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Nur wenige Stunden nach unserer Ankunft in Ijmuiden bläst es hier mit bis zu 45 Knoten. Wir sind froh, den Hafen rechtzeitig erreicht zu haben.

Wir schlafen bis zum Mittag und erkunden bei Wind in Sturmstärke den Strand von Ijmuiden. Feiner Sand zischt waagerecht über die Dünen bis zum Yachthafen. Im Nu ist alles unter und über Deck mit einer feinen Staubschicht bedeckt. Wir wagen es trotzdem, einen Blick aufs Meer zu werfen. Da draußen kocht die See. Was für eine Freude, dass wir jetzt im sicheren Hafen liegen. Heute in der Früh sah es alles sehr viel friedlicher aus. Unsere Planung hat sehr gut hingehauen und wir klopfen uns auf die Schultern. Markus sagt mir, dass er diese Tour mit keinem anderen Skipper gemacht hätte, als mit mir. Das ehrt mich sehr, danke Dir mein Lieber.

Die Nordsee kocht.
Kite-Surfer machen sich bereit.
Bei diesen Bedingungen wollte ich da draußen nicht unterwegs sein. Den Surfern scheint es nichts auszumachen.
Auch hier haben ein paar Yachten ihre letzte Bleibe gefunden.
Schwerindustrie hinter dem Yachthafen.

Das Wetter ist perfekt für Kite-Surfer. Sie schießen mit einem Höllentempo übers Wasser und hängen dabei an ihren großen bunten Schirmen. Manche wagen Sprünge, die bis zu 20m hoch und 100m weit gehen. Unfassbar, dass die das bei diesem Wind immer noch steuern können. Es weht mit 8 bis 9 Bft. Wir ziehen es vor in den Windschutz eines Strandrestaurants zu gehen und einen warmen Chokomel met Slagroom zu trinken. Das mit dem Sommer scheint im Moment auch in den Niederlanden nicht so richtig zu klappen. Es ist kühl, regnerisch und windig. Zurück am Schiff frösteln wir ein wenig. Das mag sicher auch an der latenten Müdigkeit liegen. Markus nimmt sich der Bordheizung an und tüftelt, woran es wohl liegen kann, dass sie nicht anspringen will. Sie ist seit mehr als einem Jahr nicht mehr in Betrieb gewesen, weil es schlicht nicht notwendig war. Aber jetzt – am 2. August – wären wir froh, ein wenig mehr als 18 Grad unter Deck zu haben. Er findet heraus, dass am Ansaugstutzen eine Verbindung undicht ist und Luft zieht. Das ist auch der Grund weswegen die Heizung nicht funktionierte. Nach weiteren 3 Startversuchen läuft sie und endlich legt sich eine wohlige Wärme ins Schiff. Und mein Bruder gibt keine Ruhe. Nachdem der Motor auch heute Morgen nicht gut angesprungen ist, weil offensichtlich immer wieder Luft ins Kraftstoffsystem eindringt. Er findet schnell heraus, dass der Glasfilter, den ich auf dem Weg von den Azoren nach Roscoff gereinigt hatte, nicht richtig festgezogen war. Die Dichtung war verrutscht und Luft ist eingedrungen. Das Problem ist schnell behoben und ab sofort springt der Motor wieder prompt an.

Wir haben uns jetzt das Glas Rosé redlich verdient und genießen es, auf einem Schiff zu sein, dass sich nicht bewegt und eine ruhige Nacht verspricht.

Donnerstag, 03.08.2023

Markus hat sichtlich Spaß. Wir sind schon im Einzugsbereich von Amsterdam.
Willem Alexander und Maxima bei ihrem ersten Treffen...

Heute geht es nach Amsterdam. Ein kurzer Schlag von etwa 15 Seemeilen. Den größeren Teil können wir sogar unter Segeln zurücklegen. Der Wind bläst kräftig aus westlichen Richtungen und nachdem die Schleuse uns erstmalig seit einem Jahr wieder ins Süßwasser befördert, rollen wir die Genua aus und lassen uns mit bis zu 6 Knoten durch den Nordseekanal ziehen. Das heutige Ziel ist der Sixhaven. Er liegt direkt gegenüber vom Hauptbahnhofs Amsterdams. Fähren befördern täglich tausende Einwohner und Touristen von einem zum anderen Ufer. Es herrscht reger Schiffsverkehr hier. Neben den Fähren sind es Ausflugsboote, Rundfahrtboote, Segler Berufsschiffe, die das Wasser in permanenter Bewegung halten. Wir setzen hinüber und passieren eine sehr enge Hafeneinfahrt. Und auch im Hafen sind die Gassen schmal und der Manövrierraum ist begrenzt. Der Hafenmeister hat noch einen Platz in den wir nach der Passage der nur 5m breiten Gasse erreichen. Ich bin froh über das Bugstrahlruder, dass es uns ermöglicht, zielgenau in die Box zu fahren.

Es geht eng zu im Sixhaven.

Wir erkunden Amsterdam, gehen erst eine Pizza essen und machen dann eine Grachtenrundfahrt. Da es eh regnen soll, erscheint uns diese Touristenattraktion als angenehme Möglichkeit, trocken zu bleiben und trotzdem etwas von der Stadt mitzubekommen. Ich habe zwar schon häufiger eine solche Tour gemacht aber es ist immer wieder schön durch diese tolle Stadt zu fahren. 

Die Bahnhofsunterführung ist mit alten friesischen Kacheln gefliest.
Amsterdam vom Wasser aus gesehen.
Wissenschafts- und Technikmuseum.
Eins von 1,6 Millionen Fahrrädern, die es in Amsterdam gibt.
Der Bahnhof macht was her...

Am Abend erlaufen wir uns die Stadt und wollen in eine Blueskneipe. Dort soll es eine Jamsession geben. Und da mein Bruder ein toller Klavierspieler ist, besteht die Hoffnung, dass er dort mitmachen kann. Doch als wir ankommen wird uns mitgeteilt, dass der Abend dort erst gegen halb 11 beginnt. Wir sind immer noch viel zu müde, als dass wir so lange durchhalten könnten. Außerdem wollen wir morgen nach Urk im Ijsselmeer. Das sind ca. 7 Stunden mit Schleusen und Brücken. Dafür müssen wir leider etwas früher aufstehen. Ich möchte gerne um kurz nach 9 unterwegs sein. Also entschließen wir uns, zurück zum Boot zu gehen.

Schaufenster mit Kühen auf dem Weg zur Jam-Session.
Die Kneipe ist in den 80er Jahren stecken geblieben. Es gibt noch Kassetten und nicht eine einzige CD.

Noch zwei Etappen warten auf uns, dann ist die Atlantikrunde zu Ende. Ich werde sicher noch ein Resumé ziehen. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.

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