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David, Paul und Ian aus Schottland werden Petoya Too zu den Azoren segeln

Freitag, 05.05.2023

Wir lichten den Anker um kurz nach 8 und fahren Richtung Box 16A in der San Juan Bay Marina.  Die Steganlagen sind hier komplett aus Beton und nicht, wie das Wort „Steg“ impliziert aus Holz. Besondere Vorsicht beim Manövrieren ist also vonnöten. Zum wiederholten Mal bewährt sich, dass Petoya Too ein Bugstrahlruder hat. Den besonderen Luxus eines Liegeplatzes lassen wir uns etwas kosten. Mit 78 Dollar pro Nacht sind wir dabei. Ohne Strom und Wasser versteht sich. Dafür sind Duschen und Toiletten in einem – für europäische Verhältnisse – sehr schlechten Zustand. Es ist der erste Aufenthalt in einer Marina seit St. Maarten und das ist immerhin schon 2 Monate her. Trotzdem ist es eine gute Entscheidung, weil es das Be- und Entladen des Schiffes sehr erleichtert.

Franzi und Lars sind schon bald wieder auf Achse. Ich arbeite weiter die Liste ab. Und wieder zeigt das Thermometer über 35°C. Es wird Zeit, dass ich aus der Hitze herauskomme. Die einzige Chance ein wenig abzukühlen ist der Gang in einen kleinen Kiosk im Hafen. Dort läuft die Klimaanlage auf Hochtouren und natürlich ist es mit ca. 18° zu sehr heruntergekühlt. Im steten Wechsel zwischen diesen Klimazonen kann man sich eigentlich nur eine fette Erkältung holen.

Die beiden kommen zurück von ihrer Tour und wir fangen an, zu packen. Diesmal muss ich versuchen, von meinen Klamotten so viel wie möglich mitzunehmen. Die schottische Crew braucht schließlich eine menge Stauraum. Ich habe einen ganzen Berg an Schmutzwäsche und damit ist der Seesack schon gut gefüllt. Dann kommen bis auf das Navigationstablett auch alle möglichen elektronischen Geräte, der Fotoapparat uvm. mit auf die Heimreise.

Gestern habe ich im Marinaoffice nachgefragt, ob es einen Techniker gibt, der das Equipment für einen Ölwechsel hat. Aber die scheinen alle viel zu tun oder Siesta zu haben. Zeitgleich war ein Mann mit im Büro, der einen seltsamen englischen Akzent hatte. Als er sein Telefonat beendet hatte, stellte ich ihm kurzerhand die Frage, ob er evtl. auf seinem Katamaran eine entsprechende Ausstattung hat. Er war super freundlich und bejahte die Frage: „Ich bring Dir die Sachen gleich vorbei.“ Wow. Schon wieder so eine Situation, wo die Hilfe direkt neben mir stand. So gehen Lars und ich ans Werk und pumpen das alte Öl aus dem Motor ab. Er hat sich das neue Liquid redlich verdient. Über den Daumen waren das 1300 Seemeilen, die er Petoya Too durch dick und dünn geschoben hat.

Zum Abschluss saugen und putzen wir noch, gehen dann etwas essen und fallen ziemlich müde in die Kojen. Soweit ist alles erledigt. Mit den beiden Gasflaschen sollten die drei Schotten wohl auskommen, zumal in der jetzt angeschlossenen auch noch etwas Gas ist.

Samstag, 06.05.2023

Das letzte Frühstück für uns drei an Bord der Petoya Too – zumindest hier in der Karibik – dann schaffen wir die 7 Sachen ins Auto und Lars und Franzi fahren mich zum Flughafen. Eine halbe Stunde später trifft die neue Crew ein. Die Jungs sind hundemüde. Sie waren 30 Stunden unterwegs und können kaum mehr auf den Beinen stehen. Paul – den Skipper – und Ian kenne ich ja schon aus Lanzarote. Dazu kommt noch David, der bereits lange Zeit mit Ian auf Booten unterwegs war. Alle drei sind total sympathisch und wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut. Ich bestelle ein Uber, dann geht es zurück zum Boot. Trotz der Müdigkeit überhäuft mich Paul mit Fragen, bis er unvermittelt befindet, dass er sich jetzt hinlegen wird. Später erzählt er mir, dass er 15h am Stück geschlafen hat, so lange wie nie zuvor. Lars und Franzi waren so lieb, noch Getränke und etwas Grundversorgung vorbei zu bringen.

So haben wir doch noch Zeit, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Ich würde gerne nach Old San Juan und mir ein paar schöne Spots anschauen. Dieser alte Teil der Stadt ist absolut sehenswert. Schöne Gassen mit Kopfsteinpflaster, alte Häuser, bunt, manche ein wenig verfallen, viele mit schmiedeeisernen Geländern, nette Restaurants und Bars. Es ist zwar zum wiederholten Male richtig heiß aber es lohnt sich, dafür ein wenig zu schwitzen. La Perla ist schon vom Meer aus ins Auge gefallen, hier sind die bunten Häuser geballt nebeneinander. Aber es gibt die höchste Kriminalitätsrate genau an dieser Stelle. No worries, let’s go. Es passiert zum Glück nichts. Weiter geht es in Richtung Fort. Davor liegt ein großer Friedhof direkt am Meer. Was für eine tolle Aussicht die Toten an diesem Ort haben…

Ein Haus in Landesfarben bemalt.
Wir trauen uns wenig später sogar auf die Straßen von La Perla.
Glückliches Paar.
Stilleben in Old San Juan.
Wunderschöne Gasse.
Hübsch anzuschauen sind die Häuser, auch wenn man das zu Hause wohl eher nicht so machen würde.
Friedhof mit Aussicht.
Der 15. Geburtstag ist für die jungen Damen auf Puerto Rico ein ganz besonderer.
Blick vom Fort auf die Umgebung.
Die Wachleute sind früher wohl etwas kleiner gewesen.
Scherenschnitt im Gegenlicht.
Eine der vielen schönen Straßen in Old San Juan.

