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Marina Roscoff. In der Mitte eines der kleinsten Schiff vor Ort. Petoya Too.

Ausschlafen, was für ein tolles Gefühl. Das kannte ich so gar nicht, zumindest nicht in den vergangenen 11 Tagen. Allerdings stehe ich früher auf. Der Techniker kommt heute im laufe des Tages vorbei. Wenn ich gewusst hätte, dass das erst gegen Mittag so weit ist, wäre ich gerne noch länger liegen geblieben. So aber sitzen wir gegen 9 Uhr zum Frühstück im Cockpit. Da wissen wir noch nicht, dass das die einzige trockene Phase für heute bleiben sollte. 

Wir nutzen die Zeit, um ein wenig Ordnung zu schaffen und zu waschen. Drei Maschinen können wir problemlos mit Wäsche bestücken und dann geht es auf dem Boot weiter. Die klammen Polster kommen nach oben, obwohl das wegen des bald einsetzenden Regens kein langes Vergnügen ist. Der Teppich wird gereinigt, das Klo geputzt. Überall liegen schnell alle möglichen Dinge herum und dann kommt der Mechaniker. Er schüttelt mehrmals den Kopf, als er sieht, welche Konstruktion ich an Bord habe, um Diesel in den Motor zu befördern. Seine erste Frage: Is there Diesel in the Tank? Ok, kann man direkt ausschließen. Er nähert sich dem Kern des Problems und tüftelt fast eine Stunde herum. Immer wieder betätige ich den Starter und immer wieder kommt das wohlbekannte Geräusch des drehenden Anlassers. Und dann plötzlich, wie von Geisterhand springt der Jockel an. Ich gehe auf die Knie und mir kommen die Tränen. Dass ich diesen Sound noch einmal zu hören bekomme. Aber wieder schüttelt Gil den Kopf und sagt, dass es dem Motor ziemlich schlecht geht. Ihm ist nicht wohl dabei, wenn er hört, dass ich damit nach Cherbourg und schlimmer noch, nach Holland fahren will. Er macht mich darauf Aufmerksam, dass das durchaus die letzte Tour sein könnte für diesen Motor. Auch das ist mir mittlerweile klar. Mein lieber Bruder Markus ist schon aktiv geworden und hat in den Tiefen des Netzes zwei Anbieter gefunden, die einen baugleichen Motor zum Kauf eingestellt haben. Sobald wir in Cherbourg sind, werde ich versuchen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kann ich ja einen der beiden Motoren ergattern. 

Warum es in Frankreich zur Zeit so derart kalt ist, kann mir vermutlich nur ein Meteorologe erklären. Die Tagestemperatur beträgt hier etwa 17° und dabei macht der Wind alles noch viel kälter. Nun ist aber der Plan, morgen in aller Frühe weiter zu segeln wieder auferstanden. Wir werden den Motor nur noch zu ausgewählten Manövern nutzen. Das ist morgen um halb 4 zum Ablegen und um Mitternacht von Mittwoch auf Donnerstag zum Anlegen. Dazwischen werden wir segeln. Mit dem prognostizierten Wind sollte das auch funktionieren. Wir müssen uns nur um die Kanalinseln herum in Acht nehmen. Da herrschen heftige Strömungen von denen wir uns fern halten müssen. Zur Stärkung gibt es gleich ein gutes Abendessen und dann verschwinden wir in den Kojen. Das wird wieder ein anstrengender Tag.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Detlef Hänel

    Hi Thomas, wie schon seit den Azorendrück ich Euch die Daumen, dass ihr weiterhin eine nicht sichtbare helfende Hand habt die Euch weiter Richtung Niederlande beschützt und den Motor für die erforderlichen Manöver bereit hält. Weiterhn gute Fahrt, wir sehen uns bald wieder.
    Gruß
    Detöef

  2. Marianne Kargol

    Herrlich! Der Motor läuft, wenn auch nur noch für ein kurzes Stück. Was war der Grund? Oder gibt es viele Gründe? Glückliches Weitersegeln und -fahren! J.u.M.

  3. Gaby Klasen

    Was für schöne Bilder!

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