• Beitrags-Kategorie:ARC / Segeletappen

 

Die Nacht verläuft ebenso ruhig, wie zuvor der Tag. Bis auf eine kleine Ausnahme in meiner Wache – in der ich mit Petoya Too eine Pirouette ins Wasser gezaubert habe – hält der Wind gut durch und weht konstant mit etwa 3 Bft. Die Hallberg Rassy 352 liegt wie ein Brett im Wasser und es gibt kaum Bewegung im Boot. Wir schlafen alle so gut wie noch nie auf dieser Tour und sind voller Tatendrang.

Allerdings dauert es am Morgen immer etwas, bis wir alle einigermaßen wach sind. Guido liegt meist noch bis 11 in der Koje, ich stehe gegen 10 auf und Chris – der Wache bis 12 Uhr hat, ist immer schon fleißig dabei zu trimmen, die Angel auszubringen und Logbucheinträge zu machen. Das mit dem Angeln gestaltet sich in den vergangenen Tagen etwas schwieriger, weil wir ständig große Teppiche mit Kelp oder Seegras durchqueren und diese dann am Angelhaken hängen bleiben. Die Stücke sind oft so schwer, dass die Leine mit Getöse ausrauscht und wir voller Vorfreude auf den nächsten Fang nach hinten stürzen, um die Angelleine einzuholen. Nach minutenlangem Kurbeln bleibt uns immer wieder nur die Option, das „Gemüse“ vom Haken zu nehmen und die Schnur wieder auszubringen. Dass es auch Bisse von Fischen gegeben haben muss erkennen wir an den abgebissenen Stücken der Wobbler. Zuletzt hat Guido im wahrsten Sinne in die Sch… gegriffen. Ein Stück Klopapier hatte sich verfangen.

Kurs und Wind sind dazu angetan, wieder den Blister – ihr wisst schon, dieses riesige bunte Segel – zu setzen und zu versuchen, noch einen Knoten mehr Geschwindigkeit herauszuholen. Es dauert eine Zeit bis er vernünftig steht und es ist für die Windfahne nicht gut zu schaffen. Deswegen müssen wir nun auch mal selber ins Rad greifen und das Schiff auf Kurs halten.
Jetzt ist wieder Badetag. Wir müssen alle in die gleiche Wanne – so wie früher, als wir noch klein waren – und uns mit demselben Wasser waschen. Ok, es sind andere Dimensionen aber ein wenig erinnert es schon daran. Jedenfalls ist es ein Genuss sich das 24° warme Wasser über den Körper zu schütten. Am Ende – wie immer – die Salzkruste abspülen, dann noch rasieren und Maniküre betreiben und schon sind wir alle ausgehfein.

Ich bin ziemlich erpicht darauf, die Drohne einmal steigen zu lassen. Allerdings bin ich noch nicht wirklich geübt darin, diese auch so zu steuern, dass sie am Ende vielleicht wieder auf dem Boot landet. Guido ist ebenfalls sehr angefixt. Doch hat er auch eine gehörige Portion Respekt davor, die DJI vom Boot aus zu starten und dann – was ungleich schwieriger ist – auch zu landen. Er meint aber, dass es besser sei, wenn er seine Drohne fliegen lässt. Die ist – anders als meine – schließlich versichert. Nachdem die Akkus geladen sind, sitzen wir mit Herzklopfen im Cockpit. Guido ist sichtlich nervös und checkt noch einmal alle Funktionen. Dann plaziert er sie behutsam auf das waagerecht ausgefahrene Solarpanel und setzt sich an die Bedieneinheit. Der Start glückt ohne Probleme, doch schnell ist die Drohne weit hinter dem Schiff. Es ist gar nicht so leicht, sich bei diesen Lichtverhältnissen auf dem Display zu orientieren. Guido schafft es schließlich ein paar Filmsequenzen zu machen. Dann beginnt der schwierigste Part: Die Landung. Chris steuert das Schiff sehr konzentriert auf einer geraden Linie. Aber es gibt natürliche Wellenbewegungen, die nicht ohne weiteres ausgeglichen werden können. So schwingt die Drohne immer wieder hoch und runter. Eigentlich müssen drei Hebel gleichzeitig bedient werden: Vorwärts im Tempo des Bootes, seitwärts um die Drohne in Richtung des Schiffes zu bewegen und dann hoch bzw. runter, damit ich sie aus der Luft greifen kann. Nach zwei oder drei Anläufen klappt es dann. Ich packe sie und drehe sie auf den „Rücken“. Damit ist sie neutralisiert.

