinnert mich an die Augsburger Puppenkiste. Die älteren unter uns kennen aus den Kindertagen Lucas den Lokomotivführer und die Insel mit drei Bergen. Da gab es doch diese komische blaue Plastikfolie, die den Ozean darstellen sollte. Jetzt weiß ich wo die Autoren die Idee dazu entliehen haben…
Eines der Highlights heute ist ein – aus der Ferne betrachtet – Stück lila Plastikfolie, die aus dem Wasser heraus ragt. Bei näherer Ansicht entpuppt es sich als eine portugiesische Galeere (klick führt zur Wikipedia). Nicht dass ihr glaubt, es handelt sich um ein Relikt aus der Zeit der Entdecker. Nein, es ist eine ziemlich giftige Qualle, die in der Lage ist, sich vom Wind antreiben zu lassen, durch eine Art Segel.
Wir bereiten wieder 10 Liter Wasser auf. Das schmeckt übrigens richtig gut. Eau d’atlantique…
Und dann füllen wir zwei der vier Kanister Diesel um in unseren Tank. Der ist damit
zu mehr als 3/4 gefüllt und sollte uns gut durch die Flaute schippern lassen. So geht es nun in die Nacht auf den dritten Advent. Noch 399sm To Go. Wir glauben nun doch daran, dass wir es schaffen, über die Ziellinie zu fahren – unter Segeln…
Euch allen einen schönen 3. Advent. Bleibt uns gewogen.
Ich glaube auch an euch. Zur Siegerehrung seid ihr da.
Hallo Thomas und Crew, wie ich mit meinen bescheidenen Mitteln sehen kann seid ihr gut auf Kurs. Verfolge euch fast Stündlich und freue mich über euren Raumgewinn auch über andere Boote in eurer Nähe. Drei Daumen hoch und weiter so. Grüße aus dem kalten Brandenburg
Lieber Thomas, fast Deine gesamte Sippe hat mit uns im Fischelner Burghof den 3. Advent gefeiert und das Hauptthema warst Du mit Petoya und Deiner tollen Crew. Bald habt Ihr die letzten sm geschafft. Alles Liebe und Gute Schiff ahoi!
Hallo Thomas, zur Augsburger Puppenkiste: Paßt auf, daß Euch das Piratenschiff der „Wilde 13“ nicht begegnet. Eine sympathische Bande, die bereits Jim Knopf gefangen nahm. Das darf Euch so kurz vor dem Ziel nicht passieren. Wir glauben, lhr schafft auch das noch. Wir drücken die Daumen – auch für einen besseren Wind. Ach ja, was die Platzierung angeht: Der Weg ist das Ziel.
Hallo Ihr Lieben,
ich habe keine Ahnung vom Segeln, mit oder ohne Wind. Dafür aber vom Advent feiern. In Monheim gab es dieses Wochenende ordentlich viel Glühwein, aber es kommt kaum Einer an den Glühwein von Chris ran. Sehr vielseitig – der Gute. Wir verfolgen den Blog und denken an Euch.
Liebe Grüße Helmut und Molly
Well done ihr Geduldigen!! Eine Bitte habe ich ( was sicher keinen überrascht) , beim vielen Motor Fahren prüft so oft als möglich die Kühlung denn ich habe die Befürchtung dass heftiger Algen Bewuchs ein gewisses Risiko darstellt. Genug „geschlaubergert“ Ihr werdet das Boot schon schaukeln 🙂
Durchhalten – ist doch verglichen mit der zurückgelegten Strecke nur noch ein Klacks bis zum Ziel!