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Wie während des gesamten Törns, so gibt es am Abend aus kulinarischer Sicht wieder nur Lob. Zum Lamm gibt es auch gesundes wie Couscous, Zuccini, Aubergine, Kichererbsen, Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Ras el Hanout. Der große Topf, in dem alles zubereitet wurde, reicht eigentlich für eine Großfamilie aber wir schaffen es auch zu dritt, den letzten Krümel heraus zu kratzen. Der Sonnenuntergang ist ähnlich, wie die zuvor erlebten. Vielleicht nicht ganz so romantisch wie am Vortag aber wieder mit schönen Farben.

Es ist gut, dass wir diesen langen Weg nicht selber steuern müssen, sonst würdet ihr hinterher denken, wir hätten Anabolika genommen, so dick wären die Arme nach drei Wochen. Also: Ihr werdet uns wiedererkennen können, müsstet nur mit einem dunkleren Teint rechnen als zum Zeitpunkt der Verabschiedung aus Deutschland.

Der Wind hat seit unserem Schwenk in südlichere Gefilde im Bereich von 4 bis 5 Bft (in Böen auch 6) eine schöne Konstanz. Wir fahren weiterhin Schmetterling und kommen mit sehr gutem Tempo voran. Jetzt heißt also die Devise, das Feld von hinten aufrollen 🙂 Allerdings ist ein großer Nachteil des stetig kräftigen Windes, dass auch die Wellen wieder etwas höher werden und das Schlafen unter Deck zu einem seltsamen Akt wird. Jeder von uns hat sich eine eigene Taktik zurecht gelegt, sich möglichst so zu verkeilen, dass bei den rollenden Bewegungen der Körper halbwegs ruhig liegen bleibt. Das bedeutet, dass es nicht einfach reicht, sich hinzulegen, so wie man das von zu Hause aus gewohnt ist. Ihr könnt Euch versuchen vorzustellen, dass Eure Betten an allen vier Ecken mit einem Tau an der Zimmerdecke befestigt sind und angehoben werden. Dabei zieht ein Schelm, der verhindern möchte, dass Ihr schlaft, in unterschiedlicher Frequenz und Stärke per Zufallsgenerator an den Tauen. Dabei wird das Bett angehoben und gesenkt und das im steten Wechsel. Das würde Euch bestimmt großen Spaß bereiten – für 5min – aber das strengt auf die Dauer ganz schon an. Da lassen wir das lieber bleiben, mit dem schlafen.

Der Motor muss wieder helfen, die Batterien aufzuladen und wir lassen ihn während des Abendessens laufen, bis die Anzeige sagt, dass die Akkus 100 Prozent Kapazität haben. Der Morgen kommt und damit auch recht schnell die Wärme. Längst können wir die Decke und die Öljacke weg lassen. Da Guido – aus genannten Gründen – ein wenig Schlafdefizit hat, frühstücken Chris und ich erstmal ohne ihn. Man kann sagen, dass wir nun wirklich eine Routine entwickelt haben und finden nun auch Zeit für uns. Chris liest „Der Wal und das Ende der Welt“ – ein tolles Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Guido filmt immer wieder alle möglichen Szenen an Bord und kommentiert diese gekonnt. Ich glaube wir können uns irgendwann im neuen Jahr auf einen sehr schönen Film freuen. Ich bin dazu gekommen, mich zu rasieren. Das geschieht aus Gründen des Sparens von Süßwasser mit dem uns umgebenden blauen Atlantikwasser. Wir werden noch Meister der Sparsamkeit. Nach fast einer Woche ist der Tank noch zu drei vierteln gefüllt. Nach der Dusche am Heck hole ich erstmals die Angel aus der Backskiste (…hat nichts mit Backen zu tun in diesem Fall). Wir bringen sie nach hinten aus und harren der Fische die da beißen.

Heute haben wir ein paar mutmachende Marken erreicht. Zunächst noch in der Nacht 888,8 gesegelte Meilen. Dann am Mittag laut Anzeige weniger als 2000sm vor dem Bug. Dann ein neues Rekordetmal von 160sm und in der kommenden Nacht werden wir die ersten 1000 Meilen geschafft haben. Damit ist ein drittel der Tour schon vorbei. St. Lucia, wir kommen 🙂 Und als hätte es noch einer weiteren Steigerung bedurft, beißt die erste Goldmakrele an und wir nehmen statt des nachmittäglichen Tees zur neu geschaffenen Fish-Time ein Stück frisches Filet zu uns. Diese Lieferkette war nicht unterbrochen. Vom Fang bis in den Bauch betrug der Zeitversatz nur etwa 28min.

Morgen ist die erste Woche der Atlantiküberquerung vorbei. Wir haben die gemeinsam sehr gut überstanden und hoffen, dass Ihr Euch zu Hause nicht zu viele Sorgen darüber macht, dass wir in der Gesamtwertung nicht weiter vorne liegen 🙂

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Almut Roos

    Lieber Thomas!
    Nein Sorgen mache ich mir nicht. Bei der 1.Runde habt Ihr mir richtig leid getan, solche Herausforderungen hätte ich sowieso nicht freiwillig gesucht. Dafür ist es jetzt ein großes Vergnügen, Ihre spannenden, detaillierten Berichte zu lesen, wo sogar der Duft des dampfenden Brotes rüberkommt!
    Vielen Dank und weiterhin Gutes Gelingen!

  2. ms

    Supi! Ich bin neu in der Runde. War auch mal Vermesserin beim Kreis Mettmann. Und bin vor 30 Jahren mit dem Fahrrad durch USA und Zentralamerika. Respekt vor der Tour und das Unternehmen. Unbekannterweise viele Grüße und die besten Wünsche…..

  3. Gaby Klasen

    Klasse, wie ihr das macht und dass die kulinarischen Genüsse nicht auf der Strecke bleiben. Musstet ihr die Goldmakrele googeln oder wusstet ihr gleich, dass der Fisch genießbar ist? Obwohl, Makrele hätte ich auch erkannt. Wie macht ihr Lamm bei so langer Fahrt in warmen Gewässern haltbar? Bald seid ihr über den Berg 🏔. Gratuliere

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