Unser 24h-Etmal nähert sich wieder einem dreistelligen Wert. Es stehen 94sm zu Buche. Das ist zwar weit entfernt von den Werten, die wir schon hatten aber immerhin geht es jetzt wieder aufwärts. Auch die Wetterprognosen bestätigen, dass wir in den kommenden Tagen mehr Wind haben werden, wenngleich das mit dem erwarteten Passat nichts gemein hat. Es liegt ein Tiefdruckgebiet mit Schwachwind in der Region, die unser Zielgebiet darstellt. Dies zu umfahren wird für alle noch im Rennen befindlichen Yachten zu einer trickreichen Angelegenheit. Viele haben schon ihren Motor zur Unterstützung eingesetzt. Und es werden – auch bei uns – noch einige Motorstunden dazu kommen. Aber jetzt können wir unser Tempo zwischen 5,5 und 6,5 Knoten einpendeln. Das kann sich sehen lassen.

Ich schaue mir die Videos an, die Guido eben gemacht hat und bin total begeistert von den Aufnahmen. Die Akkus sind schon wieder nachgeladen und Guido möchte gerne ein zweites Mal fliegen. Wieder großes Herzklopfen, abermals klappt der Start perfekt. Minutenlang umfliegt uns die Drohne jetzt und Guido macht die tollsten Aufnahmen damit. Dann setzt er wieder zur Landung an. Da gibt es aber mehrere Probleme. Zum einen ist seine Blickrichtung nach hinten und er muss die Drohne auf sich zu fliegen lassen, dabei dann auf dem Steuerelement den Hebel nach rechts, damit die Drohne nach links fliegt, dann die Wellenbewegungen ausgleichen, also den Hebel hoch oder runter betätigen. Und dann passiert es – wie aus dem Nichts. Er hat den Hebel für „runter“ etwas zu lange gezogen, die Drohne ist aus seinem Sichtfeld verschwunden und bevor ich noch rufen kann, hat sie die Wasseroberfläche berührt und verschwindet schnell in den Tiefen des Atlantiks. Guido ist vollkommen geknickt, Chris und ich leiden mit ihm. So ein verdammter Mist. Wir sitzen konsterniert im Cockpit und schauen ins Leere. Es tut mir so leid. Und es wird eine Zeit brauchen, bis Guido seinen Ärger über den Verlust der Drohne verschmerzt hat. Er sagt, dass es so tolle Aufnahmen waren. Aber wir werden nie erfahren, wie schön sie waren. Die Speicherkarte ist in der Drohne…

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Gaby Klasen

    Das tut mir Leid mit der Drohne. Da waren bestimmt schöne Aufnahmen von der Hafenausfahrt drauf.
    Gut, dass ihr wieder mehr Geschwindigkeit macht und interessant, dass ihr in eurer Gruppe konstant auf dem 11. Platz seid. Weiter so!

  2. Entweder... Oder

    Menno!
    Da hat der Nikolaus dem Neptun aber ein viel zu großes Geschenk gemacht. Da kann der doch sowieso nix mit anfangen oder hat der Neptun schon einen Drohnenführerschein gemacht? Der soll sich mal lieber um die Seegras-Reinigung in seinen Gewässern kümmern damit mal wieder Goldmakrelen am Haken hängen können.
    Schade um die Drohne (RIP) und die bestimmt eindrucksvollen Fotos und Videos die den geneigten Lesern dieses Blogs jetzt leider entgehen werden.
    Wir lesen trotzdem weiter und drücken aus der Ferne die Daumen!

  3. Axel W.

    Kleiner Trost – diese Erfahrung mit der verlustigen Drohnen mache leider viele Segler!
    Selbst Elan Musk startet seine Raketen von einer Schwimmplattform, die Landung hat mehrmals nicht so richtig geklappt, nun landen die auch im Wasser des Atlantik!
    Weiterhin gute Reise!

  4. µ

    So ein Ärger, selbst wenn die Drohne versichert war, ist es doch ein herber Verlust. Auch wenn wir alle gerne die Bilder gesehen hätten: Es ist nur die Doku, die Erinnerung nimmt Euch keiner.

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