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Nachdem wir gestern früh unseren Kurs in südlicher Richtung gesetzt haben um dem erwarteten Flautengebiet auszuweichen, das sich uns leider in den Weg legen wird, sind wir bis heute früh gut 120sm gesegelt. Die Wellenbewegungen sind dabei deutlich angenehmer als in den Tagen zuvor. Man kann sagen, dass Segeln auf diese Weise auch wieder ein wenig Spaß macht 🙂

Am Mittag entscheiden wir uns, wieder mehr in Richtung Ziel St. Lucia zu fahren. Das Vorsegel wir mit einem separaten Baum Ausgestellt und damit fixiert und das Großsegel kommt auf die andere Seite. Das ganze nennt man Schmetterling. Der Wind kommt dabei genau von hinten. Und siehe da, auf einmal gibt es keine schlagenden Segel mehr, kein wildes Geeier und trotzdem kommen wir gut voran, meist zwischen 5,5 und 6,5 Knoten. Die Windfahne, die das Boot steuert ist genial. Sie hält uns bestens auf Kurs und hat noch nicht ein einziges Mal gemeckert. Vielleicht fragt man sich zu Hause, ob das denn etwas mit Segeln zu tun hat, wenn man nicht selber auch am Steuer steht. Aber ja, das hat es. Wir sind nur zu dritt und es wäre ungleich ermüdender, wenn wir den ganzen Weg über den Atlantik selber am Rad drehen müssten.

Wir sind alle deutlich entspannter mittlerweile. Zum einen liegt das an den ruhigeren Bedingungen hier draußen und zum anderen daran, dass wir nun auch genug Schlaf finden in der Nacht. So gibt es heute – am Mittwoch morgen – Eier zum Frühstück und dazu geröstetes Toastbrot bzw. für mich Müsli. Ein Fruchtsaft darf nicht fehlen und für alle eine Fruchtschale mit Khaki und Papaya. So lässt es sich ganz gut leben auf den schaukelnden 15qm, die wir zur Verfügung haben. Könnt ihr euch das vorstellen, wie es ist, auf der Fläche eines mittelgroßen Kinderzimmers 3 Wochen zu verbringen, ohne die Möglichkeit eine Tür zu öffnen und hinaus zu gehen? 3 Wochen auf eingem Raum zu kochen, zu schlafen, Mahlzeiten einzunehmen, einfach all das zu tun, was man in einer WG so tun kann und muss. Das ist das Big Brother gar nichts gegen. Komisch, dass RTL noch nicht auf den Trichter gekommen ist, ein solches Format aufzulegen. Der Unterschied zu unserer WG ist, dass wir uns super verstehen und respektieren. Vielleicht ist es auch ein Teil der Erfahrung, die man auf einer solchen langen Tour macht. Jedenfalls sind wir auf einem guten Weg, eine Bordroutine zu bekommen.

Natürlich gibt es immer wieder ein paar Highlights. Die würden im normalen Berufsalltag gar nicht ins Gewicht fallen. Aber hier an Bord ist es etwas anderes. So hat zum Beispiel Chris heute das erste Brot gebacken und das schmeckt hervorragend. Was ich meine ist, dass es auch einfach mal Kleinigkeiten sein dürfen, die Beachtung finden. Wir sind fast den ganzen Tag auf den Beinen heute und das zeigt, dass die latente Müdigkeit verflogen ist und wir auch da bereits einen guten Rhythmus gefunden haben. Zur guten Stimmung an Bord trägt auch bei, dass der heutige Tag aus seglerischer Sicht ein wirklich guter ist. Ich glaube ich habe auf der bisherigen Tour nur wenige Tage gehabt, die mit dem heutigen konkurrieren können. Die Bootsbewegungen sind absolut ruhig und erträglich, wir müssen uns nicht permanent fest halten und wir gönnen uns gutes Essen und nette Gespräche. So wie es jetzt ist, darf es gerne für die nächsten 2 Wochen bleiben. Das ist zwar ein frommer Wunsch. Aber wer weiß, vielleicht bleibt uns die Wind- und Wellensituation noch eine Weile erhalten.

Ach so, da war noch etwas. Der Race-Tracker verliert schnell seine Batterieleistung. Diese Nachricht habe per mail von der Wettfahrtleitung bekommen. Benötigt wird ein uralter USB-Stecker. Reiner Zufall, dass ich nach kurzem Nachdenken darauf komme, dass ich einen solchen in meiner Fototasche habe. Das wäre dann soweit gut. Aber es gibt noch einen Negativfaktor. Gestern Abend war die Batteriekapazität auf dem Schiff trotz der guten Energieaufnahme durch die Solarzellen auf 15 Prozent gesunken. Eine plausible Erklärung dafür habe ich am Anfang nicht. Wir hatten – aus Versehen – den Kühlschrank auf volle Leistung gestellt und gleichzeitig habe ich viel am Kurzwellenfunkgerät gesessen, den Rechner am Strom gehabt und diverse andere Dinge ebenfalls. Vielleicht ist es doch die Summe aller Verbraucher, die da gestört hat. Wir mussten gestern Abend fast 2 Stunden lang den Motor mitlaufen lassen – ohne Vortrieb durch die Schraube – und mit der Lichtmaschine nachladen. Alle Verbraucher wurden ausgeschaltet und am Morgen der Motor nochmal eine Stunde lang angelassen. Jetzt sieht es wieder gut aus. Allerdings müssen wir das weiter im Auge behalten.

Das Etmal in den vergangenen 24h beträgt heute etwa 140sm. Das entspricht einer Geschwindigkeit von fast durchgehend 6 Knoten. Das ist der Wert, den ich als Wunsch ausgegeben hatte. Wir bleiben dran 🙂

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. µ

    Schon nach dem letzten Blogeintrag dachte ich, ich sollte mal zum Essen vorbeikommen. Und jetzt mit frischem selbstgebackenen Brot, da sollte ich mich wirklich langsam auf den Weg machen. 🙂
    Drücke die Daumen, dass das schöne Segeln anhält!!!n

  2. Daniel Lenz

    Da kann ich mich meinem Vorschreiber nur anschließen…..spätestens beim Brotbacken…wollte ich auch dabei sein 😉 Weiterhin gute Fahrt und beste Segelbedingungen.

  3. Gaby Klasen

    Dann backen wir mal alle ein Brot um uns Bordfeeling an Land zu holen.

  4. Axel W.

    Wo darf ich denn dann zum Essen vorbeikommen? Es macht schon Spaß zu lesen, wie die drei sich ihre kleine autake Welt aufbauen und betreiben. Weiterhin viel Erfolg und gerne weiterhin so schöne Berichte – Danke dafür uns an Ihrem Abenteuer teilhaben zu lassen!

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