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In der Nacht, die mondlos begann, konnte ich mich ein wenig im Sternenhimmel umsehen. Das ist schon erstaunlich, was ohne Lichtmüll zu betrachten ist. Wir sind so weit im Süden, dass man sowohl den Nordstern als auch das Kreuz des Südens sehen kann. Das sieht etwa so aus, wie der selbst gebaute Drache, den wir als Kinder mit den Eltern gebaut haben, wie ein Salino. Dann sind weite Teile der Milchstraße zu sehen. Insgesamt ist es hell genug, dass man auf der Wasserfläche Konturen erkennen kann. Doch in Verlaufe der Nacht verblasst der Himmel plötzlich. Ich drehe mich um und bekomme einen riesen Schreck. Um ersten Moment denke ich dass da ein hell erleuchtetes Kreuzfahrtschiff von hinten auf uns zu rauscht. Doch das ist jetzt der gelblich leuchtende Mond, der riesenhaft erscheint, wo er so knapp über dem Horizont schwebt. Je höher er steigt, desto heller wird er und überstrahlt bald alle anderen Sterne. Nur noch wenige „Bilder“ sind jetzt auszumachen.

Die Drei-Stunden-Wache ist fürs Erste etabliert. Das konzentrierte „Ruder“ gehen kostet mehr Energie und die Freiwache von 6h ergibt zumindest eine gute Chance auf ein paar Stunden Schlaf. So motoren wir durch die Nacht und auch durch den kompletten Sonntag. Der versprochene Wind stellt sich nur widerwillig ein. Aber immerhin können wir mit Genua, Großsegel und Motor (in Schleichfahrt) lange mit etwa 6kn fahren. In der Nacht hatten wir die Marke von 400sm gerissen und am Abend des 3.Advent auch die 300er. Aber es sind eben immer noch so viele Meilen übrig, dass wir damit die Voraussetzung für die praktische Segelprüfung zum SKS-Schein erfüllen können. Und es gibt Momente in denen ich mich frage: nimmt das denn gar kein Ende mehr? Wenn doch wenigstens ein ordentlicher Wind käme und wir dieses dröhnen des Motors abstellen könnten (natürlich können wir das jederzeit tun aber wir wollen jetzt auch ankommen). Ich schütte jetzt also noch den Inhalt der beiden verbliebenen Kanister in den Tank damit wir auch durch die nächste Nacht motoren können.

A prospos, heute ist schon der dritte Advent und damit schon der vierte Sonntag, den wir auf See verbringen. Ich hoffe, ihr habt zu Hause eine besinnliche Zeit. Wie ich hörte, ist es seit Tagen sehr kalt und es gab schon Schnee. Da jammere ich wohl in Euren Augen auf hohem Niveau 😄 Über die Temperaturen hier können wir beim besten Willen nicht klagen. Luft/28° und Wasser 25°. Das lässt sich natürlich super aushalten.

Heute gab es wieder ein frisches Brot und am Abend eine Runde Pfannkuchen. Dann waren wieder diverse portugiesische Galeeren unterwegs. Eine davon wurde von uns mehrfach umkreist. Sie schien es zu genießen und hat uns mehrere einstudierte Figuren gezeigt, also ihre Segel in unterschiedliche Stellungen ausgefahren. Dann war da noch eine große Gruppe (ca. 20 Tiere) von delphinartigen Meeressäugern. Wegen der sehr kleinen Finnen und der runden Schnauze haben wir auf Zwergwale getippt. Sie interessierten sich nicht so lange für uns und waren schnell wieder verschwunden.

Morgen – Montag – ist dann der 22. Seetag vorbei. Wir werden dann hoffentlich die Marke von 200sm unterschreiten, müssen aber jetzt auf Wind setzen, bis zum Ziel reicht der Diesel nicht mehr. Ist ja schließlich auch ein Segelboot.

Und das müssen wir einghellig auch einmal positv zum Ausdruck bringen. Was diese „alte Lady“ nun seit Wochen leistet, ist phänomenal. Mit welcher Gutmütigkeit sie jedes Wetter annimmt und uns dreien wie selbstverständlich ein Gefühl der Sicherheit gibt, das ist aller Ehren wert. Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns Sorgen machen müssen, dass Petoya Too uns um Stich lassen könnte. Also: Auf geht’s, wir biegen auf die Zielgerade ab…

Endspurt 🙂 Quelle und Copyright: Openstreetmap Mitwirkende. CC-BY-SA 2.0

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Gaby Klasen

    Läuft bei euch. Spätestens Donnerstag seid ihr angekommen. Das habe ich im Gefühl. Ihr seid jetzt schon meine Helden. Habe bis jetzt kein kleineres Segelschiff unter den Teilnehmern entdecken können. Alleine wenn ihr ankommt, wäre das eine kleine Sensation.

  2. µ

    Viel Spaß beim Endspurt! 🙂
    Es sieht ja ganz danach aus, als käme der Wind bald endlich so perfekt, wie er die ganze Zeit hätte sein sollen. Gerade sind es bei YB noch knapp 240 Meilen und es wäre eine Überraschung, wenn Ihr nicht rechtzeitig im Ziel wärt.
    Weiter alles Gute!!!

  3. Hans Dieter Clemens

    Hallo Thomas und Crew, habt ihr schon die Gastflagge an der Saling. Wie ich sehe kommt ihr gut voran. Das eine oder andere Boot habt ihr in den letzten Stunden überholt. Gibt es Kontak zu den Booten in eurer Nähe? Leider kann ich bei meinen Infos die Distanzen nicht einschätzen.
    Ich hoffe ihr bekommt noch den richtigen Wind.
    Gute Fahrt wünschen wir Euch aus dem kalten Brandenburg.
    Grüße von Roswitha und Dieter.

  4. Axel W.

    Heute morgen, 13.12. nur noch 136 sm. Das Ziel ist schon sehr nah! Halten Sie durch und möge der Wind Sie zum Schluss wieder gut begleiten!

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