• Beitrags-Kategorie:ARC / Segeletappen

Am Abend zaubert Chris uns ein Risotto, das sich sehen lassen kann. Er hatte mir im Sommer einen großen Beutel mit verschiedenen getrockneten Gemüsesorten auf dem Schiff gelassen. Es waren unter anderem Steinpilze dabei. Die schmecken fast so gut, als seien sie gerade frisch gepflückt worden. Wir schlagen uns die Bäuche voll, als gäbe es kein Morgen mehr. Dann beginnt wieder der nächtliche Wachrhythmus. Wir kommen auch jetzt nicht wirklich vorwärts. Am Mittag des 2. Advent stehen für die vergangenen 24h nur noch 63sm zu Buche. Das ist mehr als nur frustrierend. Das geht schon in Richtung Niedergeschlagenheit. Da wünschen wir uns die unbequeme Welle der letzten zwei Wochen zurück, wenn denn nur auch der Wind wieder dabei wäre.

Gegen 11 starten wir den Motor, damit ich Mails abrufen kann (…Spannung wieder  zu niedrig). Wir nutzen die Gelegenheit uns mit Vortrieb 5sm weiter nach Westen zu katapultieren. Dann ist wieder etwas Wind da – wir sprechen von ca 1 bis 2 Bft – und sogleich ist der Motor wieder aus. Ein Versuch mit dem riesigen Blister scheitert. Wir können damit nicht so hoch an den Wind gehen, wie mit der Genua und werden zudem wieder langsamer. Also retour, Blister wieder weg. Gegen Mittag setzt sich endlich ein steter Wind aus Südwest durch, der uns das ungeahnte Gefühl von Bewegung gibt. Wir kommen mit bis zu 4,5 Knoten Fahrt voran und erleben zum ersten Mal auf der gesamten Reise richtig entspanntes Segeln. Das geht also auch. Zur Feier des Tages backt der Skipper sein zweites Brot. Diesmal ist die Konsistenz etwas besser. Der Teig nicht ganz so flüssig, wie zuvor. Außerdem packe ich den Brotlaib in die Auflaufform und nicht aufs Blech. Damit ist gewährleistet, dass es nicht wieder einem Fladen ähnelt.

Wir müssen uns wohl oder übel an das geringere Tempo gewöhnen. Aber gut ist, dass die Bewegungen heute sehr angenehm sind. Ich lege mich am Nachmittag in meine Koje und kann richtig gut schlafen. Während ich schlummere nutzen Chris und Guido die Gelegenheit und kümmern sich um das defekte Solarpanel. Ich habe noch Epoxydharz an Bord und flux haben die Beiden das defekte Glas mit einer Lage Epoxy überzogen. Guido zeigt mir später eine Zeitrafferaufnahme davon und ich bin total begeistert über das erzielte Ergebnis. Das Panel sieht fast aus wie neu. Zumindest haben wir die Hoffnung, dass wir damit weiter Strom erzeugen können und auch, dass das Panel vor Regen und Salzwasser geschützt ist und wir uns nicht einen Kurzschluss erzeugen, der dann vielleicht das andere Panel auch noch zerstören könnte. Danke Euch Beiden für die tolle Arbeit!!!

Am Abend bin ich auch mal wieder an der Reihe mit „Kochen“. Ich mache – passend zum Wetter und zum 2. Advent – Kaiserschmarrn. Wir haben zwar keinen Puderzucker aber Apfelmus und Zimt. Damit schmeckt er besser als der Originale aus Österreich.

Als Chris sich gerade ein Nickerchen gönnt, kommen – wie gestern auch schon einmal – ein paar Delphine zum Boot und begleiten es ein paar Minuten. Allerdings waren die von gestern viel agiler. Eine Gruppe von ca 10 Tieren kam aus Norden angerauscht. Dabei spangen alle hoch und weit aus dem Wasser. Das war ein tolles – wenngleich sehr kurzes – Schauspiel.
Eine hoffentlich ruhige Nacht liegt vor uns. Der Wind ist zwar schwach aber wir hofen, dass er uns zumindest ein wenig treu bleibt und dann gerne auch in den kommenden Tagen wieder etwas zulegt.

Danke für Eure Routenvorschläge und Wetterinformationen, speziell an Dagmar und Kä.

Und hier noch eine Bitte aus dem „Basislager“: bitte zur Zeit keine Screenshots o.ä. an Thomas Funk-Mailadresse schicken. Die Verbindungen sind zur Zeit sehr labil und daher „zäh“ und Kurzwellenfunk verbraucht auch sehr viel Strom, der gerade Mangelware ist. Sobald sich die Situation bessert, wird es wieder unter einem der Blogs stehen. Vielen Dank!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. µ

    Schön, dass die „Schlafentzugsfolter“ erstmal vorbei ist. Was sind schon ein paar Meilen Etmal weniger, wenn Ihr dafür jetzt entspanntes Segeln habt und die Überfahrt genießen könnt.
    Wünsche weiter entspanntes Segeln und allzeit ne Handbreit Strom in der Batterie.

  2. Axel W.

    Jeder Bericht enthält was anderes – also beim Lesen wird einem nicht langweilig. Ich freue mich jeden Morgen auf ein update!

  3. Karl-Peter Lux

    Zwischen Freude und Frust ….
    Allein schon übrr den Atlantik segeln zu dürfen und können dürfte keinrn Frust erzeugen.
    Jungens bleibt einfach konzentriert und dran das klappt dann schon.
    Wie ihr merkt, bin ich auch die ganze Zeit dabei.
    Der dritte Advent kommt bald
    Grüße auch von Elke
    Karl-Peter

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