Auch am Fort ist die Stimmung der Menschen ausgelassen. Eine unendlich große Wiese, auf der die Menschen dem Sonnenuntergang entgegenfiebern, Drachen steigen lassen und einfach relaxen, liegt vor uns. Der 15. Geburtstag wird auf Puerto Rico offenkundig von den betroffenen jungen Damen, auf besondere Weise gefeiert. Das scheint traditionell der Tag zu sein, an dem aus dem Kind eine Frau wird. Der Tag wird gefeiert wie eine Hochzeit. Mit langem Kleid und Diadem auf dem Kopf steht das Geburtstagskind ganz in unserer Nähe und wir beobachten eine Weile die dazugehörige Fotosession.

Es ist ein schöner Nachmittag den wir mit einem kleinen Snack unter freiem Himmel ausklingen lassen, bevor es zum ersten Mal ins Airbnb geht. Schlafen in einem richtigen Bett. Leute, ihr glaubt gar nicht, was das für ein herrliches Gefühl ist.

Sonntag, 07.05.2023

Heute und morgen werde ich überwiegend bei der neuen Mannschaft auf dem Boot sein. Es gibt viele Fragen und einiges zu erklären. David wird von Paul zum Einkaufen geschickt und die anderen gehen mit mir alles durch, was Paul auf seiner Bucketlist stehen hat. Das kostet viel Zeit und währenddessen klettert das Thermometer auf mehr als 35°. An Deck verbrennt man sich die Füße. Auf dem schwarzen Dichtmaterial, das in den Fugen des Holzdecks klebt, können wir glatt Spiegeleier braten. Irgendwann geht Paul mit David ein zweites mal zum Supermarkt und ich versuche mit Ian die Funkanlage mit seinem Laptop abzustimmen. Das gelingt uns leider nicht. Wir werkeln sicher mehr als 4 Stunden daran aber es fehlt am Ende an einem Treiber, der den Zugang zwischen Modem und PC herstellen soll. Erst spät am Abend schickt mir Paul die Message, dass der Treiber gefunden wurde. So können wir morgen einen weiteren Versuch unternehmen.

Gründliche Vorbereitung bei unerträglicher Hitze. Paul verstaut Gemüse und Obst im Netz.
Wir lassen den ganzen Tag die Lüfter auf Hochtouren laufen.
David ist der Staumeister. Einer muss die Übersicht haben, wo welche Dose verstaut ist.
Die Auswahl an Lebensmitteln unterscheidet sich deutlich von dem, was wir auf dem Atlantik dabei hatten.Die Versorgung mit Trinkwasser wird durch die kleinen Behälter erschwert, die es hier gibt. Mehr als eine Gallone ist nicht zu haben. Das sind gerade einmal 3,78 Liter. Es müssen mehr als 40 Gallonen "gebunkert" werden.
Die Shirts sind in kürzester Zeit durchnässt. David ist bereits ziemlich fertig.

Ein langer und anstrengender Tag war das. Und es wird morgen genauso weiter gehen.

Abenteurer unter sich

Lars und Franzi waren wieder mit dem Auto unterwegs. Am Nachmittag sind sie einer Empfehlung von Stacie gefolgt und haben eine schöne Bucht westlich von San Juan besucht: Mar Chiquita. Dort waren sie ein letztes Mal im Wasser und haben ihre Zeit genossen. Am Nachmittag erreicht mich eine Nachricht von Leonie und Thilo. Sie haben sich ein kleines Abenteuer geleistet. Mit dem Uber sind sie nach Arecibo gefahren, um dort in der Nähe, an einem Fluss ein Boot aus Bambusstämmen zu bauen. Damit sind sie dann flussabwärts gepaddelt oder geraftet. Das YouTube-Video dazu ist bereits für den Sonntag angekündigt. Also schaut dort gerne rein, wenn Euch deren Tour interessiert. Allein es gibt ein Problem. Der Uber-Fahrer hat für den Trip zum Fluss schon mehr als 80 Dollar haben wollen. Und er hat gesagt, dass es kein Uber zurück geben wird, weil die Gegend unsicher ist und sie sich am Abend dort nicht hin trauen. Sie haben mich dann über Instagram kontaktiert und gefragt, ob wir sie dort abholen können. Ich setze mich mit Franzi und Lars in Verbindung, die ohnehin auf halbem Weg zwischen San Juan und Arecibo sind und die freuen sich sogar, dass sie helfen können. Die picken Leonie und Thilo an einer einsamen Straße auf. Die beiden sind vollkommen durchnässt aber glücklich. Für den Abend verabreden wir uns zum gemeinsamen Dinner im Longhorn Steakhouse. Leonie und Thilo berichten uns von ihrem Abenteuer und den Schwierigkeiten, die sie mit dem Bau des Floßes hatten. Später erfährt Leonie, dass es genau in diesem Fluss angeblich ach Krokodile gibt. Mit diesem Wissen wäre sie niemals auf die Raftingtour gegangen. Unglaublich, was die Beiden alles für Abenteuer erleben. Und toll, dass sie dabei auch meist das Glück auf ihrer Seite haben. Ich wünsche Euch – Leonie und Thilo – dass ihr weiterhin das Quäntchen Glück haben werdet! Es ist ein herrlich entspannter Abend mit der Crew der „Aber auch gut“.

Danke für die schöne Zeit mit Euch!

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