• Beitrags-Kategorie:Segeletappen
Wir müssen noch einmal in den Ort. Es fehlt an EC-Dollar für die Liegegebühr und das Wasser, was wir noch tanken wollen

Die Nacht war ruhig und wir nehmen uns für das Frühstück wieder gebührend viel Zeit. Erst gegen Mittag müssen wir los, damit wir noch bei Tageslicht auf den Iles des Saintes ankommen. Etwas mehr als 20sm sind es bis dort hin, dass sind angenehm überschaubare Distanzen im Moment. 

Doch vorher geht es mit dem Dinghy in den Ort. Ich muss zur örtlichen Bank, Geld abheben. Es ist doch sehr viel mehr in Bar zu bezahlen, als ich dachte. Gestern hatte der Geldautomat nicht funktioniert und so ist es auch heute. Also in die Bank und zum Schalter, das sollte doch schnell erledigt sein. Mein Bruder wartet am Beiboot. Gemeinsam wollen wir gleich noch durch den Ort um frisches Obst zu besorgen. Mich trifft der Schlag, als ich die Bank betrete. Es kommt mir vor wie am Flughafen Düsseldorf im Security-Bereich zur Ferienzeit. In einer geordneten Schlangenlinie stehen 30 Leute und warten darauf, an einen der 4 besetzten Schalter gerufen zu werden. Ich werde allerdings langsam stutzig, als ich nach einer viertel Stunde noch keinen Millimeter weiter nach vorne gerutscht bin. Ich verständige Markus, dass es länger dauern wird. So hat er die Gelegenheit ein paar Fotos vom Stadtleben zu machen.

Wachhund auf einem Hausdach - er traut sich nicht nach unten auf die Straße...
Markus hat vorher gefragt, ob er ein Foto machen darf. Schülerinnen und Schüler tragen hier Schuluniformen

Derweil habe ich 80 Minuten in der Bank ausgeharrt und bin schließlich an das gewünschte Geld gekommen. Nun also etwas zügiger noch zum Markt und zurück zum Schiff. Wir wollen ja auch noch Wasser tanken. 

Es gibt viele kleine Marktstände aber leider nicht genug Menschen, die hier einkaufen.
Das hat von außen betrachtet zwar alles seinen Charme aber ob es den Menschen vor Ort hilft ist die Frage
Der Dorfkünstler wohn eindeutig in diesem Haus
Hier blieb keine Zeit mehr für einen Besuch

Auf dem Weg zum Schiff begegnen wir Titus nochmals. Er zeigt uns, wie und wo wir mitten in der Ankerbucht Frischwasser tanken können. Ich bin etwas überrascht, dass es einen Miniponton gibt, auf dem in großen Kringeln ein Wasserschlauch drapiert ist. Daneben eine Mooringboje, an der wir das Boot fixieren können.

Wir bezahlen unsere Schulden und werden von Titus genauso herzlich verabschiedet, wie wir von ihm begrüßt wurden. Ein Pfundskerl ist das. Er ist ein Beispiel dafür, dass man mit einer Idee und gutem Service auch hier auf Dominica gut verdienen kann. Und zum Leben – das hatte mir die Taxifahrerin Samantha schon gesagt – gibt es hier auf der Insel alles, was man braucht. Sauberes Wasser im Überfluss mit dem auch noch der benötigte Strom erzeugt wird, Obst und Gemüse, das oft im eigenen Garten wächst und ganzjährig geerntet werden kann, Schulbildung und auch Jobs. Jedenfalls nimmt die Bevölkerungszahl hier zu und es gibt keine Landflucht, wie man sie von anderen Karibischen Inseln schon mitbekommen hat.

