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Ein Wegweiser in der NL-Hauptstadt von Sint Maarten. Nach San Juan sind es 195 Meilen und zu den Azoren 2640.

Am Tag nach meiner Ankunft auf St.Martin beginne ich damit, dass Boot mal wieder aufzuräumen und auf den Besuch meiner Tante Lilo und meines Onkels Karl-Heinz vorzubereiten. Es sieht unter Deck aus, wie Kraut und Rüben. Die riesigen Segel (Blister und Spinnaker), die seit der Atlantiküberquerung unangetastet im Vorschiff lagerten, werden von mir zunächst zu möglichst kleinen Knäueln zusammen gerollt. Dann kommt eine Leine drum herum und sie finden auf der Steuerbordkoje im Achterschiff (…für Laien: auf der Liegefläche im hinteren Teil des Bootes) eine neue Bleibe. Auch weiter Utensilien, wie die Markierungsboje, der Rettungskragen und die Kuchenbude befördere ich nach hinten ins Boot. Ganz langsam kommt wieder ein wenig Grund hinein und es ist Platz für meine Segelgäste geschaffen. Mit dem Beiboot fahre ich noch den zweiten Anker vorne über den Bug aus, damit auch wirklich nichts passiert und wir nicht abdriften können. Ich schnorchele danach einmal entlang der Kette des Hauptankers und stelle fest, dass dieser sich unter einem uralten Stockanker verfangen hat, nur wenige Meter vom Schiff entfernt. Es gelingt mir, ihn aus der Verzahnung heraus zu ziehen. In der vergangenen Nacht hatte ich mich schon über diese seltsame Geräuschentwicklung gewundert, die vom vorderen Teil des Schiffes ausging. In einem weiteren Gang befreie ich die Bootshaut von Rostschlieren, die von Schrauben stammen, die leider nicht aus V4A sind. Und danach schrubbe ich entlang der Wasserlinie die langen grünen Algen ab, die sich dort im Laufe der vergangenen Monate gebildet haben. 

Umgebung erkunden

Nach ruhiger Nacht, in der ich tief und fest schlafen konnte und einem ausgiebigen Frühstück mache ich mich auf den Weg durch die Lagune in Richtung Niederländischem Staatsgebiet. Das ist von meinem Liegeplatz nur 100m entfernt und funktioniert ohne lästige Grenzkontrolle. Schließlich befinde ich mich im Schengenraum. Vor Staunen bekomme ich meinen Mund nicht mehr zu. Wenn jemand nach Reichtum (materieller Art) sucht, wird ihn hier geballt finden. Monaco kann gar nicht mondäner sein, als dieser Ort hier. Eine Megayacht liegt neben der nächsten. Ich meine damit Yachten, die bei 10 Millionen aufwärts beginnen.

Dies ist nur eine kleine Auswahl dessen was hier anzutreffen ist. Aber es gibt auch übertrieben große Segelyachten...
Diese sieht noch ganz anmutend aus.
Aber diese ist einfach nur unfassbar lang - ich schätze etwa 40m
Und nun quetscht sich die "Visione" durch die schmale Brückeneinfahrt.
Das ist noch einmal gut gegangen.

Das Dinghy befestige ich in der nahe gelegenen Marina und nehme mir einen public Bus in Richtung der Hauptstadt. Der kostet 1,50 Dollar, im Gegensatz zu einem Taxi, das für den gleichen Weg etwa 10 Dollar veranschlagt. Nahe des Zentrums von Philipsburg werde ich abgesetzt und erkunde zu Fuß den Ort. Es ist vieles wieder sehr auf Tourismus ausgelegt. Sofort stehe ich in einem großen, offenen Markt, an dem lauter Gartenzeltlinge aufgespannt sind. Hier brennt die Sonne heute auch kräftig auf die Erde nieder. Gefühlt sind es mehr als 30°. Noch befinde ich mich am Rand der Hauptattraktion. Das ist eindeutig die Strandpromenade, zu der ich mich langsam durch schlage. 

Es geht hier noch einigermaßen gemütlich zu.
Eine Windmühle ist für die Niederlande ein absolutes MUSS
Auf der Promenade gibt es kein Halten mehr. Ganze vier Kreuzfahrtschiffe liegen an der Pier. Im Schnitt sind dort ca. 3500 Passagiere und 1500 Besatzungsmitglieder drauf. In der Summe also etwa 20.000 Menschen zusätzlich zu den sonstigen Touristen und eigentlichen Einwohnern.
Eng an eng ruhen sich die Massen auf Strandliegen aus
Die Farbkombination ist nichts für Menschen mit Rot-Grün-Schwäche. Im Hintergrund liegen die Kreuzfahrer.

Ich setze mich unter einen Sonnenschirm in der „Big-Bastards“-Bar und genieße einen eisgekühlten Saft einer frisch gepressten Mango. Sehr lecker ist das. Dabei schaue ich mir das Treiben um mich herum an und kann nur den Kopf schütteln. Es fühlt sich an, wie in der Ferienhochburg Benidorm in Spanien zur Hochsaison. 

