Wir kommen spät in den Frühstücksraum, haben nur noch 10 Minuten, uns mit einem englischen Breakfast zu versorgen. Heute wartet der Leuchtturm von Lossiemouth darauf, von uns bestiegen zu werden. Wir sollen uns an einen gewissen Chris halten, der macht für uns eine Führung außer der Reihe, weil alles andere schon ausgebucht ist. Eigentlich wollten wir schon gestern her kommen aber da war hier eine Hochzeit. Ein schönes Ambiente für ein solches Event. Irgendwie ist alles in der Umgebung des Turmes auf die nahe gelegene RAF (Royal Air Force) ausgerichtet. Es gibt baracken, einen Store mit allerlei Geschichtsträchtigem Plunder zum königlichen Luftgeschwader. Das passt ganz gut zur gestrigen Flugshow. Wir vertreiben uns die Zeit, bis Chris uns abholt. Er erzählt uns die Geschichte zum Leuchtturm, der vor 11 Jahren außer Betrieb gesetzt wurde. Irgendwie ist es immer wieder schön, Leuchttürme zu besichtigen. Vor allem, wenn man wie wir das Glück hat, ihn zu erklimmen und einen tollen Blick von oben auf die Umgebung hat.
Chris erzählt uns davon, dass im Laufe einer geologisch gesehen wirklich kurzen Zeitspanne die Küstenregion – vermutlich aber ganz Schottland – von dem Druck des schweren Eispanzers, der während der vergangenen Eiszeit auf dem Land lastete, von einer Hebung profitiert. Auf diese Weise wurden dem Meer riesige Gebiete entrissen, die heute bewohnt sind. In Skandinavien beträgt die jährliche Hebung zum Beispiel immer noch bis zu einem cm. Leider wird dieser Effekt nicht ausreichen, um dem Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel entgegen zu wirken.
Auf dem Weg zu unserer neuen Unterkunft in Tarland kommen wir an dem Idyllischen Ort Elgin vorbei. Mehr zufällig führt unser Weg an den Ruinen der alten Kathedrale vorbei. Deren Geschichte würde den Rahmen meines Blogs sprengen aber sie ist in jedem Fall spannend.
Die neue Unterkunft ist sehr einfach und sehr alt und nicht die Sauberste. Aber es war die Günstigste, die wir so kurzfristig noch bekommen konpnten. Und wir sind froh, ein Dach pber dem Kopf zu haben. Morgen soll sie endlich starten, die langersehnte Bergwanderung.
Montag, 24.07.2023
Ich hatte am Abend noch beim Wirt der Hotelbar nachgefragt, wo es denn in der Nähe eine schöne Wandermöglichkeit gäbe. Er sagte spontan, dass es bei Dinnet schöne Hikes gibt. Also machen wir uns auf den Weg dorhin und stellen fest, dass es eher flache, familienfreundliche Wanderungen sind. Wir sind nach 35Minuten mit einer ersten Runde durch. Aber auf dem Weg begegne ich einem Vater mit seinem kleinen Sohn. Der rät uns, noch eine halbe Autostunde weiter zu fahren. dort gibt es beim Loch Muick einen Wanderparkplatz und von dort aus eine Tour hoch zum Lochnagar. Gesagt, getan, wir finden den Parkplatz, haben dort aber kein Internet mehr und leider sind die Wanderkarten von Paul nicht für diese Gegend. Ich frage zwei abgekämpft wirkende Männer, ob sie eine Wanderung von etwa 4h Dauer empfehlen können. Die Beiden sind über Nacht unerwegs gewesen und wissen eine Antwort auf unsere Frage. Einer skizziert mir auf einem Blatt Papier einen Weg mit markanen Marken und sagt, dass wir den Pfad nicht verpassen können. Nur mit den Kilometerangaben liegt er am Ende etwas daneben. Aber jetzt fühlen wir uns gewappnet und marschieren los.
Anfangs ist der Weg noch breit und führt durch ein schönes Kieferwaldstück. Die Baumgrenze liegt hier sehr viel niedriger, als in den Alpen und ist bald erreicht. Zum Glück ist es heute nicht so windig, sonst wären wir diesem schutzlos ausgeliefert. Es ist sehr anstrengend, permanent bergan zu gehen. Da waren die 144 Stufen auf den Leuchtturm ein Kinderspiel gegen. Ich bin schnell durchgeschwitzt und ärgere mich, dass ich keine gute Funktionskleidung habe. Aber zumindest habe ich für später noch zwei warme Jacken dabei. Auch an Getränken und Verpflegung mangelt es uns nicht. Nur wenige andere Wanderer sind unterwegs. Wir durchschreiten einen Bach und haben um uns herum eine phantastisch schöne Landschaft mit sanft geschwungenen Hügeln und niedrigem Bewuchs. Heute besteigen wir einen sogenannten ‚Munro‘. Das sind Hügel, die mehr als 3000 Fuß hoch in den Himmel ragen. Für die Schotten sind das Berge. Und auch für uns fühlt es sich so an, als sei das ein ausgewachsener Hügel. Immerhin erreichen wir eine Meereshöhe von 1100m und das ganze ist wirklich anstrengend.
ziemlich erschöpft, weil es eine ungewohnte Dauerbewegung ist, kommen wir wieder an unserem Van an. Auch die Drohne ist kurz zum Einsatz gekommen.
Nach dieser Wanderung stelle ich fest, dass Schottland mich nicht zum letzten Mal gesehen hat. Vielleicht lohnt sich sogar einmal der Winter. Wer Einsamkeit sucht, der findet sich nicht nur auf dem Wasser, sondern auch hier in Schottland.
Morgen geht die Reise weiter. Zum zweiten Mal geht es nach Glasgow. Die Reise endet dort und wir wollen den Wagen abgeben, noch einmal durch die Stadt streifen und zum Abschluss ins Kino: Oppenheimer (auf englisch)