20 Meilen bis zu den Iles des Saintes

Und diese 20 Seemeilen bieten einen bunten Strauß dessen, was der Atlantik alles im Köcher hat. Obwohl wir am Start kaum Wind haben, lasse ich vorsorglich das zweite Reff im Großsegel. Unter Motor fahren wir noch ein wenig entlang der Küstenlinie nach Norden. Markus ist noch unter Deck und bereitet einen frischen Salat und weitere Leckereien zu. Und so lange er da beschäftigt ist, will ich ihm das Leben nicht unnötig schwer machen. Erst als alles oben ist nehme ich die Genua ein kleines Stück heraus und falle auf fast halben Wind ab. Der Wind weht jetzt kräftig aus Nordost und die Wellen werden immer höher, je weiter wir uns aus der Landabdeckung heraus wagen. Schnell verschwindet Dominica hinter uns in dichten Wolkenbändern. Aber wir bleiben vom Regen auch nicht verschont. Ein kräftiger Squall zieht aus Osten über uns hinweg. Als ich wahr nehme, was da auf uns zu rast, brauche ich mir auch nichts mehr über zu ziehen. Gerade noch schaffe ich es, das Handy und mein Portemonnaie aus den Hosentaschen zu ziehen und in Sicherheit zu bringen, da stehe ich auch schon im Platzregen . Wie aus dem Nichts stürzen Kaskaden von Wasser auf uns nieder. Die Wellen sind plötzlich geglättet vom schweren Regen. Nur der Wind packt noch ein wenig die Keule aus. Bis 8 Bft. stehen auf der Uhr. Was für ein Glück, dass ich die Besegelung vorab darauf ausgerichtet hatte. Mit 7,5 Knoten Fahrt rauschen wir dahin. Nach einer viertel Stunde ist der Spuk vorbei und ich bin klitsch nass.

Markus schaut durch die ´rosarote´ Brille dem Squall hinterher
Skipper könnte jetzt die Wet-T-Shirt Competition mitmachen

Die kleine Inselgruppe vor Guadeloupe rückt unaufhaltsam näher. Die wellen werden wieder kleiner und wir passieren eine Flachstelle zwischen zwei kleineren Inseln, die in ihrer Schroffheit ein wenig an Schottland erinnern.

Dass die karibischen Inseln vulkanischen Ursprunges sind, ist unverkennbar. Wenn das mal nicht Basaltlavagestein ist

Von Sabine – die mir ja schon  mit der Idee ausgeholfen hat, wie man ohne B2-Visum nach Puerto Rico kommen kann – habe ich den Tipp bekommen, vor der kleinen Ilet a Cabrit an einer Mooringboje festzumachen. Die ist sehr ruhig und vor Wind und Wellen geschützt. Nur leider gibt es keine freie Boje mehr und ich versuche es mit dem eigenen Anker. Wir sind schon relativ spät dran und freuen uns, dass der Anker hält. Doch dann kommt ein deutscher Yachtie mit seinem Dinghy zu uns und sagt, dass das Ankern hier erst ab 20m Wassertiefe erlaubt ist. Ok, das ist ein Fehler, nicht nachgelesen zu haben, wie hier die Regelungen sind. Allerdings ist das Problem jetzt, dass es bereits dunkel ist und ich nicht auf mehr als 20m Tiefe ankern möchte. Das heißt, dass ich 50m Kette und zusätzlich noch Leine ablassen müsste. Außerdem wären wir dann so weit weg von der Insel, dass der Schutzfaktor nicht mehr gegeben ist. Also beiße ich in den sauren Apfel und fahre in völliger Finsternis um die Miniinsel herum vor den Hauptort der Insel Terre de Haut. Dort sind laut Karte eine Menge Mooringbojen auf verschiedenen Feldern. Markus steht am Bug und hilft mir, einen Weg zwischen all den Yachten hindurch zu finden, die hier liegen. Aber so sehr wir auch suchen und Wege doppelt machen, es gibt keine freie Boje mehr. Etwas weiter nach Süden sind keine Moorings mehr, dort liegen die Yachten vor Anker. Also ankern auch wir hier auf 8m Tiefe. Erst im zweiten Versuch sitzt der Pflugscharanker so, dass wir niemanden behindern und er auch gut hält. Allerdings wird die Nacht furchtbar unruhig. Der Wind pfeift über die kleinen Hügel hier und dreht dabei in alle möglichen Richtungen. dazu steht ein ordentlicher Schwell (Wellen aus allen möglichen Richtung und verschiedenen Ursachen). Für Markus ist da kaum an Schlaf zu denken. Das tut mir wirklich leid!