Zum Glück gibt es auch ein paar Schatten spendende Palmen

Irgendwann ist es mir doch genug mit dem Massentourismus auf diesem Teil der Insel. Ein wenig schlendere ich noch an der Promenade entlang, bevor es mich wieder zurück in die Lagune zieht.

Die meisten Inseln der Karibik sind christlich geprägt. Überall gibt es Kirchen, so auch auf Sint Maarten.
Eines meiner Lieblingsfotos. Eine ruhig geschwungene Brücke mit griechischer Farbgebung
Viele Geländer an den älteren Häusern sind reich verziert und verschnörkelt
Eine kleine Gasse, die mit ihrer Blumenpracht glänzen kann
...hatte der Maler damals dieses Getränk auch schon zur Hand? Dann wäre es keine gute Werbung. Ich bitte um Entschuldigung, dass auf dem Bild das Ohr abgeschnitten ist.
Ein Geschäftsgebäude direkt am Strand. Tolle Aussicht, dürfte nur ein wenig von der Arbeit ablenken.
Die Fenster haben seltsame Wolkenvorhänge, die sich gut einpassen in die Umgebung
Ein Stilleben

In den kommenden Tagen wird es nicht so viel zu berichten geben. Bis auf einen Ausflug zur Maho-Beach, der für die Starts und Landungen der Urlaubsflieger bekannt ist, steht vor allem Erholung an. Ich denke, dass ich am Mittwoch wieder einen Eintrag machen werde und von den knapp über den Köpfen der Strandurlauber einschwebenden Flugzeuge berichten kann. Die Landebahn beginnt direkt hinter dem Strand…

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Marianne

    Ja Thomas, so geht Karibik, wenn nur nicht so viele Kreuzfahrt-Schiffe da wären! Wunderschöne Fotos hast Du geschickt. Mach Deinen Segler fein, damit Deine Tante Lilo und Dein Onkel Karl-Heinz sich wohlfühlen. Wir wünschen Dir auf dieser schönen holländischen Insel eine gute Zeit. M.

  2. Hans Dieter Clemens

    Hallo Thomas, deine Beschreibungen der Inseln auf deiner Tour sind nach wie vor recht spannend und amüsant. Ohne Neid stelle ich fest, wo die gut betuchten Menschen ihr Vermögen vor dem Fiskus verstecken müssen. Ebenso die Kreusfahrer (man möge mir verzeihen) die massenweise bei ihren Tagesausflüge lediglich die Orte verstopfen und dabei kaum ihre Geldbörse öffnen um dem Land einen Gewinn zu ermöglichen.
    Zu dem sehen diese Pötte in dieser Landschaft wirklich nicht passend aus. Ich war mal in Rostock zum Hafenfest vor lauter Kreuzfahrschiffe konnte man kaum Wasser sehen. !!schrecklich!!.
    Schön das Lilo und Karl Heinz zu dir an Bord kommen. Ihr werdet bestimmt Spaß haben. Mit den Temperaturen könnte es noch mehr nach oben gehen. Wir müssen hier in Deutschland darauf noch etwas warten .
    Liebe Grüße aus Brandenburg von Roswitha und Dieter.

  3. Melanie

    Lieber Thomas, vielen Dank für die wunderschönen Bilder. Mir ist es dort auch zu touristisch. Dennoch konntest du uns schöne Eindrücke von der Insel geben. Ich werde nie vergessen, als wir mal von dem menschenleeren Norwegen direkt an Norddeich im Hochsommer vorbeikamen. Ich denke, so muss es sich für Dich angefühlt haben.
    Man muss es trotzdem mal gesehen haben.
    Ich wünsche Dir viel Erholung in den nächsten Tagen und eine Menge Spaß mit Tante und Onkel 🙂

  4. Axel W.

    Ah, das sieht aber jetzt doch nach Karibik aus – vielen Dank für die schönen und detailreichen Photos. Ich wünsche weiterhin eine schöne und erholsame Zeit.

  5. Entweder_Oder

    Moin Thomas,
    hier kommt der „Halbzeitpfiff“… und schwupps, schon ist die erste Hälfte vom Sabatical vorbei!
    Du und Deine Mitsegler habt viel gesehen und erlebt im ersten halben Jahr, vielen Dank für die tollen Berichte und Fotos!
    Für die zweite Hälfte wünsche ich Dir und Deinen künftigen Mitseglern vor allem keinen Seetang mehr, keine sich verfangenden Fischernetze, keine Squalls, dafür mehr ruhige Nächte, schöne Ankerplätze und dass Ihr den Luxus freie Zeit zu haben, auch einfach mal nur genießen könnt.
    Enjoy travelling and have a good time!

  6. Gaby Klasen

    Diese Wolken, wunderschön. Auch wünsche dir noch erholsame Monate und viel Spaß mit Lilo und Karl-Heinz. Die beiden sind schon am packen. Ca. 3 große Koffer und zwei Hutschachteln 🙃.

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