• Beitrags-Kategorie:Landausflüge
Drohnenaufnahme des premier Chute du Carbet

2. Teil der Inselerkundung. Wir wollen heute endlich eine richtige Wanderung machen und dabei einen Wasserfall besuchen. Auf der gut ausgebauten Küstenstraße geht es wieder auf den linken Schmetterlingsflügel nach Basse-Terre. Die Fahrt führt uns an Bananen- und Zuckerrohrplantagen vorbei. Als wir dann ins Landesinnere abbiegen, wird die Straße deutlich schmaler, welliger und kurvenreicher. Steigungen von 16 Prozent sind eher normal hier. In den Dörfern, die wir passieren ist die Zeit seit 30 Jahren stehen geblieben. Neben teilweise wirklich maroden Hütten – die auf ihre Art trotzdem Charme versprühen – stehen oft vollkommen ausgeschlachtete Autos, aus denen bereits Palmen wachsen. Ein Beispiel dafür, dass sich die Natur früher oder später alles zurück holt. Die Menschen sehen trotz allem nicht unglücklich aus.

Die Straßen werden so schmal, dass kaum 2 Autos nebeneinander passen und ich mich genötigt fühle, in engen Serpentinen häufiger zu hupen. Es geht immer höher hinauf, der Regenwald wird dichter und dunkler. Unfassbar riesige Blätter hängen hier an einigen Bäumen. Markus bemerkt, dass er nicht wusste, dass es derart viele verschiedene Sorten von Palmen gibt. Schließlich erreichen wir eine Stelle, an der schon eine Menge Autos und sogar Reisebusse parken. Hier muss es sein. Im ersten Moment sind wir ein wenig enttäuscht, dachten wir doch, dass wir nur wenigen Leuten begegnen würden hier im Urwald. Und dann müssen wir auch noch 5,15€ Eintritt bezahlen. Immerhin ist das hier ein Naturschutzgebiet und später bekommen wir mit, wie aufwändig die Pfade teilweise mit Holzplanken, Stufen und Drahtseilen versehen wurden. 

Jetzt gilt es, knapp 400 Höhenmeter zu überwinden. Mal schauen, wie wir das so kurz nach unserer Genesung bewältigen werden. 

Wir gönnen uns eine kleine Pause. Noch 50 Minuten Weg liegen vor uns
Um uns herum ist Urwald und Regenwald

Wir haben im Vorfeld ein paar Rezensionen gelesen. Dort heißt es, dass der erste Teil einfach zu bewältigen ist, der zweite Teil aber eher schwierig ist. Das können wir genauso bestätigen. Am Ende ist es in Teilen fast alpines Klettervergnügen. Der Weg ist feucht bis nass und ich bin froh, meine neuen Wanderschuhe angezogen zu haben. Die geben extrem guten Halt.. Markus hat mit seinen halbhohen Trekkingschuhe deutlich mehr zu kämpfen.

Es ist teilweise steil, glitschig und sehr unwegsames Gelände, das wir durchschreiten müssen
Das ist noch ein eher überschaubares Blatt

Nach etwa 2 Stunden erreichen wir den Wasserfall und sind überwältigt. Mit tosendem Krach stürzt sich das Wasser hier in 2 Stufen mehr als 100m in die Tiefe. Ein faszinierendes Naturschauspiel, das uns sofort in seinen Bann zieht. Die Drohne kommt zum Einsatz und es gelingen ein paar sehr schöne Ansichten des Wasserfalls aus allen möglichen Perspektiven. Mehr als eine Stunde halten wir uns hier oben auf, bevor es auf den langen Rückweg geht.

Der Blick vom Wasserfall aus in Richtung Atlantik
Ein paar Eindrücke von diesem Schauspiel. In dem Becken könnte man auch schwimmen aber hier oben sind wir bei über 1000m Höhe und es ist vielleicht noch 20 Grad warm - wenn es hoch kommt - und das ist mir definitiv zu kühl, zumal auch noch ein kräftiger Wind vom Tal aus hinauf fegt.

Obwohl es auf dem Rückweg überwiegend bergab geht, kostet uns dieser mindestens so viele Körner, wie der Hinweg. Zumal die Belastung für die Gelenke bergab noch einmal höher ist. Jetzt merken wir unsere Knochen und irgendwann fällt es schwer, die notwendigen Kräfte zu mobilisieren. Wir benötigen immer wieder kleine Pausen. Zum Glück hatte ich ein paar Müslirigel eingepackt. Auch an Wasser fehlt es nicht.