Die Insel entschädigt für alle Strapazen

Doch bevor wir die Insel genießen können, müssen wir schon wieder den Anker aufholen. Wir liegen in einer Zone, in der zwar auch andere Yachten geankert haben aber dennoch wird der Raum heute zum Manövrieren für zahlreiche Fähren und Ausflugsdampfer benötigt. Wieder fahren wir durch das komplette Bojenfeld. Diesmal werden wir fündig. Eine freie Mooring ist da. Allerdings liegt auch diese an unbeliebter Stelle relativ weit draußen. Hier sind die Bootsbewegungen eher noch stärker als in der vergangenen Nacht. Trotzdem bleiben wir jetzt hier.

Der Ort gefällt mir. Hier ist reiht sich ein buntes Haus an das nächste, viele Läden säumen den Weg und es geht geschäftig zu. Alles sieht so gepflegt aus. Ich fühle mich sofort richtig wohl hier.
Wo ich hin blicke, es gibt überall etwas buntes und fotogenes zu bestaunen
Die Dorfkirche erinnert ein wenig an die Norwegischen Stabskirchen

Das Einklarieren geht hier wieder schnell vonstatten. Ich mache am PC ein paar Eingaben und drucke einen Zettel aus, den der Officer abstempelt, unterschreibt und mir dabei zuschaut, wie ich ihn ebenfalls signiere. Dann bekomme ich ihn ausgehändigt und darf mich offiziell frei bewegen.

Bürgermeister haben es auch gut hier im Ort
Das Motto der Einheimischen
Hier hat jemand kunstvoll für seine Angebetete ein Grafiti gemalt
Parkplatz der Dinghys

Am Nachmittag fahren Markus und ich noch einmal zu der Miniinsel von Gestern und schnorcheln dort in kristallklarem Wasser. Leider schmerzt mein Nacken heute nach langer Zeit mal wieder so sehr, dass ich kein großes Vergnügen empfinde, während ich die hiesige Unterwasserwelt betrachte. Trotzdem genießen wir den Ausflug. Wir sind ziemlich entspannt und gelöst. Auch hat offensichtlich Corona keinen großen Spaß an uns gefunden. Alles Symptome sind bereits weitgehend abgeklungen. Und darum sind wir beide sehr dankbar.

Jemand hat diese Muschel mit einem sinnigen Spruch versehen
Gehirnkoralle an Land. Wieviel Geist mag da wohl drin gesteckt haben
Unser Schnorchelplatz

Habe eben noch einen Hafenliegeplatz für Guadeloupe organisiert. Hoffe, dass es auch alles gut klappt, vor allem nach den Erfahrungen, die wir in Martinique gesammelt hatten.

Eigentlich hätten wir hier noch ein oder zwei Tage verbringen können. Aber die Zeit drängt ein wenig. Am Montag fliegt Markus wieder nach Hause und wir wollen auch auf Guadeloupe noch ein paar Dinge sehen…

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Axel W.

    Wieder ein interessanter Bericht – man fühlt sich ganz nah mit dabei! Das mit dem Nacken soll schnell wieder verschwinden! Weiterhin eine schöne Zeit.

  2. Klaus L. aus RS

    Hallo Thomas,
    habe heute erst gecheckt, dass es weiter geht!
    Ich wünsche euch alles Gute und vor allem Gesundheit.

    Klaus

  3. Hans Dieter Clemens

    Hallo ihr Zwei, ich hätte nicht gedacht, dass in der Karibik ein solcher Betrieb mit den Booten ist. Mooring Bojen zu hauf aber besetzt. Na gut, habt ja immer noch eine gefunden.
    Eure Berichte und Bilder sind super, man fühlt einfach so mit, als wenn man dabei wäre.
    Liebe Grüße aus dem kalten Brandenburg von Roswitha und Dieter

  4. Melanie Zimmermann

    Ich habe den Blog dieses Mal verzögert gelesen. Jetzt ist Markus schon wieder weg, oh je… 💁
    Zum Glück hattet Ihr trotz Covid noch eine gute Zeit. Jetzt müssen wir Dich auf Fotos wieder ohne diese wunderbare Sonnenbrille von Markus ertragen. 😂… Die ist wirklich ein Unikat.
    Ich freue mich auf weitere Berichte und bin sehr dankbar für die vielen Bilder und langen Texte.
    Liebe Grüße aus Erkrath von Deiner Physik, die gerne Deine HWS Schmerzen beseitigen würde 😜

Schreibe einen Kommentar zu Klaus L. aus RS Antworten abbrechen