Bevor ich von Lanzarote ablege, habe ich noch weitere Arbeiten zu erledigen. Die Abdeckplatte in der Achterkabine muss befestigt werden und auch die Leesegel, die das Herauspurzeln der Crew aus den jeweiligen Kojen verhindern sollen, müssen angebracht werden. Außerdem müssen wir uns langsam darum kümmern, was wir unterwegs alles kochen und essen wollen. Vorab hatte Chris schon einen Vorrat an Trockenfutter besorgt, der noch weiter ergänzt werden muss. Die Zeit bis zum Start der ARC wird nicht langweilig. Guido hat am Wochenende noch ein zweitägiges Seminar „Medizin an Bord“ bei Sailing Island mitgemacht. Er war danach vollkommen begeistert und der Meinung, dass diese Fortbildung ebenso für alle Skipper und Crews unabdingbar ist, wie das Sicherheitstraining, das wir vor 3 Wochen gemacht haben.
Ich schlafe – wie üblich vor einer längeren Reise – eher schlecht und wache auch ohne Wecker schon um halb 3 am Morgen auf. Am Abend hatte ich schon einiges für die Fahrt vorbereitet. Das Ruderblatt der Hydrovane montiert, das Großsegel schon angeschlagen, diverse Fender weggeräumt, die „Kuchenbude“ abgebaut. Nun muss ich also nur noch aufstehen, den Strom abschlagen und ablegen. Niemand außer mir ist so früh schon auf den Beinen. Bis zur Hafenausfahrt sind alle Fender und Leinen verstaut und das Großsegel wird gesetzt. Es ist fast windstill und ich muss die Fahrt – wie erwartet – zunächst unter Motor beginnen. Gegen 3:25 Uhr verlasse ich den Hafen und fahre zwischen Lanzarote und Fuerteventura in Richtung Südwesten. Die elektronische Selbststeueranlage verrichtet ihren Dienst und ich halte Ausschau nach Fischerbooten und anderen Schiffen. Nach einem Monat Segelpause muss ich mich erst einmal wieder an die Abläufe gewöhnen. Zumal ich jetzt meine bisher längste Solo-Etappe vor mir habe. Mein Plan ist, möglichst lange bei Tageslicht zu fahren und meine Hoffnung, dass ich in der Abenddämmerung in den Hafen von Las Palmas einlaufen kann. Wegen der morgendlichen Feuchtigkeit und der damit verbundenen Verdunstungskälte habe ich meine Segeljacke angezogen. Außerdem noch die Rettungsweste mit einem Lifebelt angelegt. Sobald ich mich außerhalb des Cockpits befinde, picke ich mich in eine Sicherheitsleine ein, die an Deck von ganz hinten nach ganz vorne verläuft.
So vergehen die ersten Stunden und die Anspannung lässt langsam aber sicher nach. Die Sonne, die hinter den Hügeln von Fuerteventura schon aufgegangen ist, beleuchtet die Wolken über mir und taucht sie in ein zartes Rosarot. Noch ist aber nicht ans Segeln zu denken und der Motor muss am Ende etwa 6 Stunden seinen Dienst tun. Nach etwa 40sm scheint mir der Wind konstant genug zu sein und ich setze zum Großsegel jetzt auch das große Vorsegel (Genua). Schön, dass endlich Ruhe einkehrt. Allerdings geigt das Schiff bei diesem fast genau von hinten einfallenden Wind in schneller Frequenz hin und her. Ich setze einen Spinnakerbaum um das Vorsegel besser fixieren zu können, sonst schlägt es wie wild um sich. Jetzt wo ich alles weitgehend festgezurrt habe, kann ich auch endlich ein wenig ausruhen und anderen Dingen nachgehen.
Bald sind die Umrisse von Bergen zu erkennen. Gran Canaria ist von Wolken verhüllt – zumindest im Nordosten der Insel bleiben die Wolken an den Bergen hängen. Je näher ich der Insel komme, desto mehr Schiffsverkehr treffe ich an. Einzelne Segler sind dabei aber auch Frachtschiffe, Fähren und Baggerschiffe. Ziemlich viel Betrieb und jetzt fängt es schon an zu dämmern. Außerdem bin ich auch ein wenig müde. Aber es hilft nichts, die Konzentration muss hoch gehalten werden.
Die letzten Meilen ziehen sich dahin und es wird doch richtig dunkel, als ich mich dem Hafen nähere. Im Hintergrund die hell erleuchtete Stadt, ist es nicht einfach, die richtigen Schifffahrtszeichen auszumachen. Und dann sind ja permanent dicke Pötte um mich herum. Das ist zum Schluss noch einmal richtig spannend, mich hier durchzumogeln. Jetzt noch schnell die Segel runter nehmen, Fender, Leinen wieder anbringen und dann mit der Marina Kontakt aufnehmen. Zum Glück habe ich vorgestern schon dort angerufen und mein Kommen angekündigt. Man hat mir einen Platz in unmittelbarer Nähe zum Hafenkontor zugeteilt. Das hat zumindest den Vorteil, dass ich auf dieser Seite des Yachthafens weniger Trubel habe. Zwei Marineros fahren mit einem Schlauchboot voraus und weisen mir den Platz in einer kleinen Gasse, in der ich auch noch einen engen Bogen rückwärts fahren muss zu. An dieser Stelle nutze ich das Bugstrahlruder und bin sehr froh, dass ich es habe. Ich schaue in beinahe verzweifelte Gesichter meiner zukünftigen Bootsnachbarn, die mit Fendern bewaffnet auf das Schlimmste gefasst sind… Aber nichts passiert. Obwohl die Lücke wirklich eng ist, fahre ich ohne jegliche Berührung an den Steg und übernehme dort eine Mooringleine.
Nach 16h und 30min liege ich im Yachthafen von Las Palmas und freue mich auf ein paar entspannte Tage auf dieser Insel.
Wann genau geht es eigentlich los, über den grossen Teich ?
Die ARC startet am 20.11.2022 um 13Uhr Ortszeit (14:00 MEZ). Es werden ca 160 Boote an den Start gehen. Die Petoya Too ist eines der drei kleinsten Boote.
Hallo Thomas,
Ich verfolge deinen Blog und den Törn immer gerne. Die Tauchbilder sind super, wusste nicht, dass es dort so ein Unterwasser Leben gibt.
Nun freue ich mich schon auf die Berichte von der ARC .
Vielleicht begegnet euch ja auch Boris Hermann, der startet heute zur Route de Rhum von Saint Marlo.
Lg Andrea
Einparken in eine enge Box – gekonnt ist gekonnt! Nun wird es so langsam aber richtig spannend und ich bin gespannt, wie die Berichterstattung weitergeht. Erstmal aber gute letzte Vorbereitungen und dann einen guten Start!