Ernest Hemingway und Indiana Jones auf Tour
Auf dem Rückweg zum Basiscamp

Zurück am Auto sind wir stolz und zufrieden, dass wir diese Tour geschafft haben. Die Knochen tun zwar jetzt weh aber es hätte schlimmer kommen können. Auf dem Weg ins Tal kommen wir wieder durch diese kleinen Dörfchen und finden uns spontan in einem Restaurant wieder. Hier gibt es kreolische Küche und ein wenig Dorfkneipenfeeling. Es scheint nicht so oft vorzukommen, dass sich Fremdlinge hier einfinden. Wir werden mit großer Höflichkeit bedacht und genießen das Treiben um uns herum. Die Dorfältesten spielen am Nebentisch eine Partie Domino, während uns der Sohn des Hauses neben einem selbst gedrehten Joint – den wir dankend ablehnen – auch ein paar leer getrunkene Kokosnüsse mit seiner Machete öffnet und zum Verzehr anbietet. Das Koksfleisch ist von eher glibberiger Konsistenz und will nicht so recht nach Bounty schmecken. 

Der Chef des Hauses hat alles im Griff. Doch als wir ihm 3€ Trinkgeld anbieten, ist er verwirrt. Das scheint es hier normalerweise nicht zu geben, dass Gäste noch etwas Tipp geben
Das Essen ist einfach aber schmackhaft und wir sind froh, einen kleinen Abstecher hierher gemacht zu haben

Den Abend lassen Markus und ich gemütlich ausklingen. Die müden Knochen brauchen jetzt Erholung.

 

Abschied von Markus

Zwei Wochen sind wir nun gemeinsam unterwegs gewesen. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen. Heute Abend fliegt Markus zurück nach Deutschland. Doch vorher machen wir im Hafengebiet noch eine Shoppingtour. Am Morgen bringe ich schon um 7 Uhr der Fachfrau für Stoffe und Nähen die Baumpersenning vorbei, ebenso zwei defekte Leesegel (…die Persenning schützt das Großsegel im Hafen vor der enormen UV-Strahlung und die Leesegel sollen bei längeren Überfahrten verhindern, das jemand, der unter Deck in der Koje liegt, aus dieser heraus fällt). Außerdem erstehen wir noch 3 Dieselfilter. Eine Tankreinigung erscheint uns zu aufwändig und es gäbe auch erst in einer Woche einen Termin. Doch da möchte ich gerne schon weiter im Norden sein. Der Händler gibt uns noch eine Dose mit hochkonzentriertem Biozid, das die Bakterien im Tank hoffentlich abtötet. Und die Filter werde ich nun häufiger wechseln. Eine gebrauchte Segellatte erstehe ich beim Segelmacher, eine Gasflasche tausche ich aus, ebenso kaufe ich eine neue Versorger-Batterie. Bei der der drei älteren Batterien gab es einen signifikanten Leistungsabfall. Ich hoffe, dass der Energiehaushalt jetzt wieder im Lot ist. Eine neue Opferanode für den Propeller besorge ich und ein Additiv für das Trinkwasser, damit es nicht verkeimt. Am Nachmittag dann noch ein Großeinkauf für die nächsten Wochen, in denen ich überwiegend vor Anker oder an Mooringbojen liegen werde. Am Ende des Tages bin ich um 600.-€ leichter…

Am Nachmittag bringe ich Markus zum Airport und jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist er schon fast über den Azoren.  Es hat Spaß gemacht, Markus. Danke für die Zeit mit Dir. 

Morgen werde ich den Mietwagen zurück geben. Vielleicht hänge ich auch noch einen Tag in der Marina dran. Dann kann ich noch einen Waschtag einlegen. Noch bin ich ein wenig unentschlossen. Ihr werdet hier nachlesen können, wie ich mich entscheiden werde.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Axel W.

    Hi Herr Clemens,
    wieder ein sehr lesenswerter Bericht. Weiterhin gute Reise und als Einhand-Segler.

  2. Bruder Markus

    Mein lieber Bro, das waren zwei wunderschöne Wochen voller Abwechslung und Abenteuer mit Dir von denen ich noch lange zehren werde. Ich konnte diesen Teil der Welt in mein Herz schließen und trotz der gesundheitsbedingten Unterbrechungen war das eine runde Mischung aus „Land und Leute kennenlernen“ anspruchsvollem Segelsport und gelegentlichem Klamauk, ohne den das alles eh nichts bringt 😉 . Die Zeit verging jedenfalls wie im Flug. Liebe Grüße aus Paris vielen Dank und pass gut auf dich auf !!

    1. Hans Dieter Clemens

      Hallo Sohnemann, sehr schön und betreffend geschrieben. Wir haben eure Touren begeistert mit verfolgt
      .Sicherlich bleiben es für dich bleibende Erinnerungen. Auch schön, dass du dir die Zeit genommen hast Thomas zu folgen.
      Grüße Roswitha und Dieter

  3. Marianne Kargol

    Wie sagte Hänschen Rosenthal seinerzeit immer? IHR SEID SPITZE! LIEBE GRÜßE AUS DER HEIMAT M.

  4. Gaby Klasen

    Was, schon zwei Wochen um? Und wieder hast du mich mit auf eine Wanderung genommen, bei der ich Anstrengung, Feuchtigkeit, Kälte und Glückseeligkeit spüre. Euch beide zu begleiten hat mir viel Freude gemacht und mitgelitten habe ich auch in den Coronatagen. Sehr intensive zwei Wochen.

Schreibe einen Kommentar zu Marianne Kargol Antworten abbrechen