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Irgendwie haben wir im Moment kein Glück mit dem Angeln. Der Köder, an den bisher die Fische gebissen hatten, ist ja leider jetzt als Piercing an einer hübschen Goldmakrele unterwegs. Das ist natürlich weder für uns schön, noch für den armen Fisch. Ich hoffe, er wird es überleben. Aber ich hoffe auch, dass wir bald unseren 2. in der Pfanne braten können.

Am Abend wird das letzte – nicht mehr ganz so taufrische – Gemüse verarbeitet. Aber bis jetzt mussten wir noch nichts wegschmeißen. Und ein paar Tomaten, die genießbar sind, haben wir auch noch. Ich bin sehr dankbar, dass Chris und Guido sich im Vorfeld eine solche Mühe gemacht haben und auch so dafür gesorgt haben, dass das mit dem Essen an Bord so planvoll von statten geht. Ich werde doch bald mal einen Kochkurs belegen und über mein Repertoire von Süßspeisen hinaus meinen kulinarischen Background erweitern. Zumindest backen kann ich – glaube ich – ganz gut, was ich aber heute Abend erst noch unter Beweis stellen muss.
Die letzte Nacht war – wie die vorhergehende auch – zum Schlafen nicht geeignet. Erst gegen Morgen kommt etwas Ruhe ins Boot und die, die keine Wache haben, schlafen etwas länger. Zum Frühstück greife ich die letzten 7 Bananen aus dem Netz. Dies muss mit der gebotenen Vorsicht passieren, da diese mittlerweile sehr – um es zu verniedlichen – „saftig“ sind. Die Schale ist pechschwarz, die Frucht überaus glibberig mit der Konsistenz einer Qualle. Eigentlich wären sie nur noch als Mus zu gebrauchen aber bei uns kommen sie in die Müslischale. Wenn wir beim Essen die Augen schließen, dann lassen sich auch diese „Bananen“ noch gut verspeisen.

Wie sieht unser Tagwerk eigentlich aus? Zunächst einmal haben wir jetzt seit ein paar Tagen die Segelstellung nicht mehr verändern müssen. Das Vorsegel hin und wieder ein- oder ausgerollt, mehr war da nicht zu tun. Die Windfahne verrichtet brav ihre Arbeit und lässt uns Raum für ein wenig Freizeit. So unternimmt Guido gerne mal einen kleinen Spaziergang übers Vordeck, andere vertreten sich ihre Beine auf dem üppigen Achterdeck, kümmern sich liebevoll um die Angel, holen sie ein und werfen sie aus. Ach ja, in einer Gemeinschaftsaktion haben wir uns gestern noch 8 Liter ozeanisches Salzwasser in genießbares Trinkwasser bester Qualität verwandelt und davon heute morgen unseren Kaffee gebraut. Es ist schon gut zu wissen, dass wir in der Lage sind, uns unabhängig von den Vorräten noch zusätzlich Wasser erzeugen können.

Seit 3 Tagen haben wir sporadisch immer wieder Sichtkontakt zu zwei anderen Yachten, die auch unser Tempo fahren und etwa auf dem gleichen Kurs unterwegs sind. Und heute habe ich zum ersten Mal über die SSB-Anlage an einer Funkrunde der ARC teilgenommen. In einem sogenannten Roll-Call fragt ein Admin alle Yachten ab, die ebenfalls SSB an Bord haben und erfragt Postion und Wetterdaten. Es ist gut zu wissen, dass es da draußen noch extraterrestrisches Leben gibt und wir auch verbal Kontakt herstellen können.

Dann kommt der Moment der Wahrheit. Der Skipper muss an den Ofen und Brot backen. Mangels einer vernünftigen Form verkommt das Teig aber schon während des Vorganges des „Aufgehens“ zu einer Art Kuhfladen. Trotzdem muss es die Tortour des Backens jetzt über sich ergehen lassen und heraus kommt ein ca. 2cm hohes „Bauernbrot“, das gar nicht anders konnte, als durchgebacken zu sein. Wir lassen es uns schmecken mit Käse, Salami, Oliven und Tomaten. Und so warm, wie es aus dem Backofen kam, so schnell ist es in unseren Mägen verschwunden.

Übrigens sind die Wellenberge teilweise beeindruckend hoch. Es ist schwer zu schätzen aber zwischen Berg und Tal liegen schon teilweise mehr als 6 bis 7m wobei die Dünung sehr langgezogen ist. Ein Albatros kreuzt mehrere Stunden um unser Boot herum – vielleicht hat er die Hoffnung, dass wir etwas fangen und für ihn dann ein Filet abfällt. Aber als er sieht, dass wir kein Angelglück haben, dreht er frustriert ab und sucht woanders sein Glück.

Am späten Abend ist es dann soweit, wir haben die hälfte der Gesamtdistanz nach Saint Lucia jetzt hinter uns. Eigentlich ein Grund zu feiern, wenn der Zeitpunkt nicht mitten in der Nacht läge und wir nicht ganz so müde wären. Die kleine Feier müssen wir wohl auf Morgen verschieben.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Axel W.

    Bergfest – alles Gute für die zweite Hälfte. Dank der vielen schönen Posts ist mir als Leser die Zeit bisher garnicht so lang vorgekommen.

  2. 3S vom SG 62-23

    Gratulation!
    Wir drücken die Daumen, dass es weiterhin so gut läuft!!! Es ist wirklich beeindruckend, die bisherige Route, deine Berichte und die tollen Fotos zu verfolgen.

    Morgen ist der 1. Dezember – vergiss das kleine Böxchen nicht… 24 Tage lang ein kleiner Abriß…

    Es grüßen die 3S

  3. µ

    Glückwunsch zum Bergfest! Drücke weiter fest die Daumen für ein problemloses Vorankommen und beißende Fische! Und ich schließe mich an: Es kam mir bisher gar nicht solange vor. Hoffentlich geht es Euch genauso.

  4. Daniel Lenz

    Bergfest– Top. Weiter so. Ach und das Rezept für das 2cm Bauernbrot hätte ich gerne 😉 Viele Grüße und hoffentlich werden die Nächte jetzt besser für Euch. Daniel

  5. Michaela

    Herzlichen Glückwunsch und weiterhin gutes Gelingen!! Vielen lieben Dank auch für die spannenden Berichte. Man hat das Gefühl hautnah dabei zu sein 😎

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