Markus und ich sitzen um 7:57 Uhr im Thalys nach Paris. Gemeinsam wollen wir den letzten Streckenabschnitt der Atlantikrunde bewältigen. Ankunft Paris Nord um 12:25 Uhr, dann zu Fuß weiter zum Bahnhof Saint Lazaré. Es macht Spaß, durch die Straßen zu schlendern. So können wir die 2 Stunden bis zur Abfahrt gut überbrücken und auch etwas von der Stadt mitnehmen. Es ist beeindruckend, wie pünktlich die Züge hier sind (wobei sie heute auch in Deutschland in time waren). Es ist 18:15 Uhr, als wir in Cherbourg aussteigen und noch zum Carrefour dackeln, um unsere Einkäufe zu erledigen. Ein Taxi bringt uns zum Hafen und dann erreichen wir Petoya Too.
Unser Plan ist, den morgigen Sonntag hier in Cherbourg zu verbringen und am Montag in aller Frühe nach Ijmuiden in den Niederlanden zu starten. Es läuft darauf hinaus, dass wir das Non-Stopp tun sollten. Zurzeit reiht sich ein Tiefdruckgebiet an das Nächste und wenn wir schon Sonntag starten würden, hätten wir in der Passage zwischen Calais und Dover mit bis zu 9 Bft. zu rechnen. Anders sieht es am Montag aus, wenn wir in Cherbourg starten, dann ist der Wind zwar auch kräftig, er kommt aber aus SW und das dürfte bedeuten, dass sich noch keine so hohe Welle aufbauen wird. Außerdem wäre in der Nacht zu Dienstag der Wind bei Calais nur noch bei 5 bis 6 Bft. und im weiteren Verlauf kämen wir mit gutem Wind auch nach Ijmuiden, bevor dieser am Mittwochvormittag langsam zunimmt und in Böen bis auf Sturmstärke weht.
Der Plan steht, jetzt machen wir es uns auf dem Boot gemütlich, stiefeln zum Büro des Hafenmeisters und reservieren zwei E-Bikes für Sonntag. Damit können wir die Gegend erkunden und etwas entspannter in den Törn starten. Für Markus ist es der erste Tripp außerhalb geschützter Gewässer. Für Ihn ist es auch eine Premiere, eine Nachtfahrt zu machen und solch eine lange Strecke auf einem Boot zu bewältigen. Ich bin gespannt, wie er das bewältigen wird.
Sonntag, 30.07.2023
Der Tag ist trüb und nass. So haben wir uns den Sommertörn nicht vorgestellt. Aber weil Markus sehr erpicht darauf ist, sich den Motor anzuschauen, starten wir nach dem Frühstück mit dem Schrauben. Wie erwartet springt der Jockel schnell an. Nach weniger als 5 Minuten fällt meinem Bruder auf, dass an einem Kolben Abgase austreten. Motor aus und Ventildeckel ab. Siehe da, sämtliche Ventile haben zu viel Spiel und müssen nachgestellt werden. Nur beim vordersten Ventil klappt das nicht zufrieden stellend. Und es scheint ziemlich klar zu sein, dass im inneren des Motors etwas im Argen ist. Vermutlich benötigt er eine neue Nockenwelle und auch Ventilstößel. Aber – und das ist eine wichtige Aussage – ich brauche den Motor möglicherweise nicht zu ersetzen. Wir wagen einen erneuten Start und ich traue meinen Augen und Ohren nicht. Das Klopfgeräusch ist weg. Er hört sich an, wie damals, als Markus ihn wieder zum Leben erweckt hatte, nachdem wir ihn völlig auseinandergenommen haben. Mir stehen Tränen in den Augen. Was für ein Pfundskerl. Wir können ihn nutzen ohne Angst haben zu müssen, dass er uns auseinanderfliegt.
Trotz des einsetzenden Regens starten wir eine kleine Radtour in Richtung Westen. Wir fahren hinaus auf die endlos lange Außenpier. Die ist 1858 von Napoleon dem III. eingeweiht worden und schützt den sehr exponiert liegenden Hafen von Cherbourg vor den starken Wellen und Strömungen im englischen Kanal. Die Stadt ist wie ausgestorben, kaum ein Restaurant hat heute geöffnet. Wir finden einen kleinen Imbissladen und bestellen uns ein Sandwich mit Pommes und danach einen Crepe.
Zurück am Boot bereiten wir alles für die lange Etappe vor. Die Rettungsinsel wird wieder außen montiert, Reffs in Großsegel gesetzt, die „Kuchenbude“ nehmen wir schon weg und montieren das Ruder der Hydrovane. Schon um halb 10 geht es in die Kojen. Ich bin ein wenig angespannt. Hoffentlich weiß Markus, worauf er sich da eingelassen hat.
Ich wünsche euch einen guten Start und lege noch einmal ein gutes Wort beim Wettergott ein. Was für ein Sommer….
Hallo Jungs, habe euch bei Marine Trafic gefunden. Ihr seid ja schon ein gutes Stück weiter gekommen trotz schwerem Wetter. Kompliment!!!.
Was Motoren und Technik angeht ist Markus schon ein Teufels Kerl. Drei Daumen hoch. Noch einen schönen Törn hoffentlich ohne Schwerwettersegeln, denn das habt ihr hinter euch. Grüße aus dem regnerischen Brandenburg von Roswitha und Dieter.